Frau mit Post
Älteren Menschen bei der Erledigung der Post zu unterstützen - das ist die Aufgabe von Postpaten.
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Senioren

Postpaten - damit Senioren länger daheim wohnen können

In der Region München helfen sogenannte Postpaten Senioren zu Hause bei der Bewältigung ihrer Post. Eine verantwortungsvolle Aufgabe mit starker Wirkung. KOMMUNAL stellt das Modell vor.

Das Alter bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich und oft sind es ganz praktische Aspekte, die im Zweifelsfall darüber entscheiden, ob jemand in seinem Zuhause wohnen bleiben kann. Die Bewältigung der eigenen Post zum Beispiel. „Manche Senioren haben einen regelrechten Horror davor, zum Briefkasten zu gehen“, sagt Anke Steinkohl vom Paritätischen Wohlfahrtsverband e.V. in München, „vor lauter Angst, es könnten wieder Schreiben darin liegen, auf die sie reagieren müssen, die sie aber überfordern.“ Hier setzt das Postpaten-Projekt als Angebot der Beratungsstelle für ältere Menschen und Angehörige sowie der Fachstelle für pflegende Angehörige des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes an, der Menschen bei allen Fragen rund um die Themen Alter und Pflege berät.

Damit unterstützen Postpaten Senioren

Postpaten sind ehrenamtliche Helfer, die den geistig noch agilen Senioren beim Durchsehen ihres Briefverkehrs und beim Sortieren der Dokumente helfen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. Laut Wohlfahrtsverband sollten sich die Engagierten leicht tun beim Erledigen von schriftlichen Angelegenheiten und Freude daran haben, die Senioren beim Öffnen, Sortieren, Ablegen und Erledigen der Post zu unterstützen. Der Einsatz geht oft noch darüber hinaus. So wird die Post besprochen, assistieren die Postpaten teilweise beim Ausfüllen von Formularen und der Zusammenstellung von Unterlagen für Anträge und begleiten sie die Senioren nicht selten auch bei Behördengängen. Bei alledem gilt selbstverständlich die Schweigepflicht.

So lange wie möglich zuhause wohnen

2013 hat der Paritätische das kostenlose Angebot ins Leben gerufen, seit mittlerweile zwei Jahren wird es auch in allen städtischen Beratungsstellen für ältere Menschen und Angehörige angeboten. Alle Beratungsstellen werden gefördert durch die Stadt München, für die Senioren ist das Angebot kostenfrei. Aktuell wird das Postpatenprogramm zudem im Landkreis München eingeführt. Zentrale Anlaufstelle ist hierbei die aufsuchende Seniorenberatung des Landkreises München. Das Ziel des Projekts ist es, die Lebenssituation von Senioren zu verbessern und dazu beizutragen, dass die Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrem vertrauten häuslichen Umfeld leben können. Um zu gewährleisten, dass sowohl Hilfesuchender als auch Ehrenamtlicher für das Projekt geeignet sind, machen sich die Mitarbeiter des Paritätischen Wohlfahrtsverbands im Vorfeld ein genaues Bild von den möglichen Paten ebenso wie von den Senioren mit Hilfsbedarf.

Postpatenschaft - wer ist geeignet?

„Wenn eine Anfrage eingeht, schauen wir uns die Situation vor Ort an“, sagt Steinkohl. Wichtig sei vor allem, dass der ältere Mensch noch mitarbeiten könne. „Der Ehrenamtliche darf nicht der persönliche Sekretär sein, der alles erledigt. Stattdessen geht es um die gemeinsame Bearbeitung der Post“, so Steinkohl. Lägen unbehandelte psychische Erkrankungen vor oder etwa eine fortgeschrittene Demenz, sei diese Voraussetzung nicht gegeben. Mit den potentiellen Postpaten wiederum führen die Mitarbeiter vom Wohlfahrtsverband zuerst Vorstellungsgespräche um zu sehen, „ob der Postpate überhaupt geeignet ist für die Aufgabe“, wie Steinkohl sagt. Wichtig für die Eignung sei es, „Grenzen setzen zu können, sich empathisch in ältere Menschen einfühlen“ und nicht zuletzt ein ordentliches polizeiliches Führungszeugnis vorweisen zu können.

Die ausgewählten Postpaten werden vom Verband in Folge intensiv bei ihrer Arbeit begleitet. So erhalten sie umfangreiche Informationen rund um die Themen Alter und Pflege, können sich regelmäßig mit anderen Helferinnen und Helfern austauschen und bekommen Versicherungsschutz und Fahrtkostenerstattung. Zudem gibt es vor dem ersten Einsatz In Kooperation mit Münchner Bildungswerk eine gemeinsame Schulung, bei der Themen wie Kommunikation, typische Alterserkrankungen sowie die Rolle des Ehrenamtlichen im Unterschied zu der eines Freundes besprochen werden.

Es ist ein Aufwand, der sich lohnt, wie Steinkohl unterstreicht. „Die Vorbereitung der Postpaten und ihre kontinuierliche Begleitung sind sehr wichtig. Nur so kann die Postpatenschaft gewinnbringend für alle Seiten laufen und erhalten die Senioren eine wesentliche Unterstützung, um weiterhin ihren Alltag in den eigenen vier Wänden bewältigen zu können.“

Informationen zum Postpaten-Projekt bei der Beratungsstelle für ältere Menschen und Angehörige des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

Informationen zum neu gestarteten Postpaten-Projekt im Landkreis München bei der Aufsuchenden Seniorenberatung.