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Ärztemangel in Deutschland - was tun?

Insbesondere auf dem Land droht in den nächsten Jahren ein massiver Ärztemangel. Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, fordert einen Aktions- und Kooperationsplan.


KOMMUNAL: Herr Dr. Landsberg, zum beängstigenden Mangel von Landärzten in struktur-schwachen Regionen hat sich jetzt auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund geäußert. Was tun gegen dieses Riesenproblem?
Dr. Gerd Landsberg: Es gibt sicher kein Allheilmittel und das Thema wird uns noch lange beschäftigen. Übrigens verschwinden nicht nur auf dem Land immer mehr Hausarztpraxen, betroffen sind von dieser Problematik auch Städte mit Bezirken, die wenig Privatpatienten haben.
Wie kann man dem begegnen?
Derzeit wohl vor allem erst einmal durch frühzeitige Planung. Die Kommunen sind gut beraten, einen Aktions- und Kooperationsplan für jeden Einzelfall aufzustellen, bevor ein Landarzt seine Praxis schließt und in Pension geht. Die Zukunft liegt dann sicher in einer Kooperation mit den umliegenden Kommunen, dem Kreis und der Kassenärztlichen Vereinigung. So könnten Ärzte beispielsweise auch angestellt in Kliniken oder Krankenhäusern arbeiten, sinnvoll wäre vielleicht auch, den neuen Beruf eines Arztassistenten zu schaffen, da ein Großteil gerader der älteren Patienten immer die gleichen Probleme hat, die nicht jedes Mal notwendigerweise die Hinzuziehung eines Arztes erfordern.
Wie könnte so ein Aktionsplan aussehen?
Alles muss auf den Prüfstand. Man sollte zum Beispiel über kommunale Stipendien für angehende Medizin-Studenten nachdenken, um den Nachwuchs zu fördern. Man sollte über die Schaffung von Ärztezentren genauso nachdenken, wie über die Schaffung von ausreichend Wohn- und Praxisräumen für künftige Bewerber. Über die Kinderbetreuung für der zukünftigen Ärzte, über die Organisation eines Arbeitsplatzes für Partner oder Partnerin, der ÖPNV sollte – z. B. in Form von speziellen Ärztebussen zu den Sprechstunden – besser auf die Bedürfnisse der Patienten abgestellt werden - Ansätze gibt es viele, um das große Problem zu bewältigen.
Sie haben auch die Ausbildung im Medizinstudium kritisiert.
Ja, denn hier muss sichergestellt werden, dass die Allgemeinmedizin im Medizinstudium aufgewertet wird. Dazu gehören ausreichend Lehrstühle für Allgemeinmedizin. An der Universität Halle werden zum Beispiel heute schon über das gesamte Medizinstudium Seminare mit dem Schwerpunkt Allgemeinmedizin angeboten. Das halten wir für sinnvoll. Auch nach dem Abschluss der ersten ärztlichen Prüfung sollte für die Praktika vorgeschrieben werden, dass jeder zukünftige Arzt mindestens zwei Monate auch in einer Praxis eines Allgemeinmediziners arbeiten muss.
Sehen Sie da nicht auch das Problem, dass Allgemeinmediziner meist viel schlechter bezahlt werden als Spezialisten?
Natürlich. Es kann nicht sein, dass ein Allgemeinmediziner, der eine chirurgische Leistung, wie etwa das Schienen eines Beines nach einem Beinbruch - erbringt, dann weniger Geld bekommt als ein Chirurg für die gleiche Leistung.

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