Demografischer Wandel hat starke Auswirkungen auf den Osten
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Demografischer Wandel: Deutschland in 30 Jahren

9. Oktober 2018
Laut einer Studie wird Deutschland das Ziel, die Lebensverhältnisse anzupassen, nicht erreichen. Die Studienautoren klären die wichtigsten Fragen: Wie wird Deutschland in 30 Jahren aussehen? Welche Regionen haben Zuzug? Welche verlieren Einwohner? Und wie wird sich die Wirtschaft verändern?

Demografischer Wandel: Während Berlin und Hamburg weiter wachsen, schrumpfen die anderen Bundesländer. Insbesondere das Saarland und die ostdeutschen Bundesländer werden bis zu 20 Prozent an Einwohnern verlieren. So verliert Sachsen-Anhalt jeden fünften Einwohner, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland jeden siebten. In diesen Regionen wird der Altersdurchschnitt überdurchschnittlich ansteigen. Allein in Brandenburg wird ein Altenquotient von über 70 Prozent normal sein.

Diese Vorhersage stammt aus der aktuellen Prognos-Studie, die einen Blick auf Deutschland im Jahr 2045 wirft. KOMMUNAL fasst die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen.

Demografischer Wandel: Was bedeutet das für die Bundesländer?

In fast allen Regionen wird es durch die Zunahme an älteren Menschen weniger geeignete Fachkräfte geben. Doch gerade für die Wirtschaft in den ostdeutschen Flächenländern bedeutet dies: Stagnation anstatt Wachstum. Die Schere zwischen Ost und West wird immer größer.

Aus wirtschaftlicher Sicht entstehen ebenfalls große regionale Unterschiede. Gerade die Bereiche Fahrzeug- und Maschinenbau sowie die Elektroindustrie bleiben Wachstumsmotoren, weil diese vom internationalen Handel, der wachsenden Mittelschicht und der Digitalisierung und Automatisierung profitieren werden. Positiv wirkt sich das vor allem auf die Regionen Baden-Württemberg und Bayern, Sachsen und Thüringen aus.

Die Prognos-Studie rechnet mit einem Bruttoinlandprodukt von 1,3 Prozent pro Jahr. Beim Wachstumsranking werden Hessen, Bayern, Hamburg und Baden-Württemberg gleichaufliegen mit circa 1,5 Prozent pro Jahr. Im Osten hingegen bleibt es bei unter einem Prozent pro Jahr.

Laut der Prognos-Studie bleibt die Industrie das Rückgrat unserer Wirtschaft. Durch die hohen Exporte bleibt die Industrie eine wichtige Voraussetzung für Wachstum. Dennoch: Nicht nur die USA wird schneller wachsen als Europa, sondern auch die anderen EU-Länder holen leicht auf.

Der Arbeitsmarkt der Zukunft wird sich verändern

Durch den demografischen Wandel wird das Beschäftigungsvolumen in Deutschland sinken. Denn die Zahl der Beschäftigten geht zurück, während die Zahl der Rentner weiter steigen wird. Andererseits steigt die Produktivität: Jeder Erwerbstätige wird im Jahr 2045 zwei Drittel mehr erwirtschaften als noch im Jahr 2016.

Routinearbeiten werden nicht mehr von Menschen sondern von Maschinen übernommen. Auch die Datenauswertung kann zukünftig von Computern erledigt werden. Während andere Kompetenzen, wie etwa Empathie oder das Auslesen von computergestützten Analysen in anderen Jobs wichtiger werden. Zum Beispiel für Ärzte, die die Ergebnisse den Patienten beibringen müssen.

Zudem wird die Anzahl von Freelancern, Selbstständigen oder Crowdworkern zunehmen, wodurch weniger Geld in die Sozialsysteme eingezahlt werden wird. Dadurch werden die Beitragssätze steigen und die Bemessungsgrundlage wird sich verändern.

Daraus folgern die Autoren der Studie, dass der Sozialstaat neue Lösungen braucht.

Langfristige Prognosen haben viele Anhänger, werden aber auch kritisiert. Insbesondere weil andere stark alternde Gesellschaften auf mehr Technik setzen - und der demografische Wandel in diesen Regionen weniger Auswirkungen hat.

Demografischer Wandel: Es werden weniger Menschen in Deutschland leben

Die Bevökerung wächst weltweit bis zu 9,5 Milliarden Menschen im Jahr 2045. Das entspricht rund zei Milliarden Menschen mehr, allein die Hälfte davon in Afrika. In Asien werden 55 Prozent der Menschen leben und in Europa werden in 30 Jahren 20 Prozent weniger Menschen leben als heute (circa 720 Millionen Menschen).

In Deutschland ist mit einem Bevölkerungsrückgang von 2,5 Prozent zu rechnen. Während es heute also 93 Millionen Menschen sind, die hier leben, rechnen die Studienautoren in Zukunft mit 80 Millionen Einwohnern.

Klimaschutz: Deutschland verliert seine Vorreiterrolle!

Ein international abgestimmtes Vorgehen zum Klimaschutz sei in weite Ferne gerückt. Weshalb die Studienautoren auf eine Anpassung an den Klimawandel drängen. Klimaschutztechnologien stärken die Innovationskraft der Wirtschaft und machen unabhängiger von Energiepreisschwankungen.

Dennoch werden sie zukünftig in China entwickelt, was für Deutschland widerum nur eines bedeutet: Es büßt langfristig seine Vorreiterrolle ein.

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