Wer auf dem Land lebt, kann häufiger in den Urlaub fahren oder ins Kino gehen.

Arm in der Stadt, reich auf dem Land?

28. Februar 2017
Auf dem Land lebt es sich billiger - das ergab eine neue Studie. Demnach sind nicht die Gehälter ausschlaggebend für Wohlstand, sondern ein ganz anderer Faktor.

Können Sie sich einen Kinobesuch mit der Familie oder einen Strandurlaub leisten? Wenn Sie diese Frage mit Ja beantworten, gehören Sie laut einer Studie zu den "Reichen". Die letzten Jahre hieß es vereinfacht gesagt: wer weniger verdient, ist ärmer, wer mehr verdient, ist reicher. Laut der Studie "Regionale Armut in Deutschland. Risikogruppen erkennen, Politik neu ausrichten" des Instituts für Wirtschaft in Köln ist der Sachverhalt komplexer: Nicht die Höhe des Gehalts ist ausschlaggebend für das Armutsrisiko, sondern ein Vergleich mit Normalverdienern. Wer nach Abzug der Kosten für Miete, Strom, Gas, ÖPNV oder Lebensmittel noch Geld für den Kinobesuch oder den Strandurlaub übrig hat, ist demnach nicht arm - egal, wie viel er verdient.

Selbst die Ur-Berliner können sich Berlin nicht mehr leisten

Eine Sekretärin verdient rund 2439 Euro im Osten und über 3000 Euro im Westen, ein Einzelhandelskaufmann 1717 Euro im Osten und 2263 Euro im Westen - damit verdienen die Arbeitnehmer im Osten zwar weniger als ihre Mitstreiter im Westen. Doch wie viel ihnen vom Lohn bleibt, bestimmen letztlich die Lebenshaltungskosten. Und diese sind, so die Studie, auf dem Land niedriger als in der Stadt. Kein Wunder - in den letzten Jahren sind die Mieten für Szeneviertel in Berlin oder andere Großstädte in die Höhe geschnellt, sodass selbst Ur-Berliner sich die Stadt nicht mehr leisten können und wegziehen.

Armut? Ja, in der Stadt!

Schöne Aktivitäten können sich die Menschen in der Stadt weniger leisten als auf dem Land. Armut findet vor allem in den verdreckten Gassen und Hauptbahnhöfen der Großstädte Platz. Im städtischen Raum liegt die Gefährdungsquote für Armut bei 21,4 Prozent, im ländlichen dagegen bei 13,7 Prozent. Die Daten der Studie beziehen sich auf das Jahr 2014, weil sich die Preisdaten nur bis dahin umfassend ermitteln ließen. Inzwischen hat sich die Situation vermutlich weiter verschlimmert, da die Mieten in den Städten weiter steigen. Das Landleben bietet demnach nicht nur für diejenigen Vorteile, die sich nach Ruhe oder Gemeinschaft sehnen, sondern auch für diejenigen, die endlich mehr aus ihrem Geld machen wollen.