Apotheken verschwinden - Lösungsansätze sind bisher rar gesäht
Apotheken verschwinden - Lösungsansätze sind bisher rar gesäht

Immer weniger Apotheken

3. September 2019
Immer mehr Apotheken verschwinden von der Fläche. Doch: Gibt es auch Hoffnung auf Besserung?

Vor zehn Jahren gab es in Niedersachsen noch 2113 Apotheken. Und heute? Sind es nur noch 1900. Insbesondere die Regionen um Hannover, Osnabrück, Hameln, Nienburg, Cloppenburg und Aurich sind davon betroffen. Wenn auf dem Land, in Kleinstädten oder am Stadtrand Arztpraxen dicht machen, folgen häufig auch die Apotheken. Cathrin Burs, die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, sieht die Ursachen für den Apothekenschwund auch in einem immer stärker werdenden Personalmangel. So seien Ende letzten Jahres 14 Prozent der Apothekenleiter älter als 65 Jahre gewesen. Aufgrund des Fachkräftemangels fänden sie aber häufig keinen Nachfolger. Insbesondere in Küstenregionen wird der Fachkräftemangel so zum Problem. Doch laut Burs gibt es einen kleinen Lichtblick: Im Jahr 2020 soll das Apothekenstärkungsgesetz auf Bundesebene in Kraft treten: „Für Niedersachsen im Speziellen sind da viele Dinge drin, die uns sichern und damit den Patienten zu Gute kommen.“ So sollen beispielsweise die Nacht- und Notdienste besser honoriert werden.

Bessere Rahmenbedingungen für Apotheken sind nötig - vor allem auf dem Land! 

Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen hat bereits diverse Förderprogramme aufgelegt, um den Landärztemangel aufzuhalten und  mehr Ärzte in die Provinz zu locken. Ähnliches gibt es für Apotheker aber noch nicht. Der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund nimmt vor allem auch die Landesregierung in die Pflicht, um auf dem Land bessere Rahmenbedingungen zu schaffen – und letztlich so eine Versorgung zweiter Klasse zu verhindern. 

Lösungsansätze gegen den Mangel an Apotheken 

Können "Arztmobil" und "Apothekenbus" eine Lösung für diese Entwicklung sein? Die Politik in den Ländern liebäugelt durchaus damit. Dabei gibt es wissenschaftliche Schützenhilfe. In einem Gutachten schlug das renommierte "Fritz-Beske-Institut für Gesundheits-System-Forschung" (IGSF) in Kiel vor, in Schleswig-Holstein mobile Arztpraxen und rollende Apotheken einzusetzen, wo immer die Wege zum nächsten Arzt oder zur nächstgelegenen Apotheke für den Bürger unzumutbar weit sind. 

Die Idee, "Apothekenbusse" im ländlichen Raum einzusetzen, ist so neu nicht. Immer wieder in den vergangenen Jahren waren "rollende" oder "mobile Apotheken" im Gespräch. Schon 2007 hatte die Landesregierung in Sachsen-Anhalt ernsthafte Überlegungen angestellt, in gering bevölkerten Landesteilen "mobile Apotheken" einzusetzen.

Bisher gibt es jedoch kein Bundesland, wo das wirklich umgesetzt wurde. Offenbar ist auch der Druck/Apothekensterben dafür noch nicht groß genug, die Versorgung in der Fläche bis auf wenige Ausnahmen (noch) sichergestellt. Auch die Krankenkassen sehen bisher keine Notwendigkeit, Alarm zu schlagen. Gegenüber KOMMUNAL sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK, Litsch vor wenigen Tagen: "Richtig ist, dass die Menschen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land mit der Apothekenversorgung zufrieden sind. Damit das so bleibt, sollten Apotheken auf dem Land gezielt gefördert werden, zum Beispiel bei den Not- und Nachtdiensten. Das stärkt die Versorgung auf dem Land. Andererseits können auch Apotheken Teil von innovativen Versorgungsangeboten sein. Ein Beispiel ist die Arzneimittelinitiative in Sachsen und Thüringen."

So sieht die finanzielle Situation der Apotheken wirklich aus 

Politisch hat Gesundheitsminister Spahn vor Kurzem ebenfalls Verbesserungen für die finanzielle Situation der Apotheken auf den Weg gebracht. Sie sollen künftig mehr Geld für Notdienste und Botendienste bekommen. 

Zum Hintergrund: Eine Apotheke versorgt heute rein statistisch 4.000 Menschen mit Arzneimitteln. Für einen wirtschaftlichen Betrieb sind laut Apothekerverband 3.000 bis 4.000 Kunden nötig. Daher sinkt die Zahl der Apotheken derzeit um ein bis zwei Prozent im Jahr, so der Verband zur Begründung. Zudem gewinnen ausländische Versandapotheken in Deutschland derweil viele neue Kunden. Allein im vergangenen Jahr stieg laut einer Analyse die Zahl der Kunden im Netz um eine halbe Million Menschen. Den niedergelassenen Apotheken entgeht dieses Geschäft. Gesundheitsminister Spahn will daher Rabatte im Internet eng begrenzen. 

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