Klimaschutz ganz praktisch

Klimaschutz - der Landkreis Mayen-Koblenz hat einen Workshop durchgeführt - praktische Tipps!

Klimaschutz ist immer wieder ein wichtiges Thema in Kommunen. Die energetische Sanierung von Schulen und anderen kommunalen Liegenschaften ist für Bürger offensichtlich. Doch nicht vielen Menschen ist bekannt, wie hoch der Energieverbrauch bei der Behandlung des alltäglichen Abwassers tatsächlich ist. Um zu diesem Thema einen regen Austausch über die Modernisierungsmöglichkeiten von Abwasseranlagen zu erreichen, führte der Landkreis Mayen-Koblenz den Workshop „Klimafreundliche Abwasserbehandlung“ durch. Den Rahmen hierfür bildete das Integrierte Klimaschutzkonzept, welches vom Bundesumweltministerium gefördert und für den Landkreis Mayen-Koblenz und seine Kommunen zurzeit erstellt wird.

Die zentralen Fragestellungen des Workshops waren: Wie kann der Stromverbrauch bei der Abwasserbeseitigung verringert werden? Und wie kann man klimafreundliche regenerative Energien nutzen? Dr. Rüdiger Kape, Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, begrüßte Vertreter der Verbandsgemeinden und Städte des Kreises. Er machte deutlich, dass neben der Straßenbeleuchtung, welche das Thema des letzten Workshops war, die Abwasserbeseitigung in den Kläranlagen einer der größten kommunalen Stromverbraucher ist. Im Durchschnitt sind sie für fast 20 Prozent des Stromverbrauchs aller kommunalen Einrichtungen verantwortlich. Veranstaltungsort des Workshops war die Kläranlage Nothbachtal, die nach Vorträgen und fachlichem Austausch besichtigt wurde. Rolf Bleser, Werkleiter des Abwasserwerkes der Verbandsgemeinde Maifeld, gab einen Überblick über die Modernisierungen: „Zunächst kamen in unser Einzugsgebiet der Ort Kehrig aus der Verbandsgemeinde Vordereifel sowie Autobahnraststätten an der A 48 dazu. Außerdem wurde das Gewerbegebiet Polch ausgebaut, somit war schließlich eine Anlagenerweiterung notwendig. Der Umbau begann 2013 und wurde im Juni 2015 fertig gestellt, seitdem läuft der Betrieb sehr beständig.“ Die Ausbaugröße wurde mit 35.000 Einwohnergleichwerten mehr als verdoppelt und die Effizienz erheblich gesteigert. Zum Abwasserwerk gehören weitere fünf Kläranlagen und 235 Kilometer Kanalnetz.

Thomas Siekmann von der gleichnamigen Ingenieurgesellschaft stellte Möglichkeiten der Energieeinsparung in der Abwasserbeseitigung vor. Große Einsparmöglichkeiten bestehen in einer Umstellung der Klärschlammbehandlung, wie dies in der Anlage Nothbachtal erfolgt ist. Durch die Umstellung auf eine Kompaktfaulanlage konnte zum einen der Stromverbrauch bei der Belüftung reduziert werden und zum anderen wird Faulgas gewonnen. Das erzeugte Faulgas wird durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) in Wärme und Strom umgewandelt. Dies bestätigte auch Abwassermeister Manfred Schunke: „Seit der Modernisierung wird der Stromverbrauch der Kläranlage bilanziell zu 100 Prozent aus der Eigenproduktion gedeckt.“

Die vom BHKW produzierte Wärme wird zur Erwärmung des Klärschlamms genutzt. Trotz aller Bereitschaft zu einer Modernisierung sollte man aber auch auf die technischen Voraussetzungen der einzelnen Anlagen achten, betonte Fachreferent Siekmann. An erster Stelle müsse der Anpassungsbedarf mittels Energiecheck und detaillierter Energieanalyse festgelegt werden. Für die Modernisierung von Anlagen bestehen Fördermöglichkeiten seitens des Bundes oder des Landes, führte Michael Münch von der Transferstelle Bingen an. Münch zeigte zwei Beispiele für innovative Energiekonzepte auf. Zum einen stellte er das derzeitig in Umsetzung befindliche Energiekonzept des Klärwerkes der Stadt Koblenz vor, in welchem auch die Abwasserreinigung der Verbandsgemeinde Vallendar erfolgt: Ziel ist es hier, bilanziell energieautark zu arbeiten. Kernelement ist eine Vergasungsanlage für die anfallenden Schlämme. Das erzeugte Synthesegas wird auf dem Standort in Strom und Wärme gewandelt und genutzt. Zweites Beispiel ist die Teilnahme von Klärwerken am „Virtuellen Kraftwerk“ – hier unterstützen die technischen Anlagen durch zeitliches Verschieben von Stromerzeugung und –verbrauch die Frequenzhaltung in den Stromnetzen und erwirtschaften damit Zusatzerlöse.

Im Laufe des Erfahrungsaustauschs wurde deutlich, dass in allen vertretenen Verbandsgemeinden Umstellungen an die Kläranlagen angedacht sind bzw. schon vollzogen wurden. Ein Beispiel war die Investition in eine Photovoltaik-Anlage des Werkes Weißenthurm. Durch Umbauten ergaben sich im Klärwerk Mayen 35 Prozent Energieeinsparungen. Durch die Modernisierung einer Teichkläranlage erzielte der Eigenbetrieb der Verbandsgemeinde Vordereifel hier 50 Prozent Stromeinsparungen. Generell wurde betont, dass die energieeffizienten Modernisierungen von kleineren und mittleren Klärwerken sich schwieriger wirtschaftlich darstellen lassen als bei größeren Anlagen. Dennoch ist die Bereitschaft groß, auch diese Anlagen klimafreundlicher umzubauen.