Die Kita-Studie zeigt: Beitragsfreiheit ist keine gute Idee!

Kita-Studie: Beitragsfreiheit würde die Probleme nicht lösen

Kita-Beiträge belasten finanzschwache Familien doppelt so stark, wie wohlhabendere. Trotzdem wäre eine Beitragsfreiheit keine gute Idee und steht für Eltern auch nicht oben auf der Wunschliste! Das ist das Ergebnis einer großangelegten Studie.

Eltern in Schleswig-Holstein zahlen laut Kita-Studie am meisten

In Schleswig-Holstein müssen der Analyse von Infratest Dimap zufolge die Eltern am tiefsten für die Kita-Gebühren in die Tasche greifen. Im Schnitt sind es hier neun Prozent des Nettoeinkommens. In Berlin sind es hingegen durchschnittlich 1,8 Prozent. Hier gilt eine weitgehende Kita-Beitragsfreiheit für Eltern. Auch Rheinland-Pfalz schneidet mit 2,4 Prozent laut der Kita-Studie aus Sicht der Eltern sehr günstig ab.

Kosten sagen laut Kita-Studie nichts über die Qualität aus

Auffallend in der Studie von Infratest Dimap ist auch, dass Kosten und Qualität nicht immer einhergehen. In Baden-Württemberg etwa teilen sich rechnerisch drei Krippenkinder einen Erzieher - in Mecklenburg-Vorpommern sind es doppelt so viele. Trotzdem ist die Betreuung laut der Kita-Studie in Mecklenburg-Vorpommern deutlich teurer als in Baden-Württemberg. In MV zahlen die Eltern im Schnitt 8,2 Prozent ihres Netto-Einkommens, in Ba-Wü sind es 6,7 Prozent. Die Kostenstruktur hat fairerweise gesagt natürlich auch viel mit der Größe der Einrichtungen zu tun - in schwach besiedelten Regionen mit wenigen Kindern gibt es oft kleinere Kitas, die pro Person gerechnet teurer sind.

Eltern ist Beitragsfreiheit laut Kita-Studie nicht so wichtig

Die Studie zeigt auch auf, was passieren würde, wenn Eltern keine Betreiligung mehr an den Kita-Kosten hätten. Die zusätzlichen Kosten dafür würden sich demnach bundesweit auf 5,7 Milliarden Euro belaufen. dazu kämen für Zusatzgebühren (Mittagessen etc.) weitere 1,6 Milliarden Euro. Schon der Aufbau ausreichender und kingerechter Kita-Plätze mit entsprechendem Personalschlüssel würde allein 8 Milliarden Euro im Jahr verschlingen.
Entsprechend klar positionieren sich die meisten Eltern. Es ist vor allem die Qualität, die ihnen laut der Kita-Studie wichtig ist. Selbst diejenigen, die unterhalb der Armutsrisikogrenze (Anm. der Redaktion: offiziell definiert als 60 Prozent des Durschnittseinkomens, woran es immer wieder Kritik gibt) liegen, würden 53 Prozent für mehr Personal und bessere Ausstattung sogar höhere Beiträge akzeptieren. Bei allen anderen liegt dieser Anteil sogar bei 59 Prozent.

++++ Lesen Sie auch: "Wer hat mein Förmchen geklaut" - über den sinnlosen Versuch, Wählerstimmen mit dem Thema Beitragsfreiheit zu bekommen - Christian Erhardt kommentiert - was für unsere Kinder wirklich wichtig ist! HIER KLICKEN ++++ 

Hintergrund der Kita-Studie

Für die Studie wurden mehr als 10.000 Eltern bundesweit befragt. Die Daten beruhen allesamt auf ihren Angaben. Denn in der Regel entscheidet die Kommune, wie viel ein Kita-Platz vor Ort kostet. Eine bundesweite Übersicht gibt es daher nicht. Infratest Dimap hat die Kita-Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt. Diese zieht aus der Studie den politischen Schluss, die Kita-Gebühren bundesweit einheitlich zu regeln und "finanzschwächere Familien" stärker zu entlasten. Laut der Studie zahlen Eltern, die als armutsgefährdet im Sinne der o.g. Definition gelten, im Schnitt 118 Euro für den Kita-Besuch ihrer Kinder. Der Schnitt bei allen Familien liegt bei 178 Euro.
Zum Vergleich: Den gut 8 Milliarden Euro Kosten jährilich, die eine bessere Ausstattattung der Kitas bundesweit kosten würde, stehen 3,5 Milliarden Euro zusätzliche Mittel des Bundes zur Verfügung. Wohlgemerkt bis zum Jahr 2021. Würden die Kitas bundesweit beitragsfrei, bräuchten die Kommunen jährlich gut 15 Milliarden Euro mehr an Geld zur Finanzierung.

Schlagwörter