© Ponsulak Kunsub

Digitalisierung als Standortvorteil Nummer Eins

26. Juli 2016
Smart City ist in aller Munde – doch was ist mit den ländlichen Regionen? Smart Dorf könnte die passende Antwort sein. Eine Initiative will das Bewusstsein für die Digitalisierung stärken.

Von Gerald Swarat Auch die Regionen werden von den technologischen Megatrends durchdrungen und die Handlungsfelder werden auf den ersten Blick mit denen in der smarten Stadt identisch sein, wie etwa Arbeit, Bildung und Gesundheit. Die konkreten Herausforderungen jedoch könnten unterschiedlicher nicht sein. Als Beispiel sei die Mobilität genannt: In der Stadt geht es darum, viele Menschen auf kurzen Distanzen zu bewegen. Auf dem Land hingegen müssen wenige Menschen lange Distanzen überwinden. Auch im Bereich Gesundheit und Pflege existieren denkbar abweichende Realitäten: Die Dichte an Hausärzten nimmt in der Region immer mehr ab, wohingegen die Zahl der Pflegebedürftigen dramatisch ansteigen wird. Ein weiteres Handlungsfeld ist das Thema Arbeit: Annähernd 70% aller Industriearbeitsplätze werden im ländlichen Raum angeboten, weshalb die Digitalisierung gerade den klein- und mittelständischen Unternehmen eine große Chance im Standortwettbewerb bietet, zugleich aber umfassende Veränderungen erfordert.

Digitalisierung als tragende Säule

Diese Trends offenbaren, dass durch die demographische Entwicklung, durch die Abwanderung junger und qualifizierter Menschen in die Städte, durch eine marode Infrastruktur und Arbeits- und Perspektivlosigkeit bei den Zurückgelassenen die Vielfalt der deutschen Region bedroht ist. Kurzum - wer die Vielfalt der regionalen Leistungsfähigkeit als tragende Säule in Deutschland erhalten will, für den ist die Beschäftigung mit der #DigitalenRegion obligatorisch. Die „Digitale Region“ ist ein Zusammenschluss von Experten aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sowie von Regionalvertretern bundesweit, die die aktuellen Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für den Raum außerhalb der Großstädte beleuchten.

Die Initiative „Digitale Region“ bringt die Digitalisierung zu den Entscheidern

Eine digitale Region kann ein Garant für eine Dableibeperspektive einer ganzen Generation sein. Durch die Kooperation mit Unternehmen werden gezielt Experten und bestehende regionale Netzwerke, die sich im interdisziplinären Verbund und unternehmensinitiiert regionalen Herausforderungen stellen, zusammengeführt. Die „Digitale Region“ versteht sich als ein Zeichen und Ausdruck: Neben der Auslobung einer Digitalen City oder einer Smart-City-Plattform  ist die Politik gefordert, ein Programm für die Regionen außerhalb der großstädtischen Ballungszentren aufzusetzen. Wo ist eine interdisziplinäre Allianz für die Städte und Kommunen? Wer entkräftet die Angst, dass die Digitalisierung ganze Bevölkerungsteile abhängt und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verhindert? Digitalisierung ist für alle da, aber wer ist hier der Garant für das Gelingen, wenn nicht alle Akteure gemeinsam?

Der Bedarf ist groß

Die Initiative „Digitale Region“ bringt deshalb die Digitalisierung auf die Straße, aus dem Elfenbeinturm zu den Changemakern vor Ort. Es gibt großen Bedarf an Wissenstransfer und Aufbau von Knowhow. Die handlungsorientierte Auseinandersetzung über Chancen und Herausforderungen digitaler Strategien beginnt aber erst hinter dem Marketingvokabular und den Plattitüden der großen Berliner Kongresse. Die „Digitale Region“ führt deshalb zu den erarbeiteten Konzepten auf hoher Flughöhe einen Reality Check vor Ort durch. Geplant sind mindestens zwei konkrete Workshops in Regionen, die sich teilweise schon sehr erfolgreich auf den Weg gemacht haben, wie Augsburg und Umgebung sowie in einer „Newcomer“-Region mit der Gemeinde Wennigsen (Deister).

Gastautor Gerald Swarat ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE).

Erste Ergebnisse zeigen: Wichtig ist vor allem die aktive Mitgestaltung  - sie gelingt jedoch nur durch offene Systeme. Deshalb ist eine flächendeckende IT-Infrastruktur der zukünftige strategische Wettbewerbs- und Standortvorteil Nummer Eins, der Unternehmen und Familien gleichermaßen anziehen wird. Wir brauchen dringend gesellschaftspolitische Zukunftsdebatten. Denn die Fragen zu stellen, wie wir leben, arbeiten und gepflegt werden wollen, sind unerlässlich, um der Bevölkerung eine positive Vision innerhalb der digitalen Revolution zu vermitteln, die sonst von Ängsten dominiert werden wird. Es geht also ebenso um die Haltung und Einstellung der Bevölkerung, um Aufklärung und Überzeugungsarbeit. Entscheider und die Bevölkerung müssen befähigt und ermutigt werden, die Technologien der Gegenwart zu verstehen und für die Gemeinschaft zu nutzen. Hintergrund: "Digitale Region" ist eine gemeinschaftliche Initiative von Internet & Gesellschaft Collaboratory e.V.  und Unternehmen für die Region e.V. (UfdR). Das CoLab ist eine offene Expertenplattform und untersucht die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation. UfdR unterstützt familiengeführte und mittelständische Unternehmen, die sich in ihrer jeweiligen Region gesellschaftlich engagieren. Beide Organisationen sind gemeinnützig."