Corona-Verwaltung-Mitarbeiter
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Mitarbeiter-Einsatz

Corona wirbelt Verwaltung durcheinander

So flexibel ist Verwaltung in den schwierigen Zeiten mit Corona: Die Gleichstellungsbeauftragte verstärkt jetzt den Ordnungsdienst, Mitarbeiter aus Jugendeinrichtungen wechseln in den Telefonservice. Wie Kommunen die Krise meistern.

Corona wird zum Stresstest für die Verwaltungen in Deutschland, doch Städte und Gemeinden  erweisen sich als so flexibel wie noch nie. In der 40.000-Einwohner-Stadt Löhne im Kreis Herford (Nordrhein-Westfalen) sind derzeit 60 der etwa 500 Beschäftigten in der Krise für eine andere Tätigkeit eingesetzt,  wie Ursula Nolting, die Sprecherin der Stadtverwaltung, auf Anfrage von KOMMUNAL bestätigte.

Viele Freiwillige verstärken Team der Corona Hotline

Ein Kollege in der Jugendkunstschule ist jetzt im Zweiterteam des Ordnungsdienstes unterwegs", berichtet sie vom derzeit völlig auf dem Kopf gestellten Behördenalltag. "Die Gleichstellungsbeauftragte ist ebenfalls mit auf Streife, und Mitarbeiter aus der offenen Kinder-Ganztagsbetreuung sitzen im Rathaus am Empfang." Hinter einer Plexiglasscheibe, damit die Beschäftigten und der Kunde geschützt sind. 60 Mitarbeiter arbeiten von zu Hause aus. "Wirklich viele Freiwillige bedienen die Corona-Hotline", erzählte sie.

"Die Mitarbeiter helfen engagiert in der Krise mit", beobachtet Ursula Nolting. "Sie verstärken tatkräftig die Verwaltung freiwillig überall dort, wo sie gebraucht werden." Auch wenn die Umstellung vermutlich nicht allen leicht fällt, so habe noch keiner gebeten, von der neuen Aufgabe entbunden zu werden. "Wir halten alle zusammen", betont Ursula Nolting. Unter den Bewohnern Löhnes sind derzeit 22 Corona-Infektionen nachgewiesen.

Solingen "versetzt" rund 160 Mitarbeiter an anderen Arbeitsplatz

Andere Stadtverwaltungen belassen es notfalls nicht bei reiner Freiwilligkeit. So hat die Stadt Solingen im Bergischen Land rund 160 Mitarbeiter vorübergehend intern versetzt.  "Grundlage ist das Direktionsrecht des Arbeitgebers", sagt Sprecherin Birgit Wenning-Paulsen auf KOMMUNAL-Nachfrage. Probleme habe es bislang dabei nicht gegeben. Denn niemand wechselte gegen seinen Willen. Bisher konnten alle Bedarfe durch Freiwillige gedeckt werden, so Birgit Wenning-Paulsen.

Verstärkung braucht auch dort vor allem das Ordnungsamt, das zum Schutz vor einer weiteren Verbreitung des Corona-Virus die Abstandsregelungen kontrolliert. Am jüngsten Wochenende mit strahlendem Frühlingswetter führten die Kollegen 132 Kontrollen durch, in 16 Fällen wurden Ordnungswidrigkeiten festgestellt, resümiert die Sprecherin.

In der Öffentlichkeit dürfen vorerst jeweils höchstens 2 Menschen zusammen unterwegs sein. Laut geltendem Bußgeldkatalog des Landes Nordrhein-Westfalen zum Kontaktverbot kostet derzeit zum Beispiel Picknicken 250 Euro Strafe. Für jeden Beteiligten!

Mitarbeiter aus geschlossenem Theater oder den Bürgerbüros

Mithelfen ist auch in Solingen ganz besonders in der Telefonberatung gefragt. Derzeit sind in der Klingenstadt mehr als 160 Menschen in Quarantäne, mit denen Kontakt gehalten wird. Der Beratungsbedarf ist in Corona-Zeiten aber auch in anderen Lebenslagen groß. Die zusätzlich eingesetzten Mitarbeiter kommen vor allem aus Einrichtungen, die derzeit geschlossen sind: dem Theater etwa oder den Bürgerbüros.

Was immer offensichtlicher wird: Corona wirbelt die Verwaltung mächtig durcheinander. Das kann aber auch zusammen schweißen. Womöglich herrscht danach ein größeres Verständnis für die Arbeit des anderen.