Altkleidersammlung - vom Edel-Blazer zum Recycling-Garn

Aus alt mach neu – Altkleidersammlungen sind ein riesiger Markt – und ein schmutziger. Dubiose Firmen machen den Kommunen das Leben schwer.

Was nach der Altkleidersammlung passiert...

Um zu verstehen, warum der illegale Markt so boomt, lohnt sich ein Blick nach Indien. Allein in das Land gelangen jährlich mehr als 100.000 Tonnen Altkleider. Und zwar die, von denen man meinen könnte, dass sie wirklich nur noch „Müll“ sind. „Für euch ist es Müll, für uns ist es pures Gold“, so Jachin Jindal, einer der größten Abnehmer von Altkleidern im Land neulich in einem Interview mit dem Stern. Selten, sehr selten gewähren Unternehmer in Indien Einblick in die Produktion. Jindal gehört zu den „seriösen“ Abnehmern, kauft vom Roten Kreuz aber auch von vielen privaten Anbietern. Mit einer kleinen Kreissäge werden in seiner Firma alle Stoffe zerstückelt. Keines darf mehr tragbar sein, wenn es den Industriehafen verlässt.

Aus alt mach neu - nach der Altkleidersammlung entsteht aus dem Garn neue Mode

So soll verhindert werden, dass Spendenkleidung auf lokalen Märkten landet und die örtliche Textilindustrie zerstört. Das geschredderte Material wird dann mit den Füssen von Arbeitern zusammengestampft. Anschließend entsteht neues Garn daraus. Vornehmlich in Kenia machen Firmen daraus dann neue Stoffe. Gut möglich, dass der Pullover aus der Frühjahrskollektion, made in China, gespendet von einer Frau aus Osnabrück, als „Müll“ aussortiert von deutschen Altkleiderverwertern in Indien landet und das Rohmaterial im nächsten Winter in München wieder als Schal in einer Boutique auftaucht. Die Gewinnmarge kann sich sehen lassen. Zahlt der deutsche Sortierbetrieb 50 Cent pro Tonne an den kommerziellen Sammler, bekommt der indische Arbeiter rund 2 Euro pro Tag für seine Arbeit, so wird der Schal – je nach Verarbeitung und Marke – gerne für 20 Euro in der Boutique als „neu“ verkauft.

So funktioniert die miese Masche der illegalen Sammler

Nicht verwunderlich also, warum vor allem die gewerblichen Sammler gewieft sind, erklärt etwa Wilfried Mohr, Fachbereichsleiter Ordnung bei der Stadt Brühl in einem Zeitungsinterview. „Oft hängen sie sich an Sammlungen von gemeinnützigen Organisationen an. Wenn ein Gewerblicher spitzkriegt, dass eine solche stattfindet, fährt der morgens eine Stunde früher los und sammelt Säcke ein“, so Mohr im Kölner Stadtanzeiger. Grundsätzlich seien die Kommunen bei gewerblichen Sammlern machtlos. Das hängt auch damit zusammen, dass im Grunde jeder sammeln kann, bis zum Jahr 2012 war - je nach örtlichen Auflagen - nicht einmal zwingend eine Anmeldung erforderlich.

illegale Container ohne Aufschrift machen Kommunen bei der Altkleidersammlung häufig das Leben schwer

Doch auch dort, wo eine Sondernutzungserlaubnis fällig ist, tauchen die Container immer wieder auf. Durch konsequente Aufklärung und einen auffälligen Genehmigungskleber etwa habe man im Kreis Göppingen das Problem inzwischen weitgehend im Griff, berichtet etwa Doris Bernhard vom Landratsamt. Die meisten seriösen Anbieter würden zudem eine Telefonnummer und weitere Kontaktdaten auf den Containern angeben.

Was Kommunen gegen illegale Altkleidersammlung tun können

Wenn eine Sammlung unberechtigt als wohltätig dargestellt wird, haben Kommunen ohnehin das Recht, dagegen vorzugehen. In Arnsberg etwa wurden immer wieder Ordnungsverfügungen erteilt wegen Verstoßes gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, so ein Sprecher.
Doch Kommunen können schon bei der Ausschreibung aktiv etwas tun. So haben Deutscher Städtetag und Deutscher Landkreistag gemeinsam mit der Interessensgemeinschaft für textile Zukunft sogenannte Orientierungshilfen für die Ausschreibung herausgegeben.

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