E-Ticket
Mit dem E-Ticket in der Stadt oder Gemeinde alles schneller erledigen in Heiligenhaus.
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Ditalisierung

Onlinetickets zum Entsorgen von Grünabfall und Bauschutt

Eigentlich ging es „nur“ um die Digitalisierung von Grünabfall – herausgekommen ist ein digitales Bezahlsystem, das im Schwimmbad ebenso zum Einsatz kommt wie im Bürgerhaus. Ein spannendes Praxisbeispiel, beschrieben von Björn Kerkmann, dem Ersten Beigeordneten und Kämmerer der Stadt Heiligenhaus.

Die Stadt Heiligenhaus steht, wie alle anderen Kommunen, mitten in der Umsetzung des Onlinezugangs- und E-Government-Gesetzes. Auch in unserer Kommune stehen wir dadurch vor Herausforderungen, die alle Mitarbeiter betreffen und zum Umdenken anregen. Es geht dabei nicht nur um die Anschaffung neuer Systeme, vielmehr müssen Kollegen überzeugt werden, traditionelle Arbeitsweisen zu überdenken und neuen Innovationen eine Chance zu geben. Doch wo fängt man an? Nicht immer fällt es leicht, digitale Themen zu priorisieren, da es an nahezu jeder Ecke in der Verwaltung oder der Stadt einen Bedarf für Digitalisierung gibt. In Heiligenhaus bündeln wir einzelne Themen in eine gesamte Strategie.

Grünabfälle, Bauschutt - Termine digital  managen

Einzelne Meilensteine sind dabei das Bürgerserviceportal, die eAkte oder eine Stadt-App. Gerade bei einer Kommune wie Heiligenhaus sind die Projekte immer mit der Frage nach dem Nutzen und den Kosten verbunden. Anders als in Großstädten sind die Mittel begrenzt und der Austausch mit den Bürgern groß. Wir haben hier den Vorteil, den direkten Bedarf zu erkennen und unsere digitalen Schritte danach auszurichten. Der enge Austausch führt dazu, dass manchmal kleinere Projekte priorisiert werden müssen, die aufgrund des hohen Bedarfs eingefordert werden.

Heiligenhaus führt elektronisches Bezahlsystem ein

In Zusammenarbeit mit Finanzpartnern haben wir in Heiligenhaus auf einen solchen Bedarf reagiert und eine Lösung erarbeitet. Ein elektronisches Bezahlsystem und sogenannte Ticketshops wurden eingeführt, die dem Verkauf von Grünabfall- und Bauschuttkarten dient. Die Verwendung des Ticketshops und Bezahlsystems für Abfallkarten gibt es in der Umgebung bisher noch nicht. Dadurch, dass wir in Heiligenhaus das System ein wenig zweckendfremden, sind wir Vorreiter für diesen digitalen Service in Nordrhein-Westfalen. Neben den üblichen Verkaufsstellen für die Papierkarten im Bürgerbüro oder im Einzelhandel.

E-Ticket spart Zeit

Neben den üblichen Verkaufsstellen für die Papierkarten im Bürgerbüro oder im Einzelhandel bieten wir den Bürgern die neue und bequeme Möglichkeit, ein E-Ticket zu kaufen, um Grünabfall und Bauschutt direkt entsorgen zu können. Bisher mussten sie dafür noch zu den örtlichen Anlaufstellen und konnten nicht auf direktem Weg zur Abfallannahmestelle fahren. Gerade nach getanen Garten- oder Bauarbeiten noch den Weg in die Stadtmitte zu suchen, war umständlich und auf keinen Fall serviceorientiert. Die Verwaltung reagiert somit auf den großen Bedarf und vereinfacht den Ablauf mit digitalen Hilfsmitteln. Ein toller Nebeneffekt ist die Zeitersparnis im Bürgerbüro und an der Annahmestelle. Dort wird die tägliche Arbeit seltener von dem Verkauf der Karten gestört und lästige Strichlisten sind überflüssig. Der Umweg mit dem Auto in die Innenstadt kann bei den Bürgern eingespart werden - so hilft es gleichzeitig unserem Klima.

So funktioniert das E-Ticket

Jeder kann auf der Homepage der Stadt unter Service den Internet-Auftritt der jeweiligen Karten besuchen, ein Online-Ticket kaufen und bezahlen. Die allgemeine Info-Seite zum Thema Bauschutt und Grünabfall dient weiterhin als Übersicht und beinhaltet ab sofort die Links zu den beiden Shop-Seiten für die neuen OnlineKarten. Mit einem Klick gelangen die Bürger auf die jeweilige übersichtliche Seite, die das Produkt anzeigt und die Menge auswählen lässt. Im nächsten Schritt werden E-Mail-Adresse und optional weitere Adressdaten abgefragt. Danach werden sie direkt zur Bezahlseite weitergeleitet.

