Es gibt einfache Methoden, das Bienensterben in Kommunen einzudämmen - wir haben Tipps für Sie
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Bienensterben: Was Kommunen tun können

Das Thema Artenvielfalt ist spätestens seit dem erfolgreichen Volksbegehren in Bayern in vielen Städten und Gemeinden Thema. Auch in anderen Bundesländern steht das Thema in Gemeindeparlamenten immer häufiger auf der Tagesordnung. Auf dem Weg zur Pestizidfreien Kommune.

Immer mehr Kommunen engagieren sich gegen das Bienensterben. So haben sich inzwischen fast 500 Städte und Gemeinden in Deutschland in Gemeinde- oder Stadtratsbeschlüssen verpflichtet, auf den eigenen Flächen keine Pflanzenschutzmittel mehr einzusetzen und auch ihre Bürger über Alternativen dazu aufzuklären. Doch das Unkraut auf Wegen und an Bordsteinkanten muss natürlich weiter bekämpft werden. „Man kann dafür Wildkräuterbürsten einsetzen, oder Striegel“, meint Corinna Hölzel. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland und betreut eine Liste von „pestizidfreien Kommunen. Sie sieht die Kommunen auch in der Verantwortung für ihre Park- und Gartengestaltung. „Eine naturbelassene Blumenwiese statt eines englischen Rasens spart auch Kosten bei der Pflege“, meint sie. Sie räumt aber auch ein, dass bestimmte Schadinsekten nicht ohne Gift bekämpfbar sind. Der Buchsbaumzünsler beispielsweise, der sich an den gleichnamigen Sträuchern zu schaffen macht. „Da wird man langfristig nicht umhinkommen, andere Pflanzen einzusetzen.“

Dem Bienensterben entgegentreten: Diese Gemeinde ist aktiv geworden! 

Zu den Gemeinden, die auf Pestizideinsatz schon heute verzichten, gehört etwa Pullach im Isartal.

„Ein Einsatz von Pestiziden hätte aus meiner Sicht viel mehr Nachteile als Vorteile“, sagt der Leiter der dortigen Abteilung Umwelt, Bernhard Rückerl. So würden sich die Schadstoffe in der Nahrungskette, im Boden und im Grundwasser anreichern. Und bei Unkräutern und Schädlingen könnten Resistenzen entstehen. Ähnlich ist es im niedersächsischen Lüneburg. In der alten Hansestadt setzt man seit gut einem Jahr auf heißes Wasser: Wo unerwünschte Pflanzen aus den Pflasterfugen hervorlugen, wird kochendes Wasser versprüht. Dadurch sterben die Pflanzen dann ab, erklärt der städtische Gärtnermeister Martin Freese. Die Verfahren seien allerdings nicht ganz so schnell, wie die mechanische Reinigung der Pflasterfugen: „Bei der mechanischen Reinigung schaffen die Mitarbeiter der Straßenunterhaltung rund 10 Kilometer Wegstrecke pro Stunde – bei der thermischen Beseitigung sind es zwischen zwei und sechs Kilometern pro Stunde.“ Doch in die extra zur Unkrautbekämpfung angeschafften, rund 60.000 Euro teuren Heißwassergeräte sei auch ein Hochdruckreiniger integriert. Parallel zur Wildkrautbeseitigung könnten die Mitarbeiter dann auch die Straßenschilder an den Wegen reinigen.

Und auch in Brandenburg setzen die Kommunen zunehmend auf den Insektenschutz: Immer mehr Kommunen würden in ihren Parks und Grünanlagen Blühwiesen anlegen. Und in den Schulen gebe es Insektenhotels und Bienenprogramme, so der Präsident des Brandenburger Städte- und Gemeindebundes, Oliver Hermann. Gleichzeitig sei aber auch noch Aufklärung nötig, sagte der Großräschener Bürgermeister Thomas Zenker. Denn kaum stünde ein Blühstreifen in voller Pracht, „kommen auch schon Anrufe mit der Frage, wann wir endlich das Unkraut dort wegmachen."

Auch Landnutzer wünschen sich aktive Kommunen 

Mehr Engagement von Kommunen wünschen sich im Übrigen auch Vertreter von Landnutzerverbänden. Zum Beispiel der Brandenburger Gregor Beyer, der es in den vergangenen Jahren geschafft hat, die einschlägigen Verbände von Bauern, Förstern, Jägern, Fischern und Waldbesitzern im „Forum Natur Brandenburg“ zu einigen. Nach dem Erfolg des bayerischen Volksbegehrens hat auch das Brandenburger Forum Natur eine Volksinitiative zum Bienenschutz gestartet – um zusammen mit den Landwirten, und nicht gegen sie, beim Insektenschutz voranzukommen. Kommunen könnten wesentliche Rahmenbedingungen setzen und beeinflussen, die unmittelbare Auswirkung  auf Flora, Fauna und insbesondere Insekten und Kleinsäuger haben. 

Gregor Beyer ist bewusst, dass mehr Einsatz gegen das Bienensterben auch mehr Kosten für Kommunen bedeutet
Gregor Beyer ist bewusst, dass mehr Einsatz gegen das Bienensterben auch mehr Kosten für Kommunen bedeutet





Doch Beyer verkennt nicht, dass eine umweltschonende Unkrautbekämpfung Kommunen auch vor Probleme stellen kann. „Pestizideinsatz kann im erheblichen Umfang durch motormanuelle Tätigkeiten ersetzt werden“, sagt der Geschäftsführer des Forums Natur. „Dies bedeutet jedoch eine konsequente Entscheidung für mehr Arbeitskräfte und das damit zur Verfügung zu stellende Finanzvolumen.“ So wie der Verbraucher entscheiden könne, so könnten auch die Kommunen „zwischen "Geiz ist geil" und verantwortungsbewusster Bewirtschaftung der Liegenschaften wählen!“ 

Und dann kommt Beyer auf einen Trend zu sprechen, der sich in manchen Regionen Deutschlands auszubreiten scheint:Denn immer mehr Menschen in Deutschland verzichteten auf eine bunte Bepflanzung ihrer Vorgärten, die freilich auch eine arbeitsintensive Gartenpflege nötig macht. Stattdessen setzen sie auf Steingärten. Eine Kommune, die auf Vielfalt im Straßenbegleitgrün setze, sei direktes Vorbild für den Hausgarten ihrer Bürger. „Insektenfeindliche Steingärten machen sich insbesondere dort breit, wo die kommunalen Entscheidungsträger kein Vorbild vorleben“, sagt Beyer. Womit sich der Vertreter der Landnutzer plötzlich mit den Naturschützern sehr einig ist. Denn auch die BUND-Mitarbeiterin Hölzel hält den Trend zu Steingärten für schwierig. „Manche Menschen finden das ästhetisch“, sagt sie. „Ich verstehe das nicht.“ Jede Kiesfläche sei im Prinzip eine Wüste, ein „verlorener Lebensraum“. „Kommunen jedenfalls sollten da mit gutem Vorbild vorangehen, und auch die eigenen Flächen anders gestalten.“

Ob Bienensterben oder Wohnungsbau - alles rund ums Thema Zukunft und Stadtentwicklung fasst KOMMUNAL-Chefredakteur Christian Erhardt jeden Donnerstag in KOMMUNE.HEUTE für Sie zusammen - kostenfrei! Jetzt abonnieren!
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