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Alterung vor Ort gestalten

29. Dezember 2014
Wo Städte und Gemeinden im demografischen Wandel stehen und warum sie altersfreundlich werden müssen - eine neue Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung gibt Antworten und weiterführende Tipps.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Auch in anderen Ländern innerhalb und außerhalb Europas altert und schrumpft die Bevölkerung. Aber mit Ausnahme von Japan passiert das nirgendwo so bald und so rasch wie in Deutschland. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Rentner von derzeit knapp 17 auf 23,4 Millionen Menschen steigen. Rund jeder dritte Einwohner Deutschlands wird dann älter als 64 Jahre sein, jeder Achte über 80. Es sind die Kommunen, die die Folgen des demografischen Wandels als Erste zu spüren bekommen.

Den demografischen Wandel meistern

Wie können Städte und Gemeinden das Altern ihrer Bevölkerung aktiv gestalten? Was müssen sie tun, um die Daseinsvorsorge der Bürger auch weiterhin zu sichern? Antworten auf diese und ähnliche Fragen gibt „Stadt für alle Lebensalter“, eine gemeinsame Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und der Körber-Stiftung. Um den Kommunen eine Orientierungshilfe auf dem Weg zu mehr Altersfreundlichkeit zu geben, haben die Wissenschaftler des Berlin-Instituts Städte in allen Regionen Deutschlands bereist. Das Ergebnis: Einen Masterplan in Sachen Altersfreundlichkeit gibt es nicht. Nicht alle Kommunen sind gleichermaßen vom demografischen Wandel betroffen. Große Unterschiede gibt es auch bei der Finanzlage und den vorhandenen Verwaltungs- und Vereinsstrukturen.

Altersfreundlichkeit als Standortfaktor

Dennoch liefern die Autoren der Studie konkrete Handlungsempfehlungen, die für alle Kommunen gleichermaßen sinnvoll sind. „Altersfreundlichkeit muss endlich als Standortfaktor gesehen werden. Die politisch Verantwortlichen in den Kommunen sollten der Alterspolitik entsprechende Priorität einräumen“, sagt Dr. Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts. Kommunen sollten zudem Bürger, Verbände, Vereine, Kirchen oder die Privatwirtschaft vor Ort frühzeitig einbeziehen und deren Kreativität und Kompetenz nutzen. „Wesentlich ist, dass die Kommunen nicht erst im Falle der Hilfsbedürftigkeit auf die Älteren zugehen, sondern bereits die ,jungen Alten‘ an der Grenze zum Renteneintritt ansprechen und einbinden“, ergänzt Klingholz. Ohne freiwilliges Engagement gehe es nicht. Eine stärkere Vernetzung der Kommunen sei ein weiterer wichtiger Schritt. Nicht jede Stadt müsse das Rad neu erfinden. „Nahe beieinander liegende Kommunen können ihre Einrichtungen gemeinsam nutzen. Auf nationaler Ebene wäre ein vom Bund koordiniertes kommunales Netzwerk wünschenswert.“ Die Experten empfehlen auch den Blick über den Tellerrand: Städte wie Manchester oder Newcastle upon Tyne seien europaweit Vorreiter bei der Altersfreundlichkeit.