Das Thema Glyphosat sorgt seit Jahren für Diskussionen. Mittlerweile gehen Städte und Gemeinden ganz unterschiedlich mit dem Thema um...

Kommunen verzichten auf Glyphosat!

23. Januar 2018
Ein EU-Verbot von Glyphosat gibt es erst mal nicht - doch viele Gemeinden wollen trotzdem nicht, dass der Unkrautvernichter weiterhin eingesetzt wird. Und bewirken Verbote und Verzichte durch die Hintertür...

Der Unkrautvernichter Glyphosat wird seit 40 Jahren in der Landwirtschaft eingesetzt. Doch 2015 stufte die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation das chemische Mittel als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ ein – und die Diskussionen um ein Verbot von Glyphosat wurden extremer. Viele Umweltschützer forderten ein Verbot des Unkrautvernichters. Die EU-Kommission hat nun - auch mit deutscher Unterstützung - die Genehmigung des Mittels verlängert. Aber nicht in allen Kommunen kommt es auch zum Einsatz. Schon vor einem Jahr ergab eine Umfrage, dass nur wenige Städte Bedarf für das Mittel sehen. HIER finden Sie dazu den damaligen Bericht in KOMMUNAL. Ohnehin ist der Einsatz schon jetzt stark eingeschränkt. So dürfen Pflanzenschutzmittel grundsätzlich nicht auf befestigten Freiflächen, die weder landwirtschaftlich noch forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt werden, angewendet werden.

Städte suchen nach Alternativen zu Glyphosat

Viele Kommunen setzen daher Alternativen ein. So arbeitet die Stadt Rostock schon seit 1992 mit einer naturnahen Bewirtschaftung, bei der chemische Stoffe tabu sind. Seit Anfang des Jahres ist Glyphosat in Rostock jetzt sogar komplett verboten worden. Aber auch in Niedersachsen ist der Unkrautvernichter auf öffentlichen Flächen verboten und nur noch auf landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Flächen erlaubt. Dresden verzichtet auf den Einsatz von Glyphosat in Parks, Spielplätzen, Friedhöfen und Straßenrändern. Die Dresdner Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) erklärte die Entscheidung so: "Gerade in Parkanlagen und auf Spielplätzen kommen insbesondere Kinder immer wieder mit dem Boden in Berührung. Gift hat dort deshalb nichts zu suchen." Und auch in Mainz werden keine chemischen Mittel mehr eingesetzt. Laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) verzichten insgesamt über 100 Städte und Gemeinden darauf, ihre Grünflächen mit Pestiziden oder mindestens ohne Glyphosat zu bewirtschaften. Stattdessen kommen immer mehr mechanische und thermische Geräte zum Einsatz. Zum Beispiel Abflamm- und Infrarotgeräte. Doch weil diese Geräte den Nachteil haben, dass sie teuer sind und darüber hinaus auch einen hohen Energiebedarf haben, verwenden laut BUND viele Kommunen deshalb lieber mechanische Verfahren, wie etwa Kehrmaschinen mit Radialbesen aus besonders harten Borsten, Fugenkratzer, Freischneider oder Absauggeräte.

Sie wollen in Ihrer Gemeinde ebenfalls auf Glyphosat verzichten?

Für Kommunen, die in Zukunft ebenfalls auf Glyphosat verzichten wollen, aber noch unsicher sind, wie die Idee konkret umgesetzt werden kann, hat der BUND einen Ratgeber herausgebracht, in dem er Städten und Gemeinden als ersten Schritt dazu rät, chemisch-synthetische Pestizide nicht auf den eigenen Flächen einzusetzen. Für einen notwendigen Beschluss hat der Verband auch eine Vorlage als Download bereitstellt. Zusätzlich aber rät der BUND zu bienen-und insektenfreundlichen Projekten und darüber hinaus auch bei der Verpachtung von kommunalen Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung ein Verbot von Pestiziden zu verankern. Um einen noch größeren Effekt zu erzielen, sollten Kommunen private Firmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung ebenfalls zur pestizidfreien Bewirtschaftung anhalten.