Sie können eine der fünf Bezahlvarianten auswählen und den Kauf abschließen. Ein QR-Code wird generiert, der direkt heruntergeladen werden kann und gleichzeitig an die angegebene E-Mail-Adresse gesendet wird. Bei den Kollegen an der Abfallannahmestelle wird der Code durch Vorzeigen mittels Smartphone und Scan entwertet. Laut eigener Aussagen der Kollegen vor Ort ist der neue Ablauf mit dem QRCode-Scan kinderleicht und wird auch von den Bürgern sehr positiv angenommen.

App

Dennoch gingen bis zum Launch der Shops einige Projekttage ins Land. Es gab zahlreiche Vorgespräche, sowohl intern als auch extern, die den Zeitplan etwas verschoben haben. Wir konnten jedoch nach den detaillierten langwierigen Abstimmun

gen zum Schluss an Geschwindigkeit zulegen. Nicht zuletzt lag das an unserer kleinen Organisationstruktur, da Heiligenhaus zu den kleineren Kommunen mit circa 27.500 Einwohnern gehört. Das Projektteam bestand aus dem dreiköpfigen IT-Team, das sich um das Einrichten der Smartphones samt Scan-App kümmerte. Entscheidungen, Planungen und Umsetzungsschritte wurden von mir als Projektmanager für Digitalisierung & Smart City und von unserem Ersten Beigeordneten und Ideengeber Björn Kerkmann getroffen und durchgeführt.

In enger Kommunikation mit dem Finanzpartner konnten wir unsere vielen Fragen schnell klären, sodass es zum Schluss innerhalb weniger Wochen in die Testphase gehen konnte. Dabei wurden Testkäufe durchgeführt, um zu sehen, wie Abrechnungen und Kontobewegungen eintreffen und verarbeitet werden können. Dies ging nahezu ohne weitere Komplikationen, was vor allem den Kollegen aus den technischen Betrieben und der Finanzabteilung zu verdanken ist. Sie waren offen für das neue digitale Projekt und interessiert daran, den Bürgern das Leben in Heiligenhaus ein wenig zu erleichtern.

Bürgerservice-Portal im Zuge von OSZ

Das Bezahlsystem beinhaltet die gesamte Zahlungsabwicklung. Von den Mitarbeitern der Kasse wird der Zugang über den Web-Browser gewährt. Dort können alle Abrechnungen zu Zahlungsgebühren, welche für das Betreiben des Systems und die jeweiligen Zahlungsarten anfallen, eingesehen werden. Dadurch wird es möglich, alle Transaktionen den vorhandenen Produkten zuzuordnen, sodass auch in Zukunft die Option besteht, weitere Produkte hinzuzufügen. Mit Blick auf die Einrichtung eines Bürgerserviceportals im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes ist dieses Merkmal eine Voraussetzung für die Verwendung in Heiligenhaus gewesen. Es ist daher nicht nur ein neuer Service für die Bürger. Vielmehr steckt Heiligenhaus schon mitten in der Umsetzung, zukünftig Dienstleistungen digital anzubieten.

Veranstaltungstickets und Schwimmbad-Karten

Auch das Shopsystem wird durch den Dienstleister bereitgestellt. Es handelt sich hierbei ebenfalls um ein browserbasiertes System, das sämtliche Einstellungen für die Shop-Seiten beinhaltet und sie individuell gestalten kann. So sind wir bereits in den nächsten Planungen, um die Funktionalitäten zu nutzen und den Bürgern über das Shopsystem neue Produkte anbieten zu können. Beispielsweise könnten Veranstaltungstickets oder Eintrittskarten für das örtliche Schwimmbad digital angeboten werden, dessen Bezahlung ebenfalls durch das System abgewickelt wird.

W-Win-Situation für  Verwaltung und Bürger

Dieses Beispiel zeigt, dass auch kleine spontane Projekte in eine Digitalisierungsstrategie eingebaut werden können. Zum einen wird der Bedarf der Bürger sofort gedeckt und zum anderen dient ein solches System weiteren Projekten in der nahen Zukunft. Man könnte es daher als eine Win-Win-Situation bezeichnen. Allerdings wäre es nicht gut, sich damit zufrieden zu geben. Wir verstehen ein erfolgreiches Projekt als Ansporn für die nächsten Schritte und wollen dazu beitragen, die Region mit zeitgemäßen Lösungen auszustatten.

 

Björn Kerkmann ist Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Heiligenhaus.

Fotocredits: Stadt Heiligenhaus