Die Feuerwehr in Thüringen bekommt ein Einsatzwörterbuch. ©TMIK

Feuerwehr - Lost in Translation

Der lebensrettende Job von Feuerwehrleuten wird durch die gegenwärtige Flüchtlingswelle vor neue Herausforderungen gestellt. Was tun, wenn die Betroffenen eines Brandes des Deutschen noch nicht mächtig sind? Wie hilft man unter Zeitdruck ohne eine gemeinsame Sprache? In Thüringen schafft ein Einsatzwörterbuch für Feuerwehren Abhilfe.

Deutschland ist ein Einwanderungsland und das heißt, auf der Straße hört man die unterschiedlichsten Sprachen. Das spannende multikulturelle Stimmengewirr kann hinderlich sein, wenn man seine Mitmenschen kennenlernen will, aber wird zum lebensbedrohlichen Problem, wenn Feuerwehrleute durch die Sprachbarriere keine sinnvolle Hilfe leisten können. Schützende Anweisungen zu geben, zu erfahren, ob sich noch Menschen in einem brennenden Gebäude befinden oder wo Opfer von Katastrophen Schmerzen haben, ist essentiell für die Arbeit der Feuerwehr.

Innenstaatssekretär Udo Götze überreicht die ersten Exemplare des Einsatzwörterbuchs an Lars Oschmann, Vorsitzender des Thüringer Feuerwehrverbandes, und Daniel Wiegmann, Oberbrandmeister der Feuerwehr Suhl. ©TMIK

Ein Einsatzwörterbuch soll in Thüringen nun helfen die Verständigung zu ermöglichen, wenn Feuerwehr und Betroffene keine gemeinsame Sprache haben. Es ist das erste bundeslandweite Wörterbuch für Feuerwehrleute. 60 robuste Seiten in Taschenbuchformat beinhalten die wichtigsten Sätze auf zehn Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Spanisch, Griechisch, Italienisch, Russisch, Türkisch, syrisches Arabisch, afghanisches Dari und pakistanisches Urdu). In drei Spalten findet man die Sätze auf Deutsch, der Fremdsprache und einer vereinfachten Lautschrift. Die Lautschrift ist deutschen Lauten nachempfunden und dadurch geringfügig verfälscht, gleichzeitig aber leichter zu lesen. Zuletzt findet sich ein Teil mit Piktogrammen, falls die Verständigung über die Sätze nicht funktioniert oder ausreicht.

Feuerwehr-Lautschrift: "Wi will täk ju tu säfti!"

2015 kamen knapp 30.000 Geflüchtete nach Thüringen. In diesem Jahr sind es bisher rund 4.000. In vielen Kommunen leben mittlerweile Geflüchtete, die die Deutsche sprache lernen, jedoch noch nicht gesprächssicher beherrschen. So ist eine Verständigungsmöglichkeit für alle Feuerwehren des Bundeslandes wichtig. Erstellt wurde das Einsatzwörterbuch vom Thüringischen Ministerium für Inneres und Kommunales und dem Thüringer Feuerwehrverband. Als Vorbild diente das bereits seit 2014 genutzte Einsatzwörterbuch der Feuerwehr Arnsberg. Das Einsatzwörterbuch der Stadt Arnsberg hat keine Bilder und ist "nur" neunsprachig, wurde aber schon 2.100 Mal gedruckt und 2.500 Mal aus dem Internet heruntergeladen. Der Bedarf ist groß. Vom Thüringischen Einsatzwörterbuch wurden bisher 3.000 Exemplare gedruckt. Alle 1524 Ortsteilwehren in Thüringen sollen es möglichst bald bekommen.