Was können Kommunen tun, um das Aussterben der Bienen zu verhindern? ©Hans-Jürgen Sessner

Bienen: Deutschland summt

7. Juni 2017
Bienen drohen in Deutschland auszusterben. Schon mehr als die Hälfte der Arten gelten bei uns als bedroht. Vor allem Milben machen ihnen zu schaffen. Was Kommunen tun können, um die Bienen zu schützen – ein Gastbeitrag von Dominik Jentzsch.

Das Bewahren von Lebensräumen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es ist nicht der Job von Umweltschützern, Naturfreunden und - im Fall der Honigbienen - der Imker. Zusammen mit Partnern und Förderern kann durch vielfältige Aktionen das Interesse an diesem wichtigen Thema immer wieder erneuert werden.

Bienen brauchen Diversität

Für Kommunalpolitiker und Stadträte gilt es daher, auf dem kommunalen Grün und den diversen Grünflächen aktiv zu werden. Hierbei haben hohe Diversitäten durch das Setzen von heimischen Pflanzenarten höchste Priorität. Anpflanzungen mit heimischen, zertifizierten Saat- und Pflanzengut verbessern die Situation für die heimische Tierwelt. Es gilt aber auch Sukzessionen zuzulassen und mehr „Wildnis zu wagen“. Dabei sind Pflegeaufwand und Mähregime zu reduzieren. Sofern eine Minderung des Aufwands von acht bis neun Mal mähen auf lediglich zwei bis drei Einsätze während eines Jahres vorgenommen wird, erzielt dies bereits eine Steigerung der Artenvielfalt. Mit Hilfe der Einsparungen der reduzierten Ausgaben kann ein Bienenfond eingerichtet werden, welcher ausschließlich Bestäuberinsekten zu Gute kommt. Eine weitere Maßnahme ist die Ausweisung von Wildkräuterflächen. Die Bevölkerung ist zu informieren, es bedeutet Partner zu sein für Verbände und Institutionen die urbanes Gärtnern befördern.

Bienen sind für den Erhalt unserer Pflanzen essentiell wichtig. ©Hans-Jürgen Sessner

In der Stadt Karlsruhe beispielsweise hat die verminderte Unterhaltung eines großen Teils der öffentlichen Grünflächen die Pflegekosten stark vermindert. Das entlastet den kommunalen Haushalt und reduziert den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid Krankt die Biene, krankt der Mensch! Wir brauchen also gesunde Kultur- und Landschaftsräume sowie den Fortbestand einer größtmöglichen biologischen Vielfalt. Fehlt diese werden massive ökonomische und ökologische Folgen für den Menschen nicht ausbleiben. Die Bienen als wichtige Bestäuberinsekten nehmen daher eine Schlüsselrolle ein. Ziel der im Jahr 2010 gegründeten Stiftung für Mensch und Umwelt ist es, die Stadt und den ländlichen Raum lebenswerter zu gestalten und die Aufmerksamkeit für Wild- und Honigbienen bei der Bevölkerung zu steigern. Konkret werden Bürger inspiriert und mobilisiert selbst etwas gegen den fortschreitenden Artenschwundes zu unternehmen.

Dominik Jentzsch ist Geograph und arbeitet in der Stiftung Mensch und Umwelt.

Eine Augenweide ist nicht unbedingt eine Bienenweide. Nicht alles das, was uns gefällt, gefällt auch den Bienen und Co. Wichtig ist etwa der Erhalt von Streuobstflächen und nährstoffarmen, aber artenreichen Wiesen. Die herkömmliche Grünfläche, aber auch Garten- und Balkongestaltung lässt Tieren und Pflanzen allzu oft nicht genügend Raum zur Entfaltung. Dabei kann jeder Bürger heimische Blumen pflanzen und bienenfreundliche Strukturen anlegen. Unter dem Motto „Wir tun was für Bienen“ läuft gegenwärtig ein bundesweiter Pflanzwettbewerb. Eine der Ideen ist, gemeinschaftlich naturferne Flächen für unsere Bienen anzulegen. Der Wettbewerb motiviert Gemeinschaften aller Art, sich dafür zu engagieren: für die Bienen, die biologische Vielfalt und für unsere Zukunft.

Städtisches Grün ist wichtig für Bienen

Im aktuellen Wettbewerb stehen neben Privat-, Schul- oder Unternehmensgärten insbesondere kommunale Flächen wie städtische Grünanlagen und Brachen im Fokus. Besonders auf lokaler Ebene ist es von Bedeutung, diese „hotspots“ der Artenvielfalt zu erhalten. Ganz nach dem Motto: Unsere Gemeinde befolgt die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030. Dafür ist von Vorteil, wer eine enge Zusammenarbeit zwischen Bürgern und den Mitarbeitern öffentlicher Träger fördert. Das stärkt nicht nur die Bürgerbeteiligung vor Ort, sondern ermöglicht zudem neue Wege der Gestaltung von naturnahen Flächen innerhalb der Gemeinden und Kommunen. Im besten Fall kann das für eine Stadt identitätsstiftend sein, wie am Beispiel der Stadt Andernach am Rhein. Dort haben die Stadtvorderen auf den Flächen des Stadtwalls die Bürger ermutigt, Obst und Gemüse anzupflanzen, diese zu pflegen und zu ernten. Als Beispiel für starke Zusammenarbeit ist die Stadt Neuenhagen bei Berlin zu nennen. Für eine Aktion an einem Samstag gemeinschaftlich eine Fläche zu pflanzen, meldete sich zunächst niemand an. Zum angekündigten Event erschienen dann aber 50 Leute um mitzuwirken. Dies war ein großer Erfolg, wobei die Bevölkerung wahrnimmt, ihr Bürgermeister tut was für Bienen und zudem werden wichtige Informationen vermittelt. Die Bürger unterstützen ihn und Angestellte der Kommunalverwaltung  dabei nach Kräften zur Umsetzung. Dies bewirkt das Menschen animiert werden auch ihre eigenen Gärten bienenfreundlicher zu gestalten, indem entsprechende Pflanzen angebaut werden.