Was kann die Feuerwehr tun, um mehr Ehrenamtlich für sich zu gewinnen?

Die richtige Vermarktung der Feuerwehr!

Vielerorts fehlen Feuerwehrleute, weshalb der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs, seine Lösungsansätze verrät

  Stellen Sie sich vor, wie ein Auto im See versinkt, aber niemand zur Hilfe eilt. Stellen Sie sich vor, wie ein Haus brennt und keiner die Bewohner raus holt oder wie es wäre, wenn wir keine Feuerwehr mehr hätten, durch die wir uns überhaupt erst in Sicherheit wiegen können. Was wäre dann? Die Antwort ist so klar wie düster: Dann könnte sich so ziemlich jede Gefahr in eine absolute Katastrophe verwandeln. Zugegeben, bei uns in Deutschland ist die Situation nicht so dramatisch wie dargestellt. Doch trotzdem stehen landauf landab viele Kommunen vor einem großen Problem: Feuerwehren verlieren immer mehr Aktive, besonders im ländlichen Raum. Die Gründe sind vielfältig: Einerseits sinkt die Geburtenrate im Allgemeinen, wodurch es weniger Nachwuchs gibt. Andererseits aber verlassen viele junge Feuerwehrmitglieder das Land und ziehen in die nächstgelegene Großstadt, um dort eine Ausbildung oder ein Studium anzufangen. „Deshalb wollen wir, dass die Menschen dort erst gar nicht den Kontakt zur Feuerwehr verlieren und sie, wenn sie zurück kommen, direkt wieder weitermachen können“, erklärt der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs.

Wie sollte sich die Feuerwehr vermarkten?

Doch um weiterhin Mitglieder zu halten oder neue zu gewinnen, braucht die Feuerwehr vor allem mehr Wertschätzung. „Auf Veranstaltungen halten Politiker häufig die Begrüßungsrede. Doch anstatt danach auf der Feier zu bleiben, hetzen viele direkt weiter zum nächsten Termin. Doch unsere Mitglieder spüren es, wenn sich Politiker nicht mehr genug Zeit für die Feuerwehr nehmen“, bedauert Ziebs. Um die Mitglieder aber auch in Zukunft weiter zu motivieren, ihnen für ihren Einsatz zu danken und neue Mitglieder anzuwerben, sieht Ziebs eine Lösung in bundesweiten Werbekampagnen. Dabei sollte der Fokus auf Podcasts, Videos oder emotionalen Beiträgen in den Sozialen Medien oder der Presse liegen. Von Plakat-Aktionen hält Ziebs allerdings wenig, begründet seine Bedenken aber: „In einer großen Kreisstadt hat die Feuerwehr für ein Jahr ein Plakat auf Busse geklebt, mit dem Ergebnis, dass sich genau eine Person meldete – und dann letztlich gar nicht zur Feuerwehr passte.“

Deshalb setzt der Präsident auf moderne Werbeformate, will dabei aber die klassischen Werbeformate wie den Tag der offenen Tür nicht völlig außer Acht lassen. Doch wie erfolgreich die Veranstaltung wirklich wird, ist unterschiedlich. Denn während sich die Menschen am Tag der offenen Tür mancherorts wirklich noch für die Feuerwehr begeistern lassen, hapert es andernorts gewaltig. „Kommunen, Stadt, Bürgermeister und Feuerwehren kann ich nur ans Herz legen, kräftig die Werbetrommel zu rühren und dann nicht nur einen Würstchenstand aufzubauen und die Leute zum Anschauen zu ermuntern. Sondern sie viel mehr dazu aufzufordern, sich aktiv zu beteiligen. Beispielsweise indem sie selbstständig eine Fettexplosion löschen. Dann kann auch der Funke Begeisterung von den Feuerwehrangehörigen auf sie überspringen“, weiß Hartmut Ziebs aus der Erfahrung zu berichten.

Feuerwehr: Probleme mit dem Arbeitgeber?

Viele Interessenten scheuen sich aber auch vor möglichen Konflikten mit den Arbeitgebern, weil die ihre Mitarbeiter nicht immer für den Einsatz losziehen lassen wollen oder können. Doch an dieser Stelle können Bürgermeister und Feuerwehr Vorarbeit leisten und wichtige Unternehmen regelmäßig einladen, um ihnen die gesellschaftliche Bedeutung der Feuerwehren zu verdeutlichen. Aber auch um sich bei ihnen dafür zu bedanken, dass sie versuchen, so flexibel auf die Bedürfnisse der Feuerwehr reagieren. „In Kommunen, in denen die Feuerwehrfahrzeuge direkt vor dem Rathaus stehen und die städtischen Mitarbeiter die Ersten sind, die in den Einsatz fahren, gibt es meiner Erfahrung nach die wenigsten Probleme mit Arbeitgebern. Einfach, weil die Kommunen damit  ein starkes Zeichen setzen“, weiß der Präsident. Für die Mitgliedergewinnung setzt Ziebs große Hoffnung in Kinder und Jugendliche. Aber auch in Senioren, die irgendwann nicht mehr in den Einsatz dürfen. Doch anstatt sie bei Erreichen der Altersgrenze aus der Feuerwehr zu verbannen, sollten die Feuerwehren die Aufgaben der älteren Mitglieder möglichst verändern: „Heutzutage sind Senioren doch viel fitter und gesünder als noch vor 30 Jahren, weshalb die Altersregelung in vielen Fällen nicht mehr sinnvoll ist. Wenn wir ältere Feuerwehrangehörige von heute auf morgen vor die Tür setzen, verlassen uns nicht nur Menschen, die mit Herzblut dabei waren, sondern wir verlieren damit auch eine Menge Wissen“, warnt er. Aus seiner Sicht könnten Senioren also je nach Interesse weitere Aufgaben übernehmen – etwa in der Ausbildung,  Familien- und Kinderbetreuung oder Fahrzeugwartung.

Auch von Njema Drammeh