Viele Kommunen halten die Standbetreiben auf den Weihnachtsmärkten an auf Müllvermeidung zu achten - Plastikfrei funktionieren die Stände bisher trotzdem nicht.
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Müllvermeidung auf Weihnachtsmärkten - Was Kommunen tun können

Weihnachtsmärkte beleben die Innenstädte, aber sie sorgen auch für enorme Abfallmengen. Einige Städte und Gemeinden versuchen mit Verordnungen dagegen vorzugehen. Doch an vielen Stellen stockt die Umstellung.

Überall leuchtet und glitzert es, es riecht nach Zimt und Zucker und Musik schallt durch die Gassen - Weihnachtsmärkte üben eine magische Anziehung auf viele Menschen aus. So ist es nicht verwunderlich, dass die 2.500 Weihnachtsmärkte in Deutschland jährlich auf einen Umsatz von fünf Milliarden Euro kommen. Der traditionelle Markt, der so viele Besucher erfreut, hat aber auch eine Schattenseite: Er produziert enorme Mengen an Abfällen und verbraucht viel Strom. Der Dresdener Striezelmarkt hatte im letzten Jahr über zwei Millionen Besucher. Sie produzierten 47.000 Kilogramm Müll. Viele Kommunen haben in den letzten Jahren begonnen mit Auflagen für Müllvermeidung zu sorgen. In Berlin gibt es etwa Auflagen zu Lichtemissionen, Müllvermeidung, Mülltrennung, Abwasserentsorgung, Mehrweggeschirr und Energieeinsparung.

Sollten Weihnachtsmärkte auf Mehrweggeschirr umstellen?

Mehrweg-Glühweintassen sind auf den meisten Weihnachtsmärkten längst Standard. Einige Städte verbieten mittlerweile aber auch Plastikgeschirr und -besteck. Das ist aus Hygienegründen allerdings nicht leicht umzusetzen. Keramikgeschirr nimmt zum einen viel Platz weg, aber auch eine Reinigung, die Hygienestandards einhält, ist während der Stoßzeiten auf den Märkten kaum umsetzbar. Kompostierbare Teller und Pappschalen sind die Alternativen, die etwa in Dresden und Leipzig bereits Verwendung finden. Auch die sächsische Stadt Großenhain hat im letzten Jahr Biogeschirr und -besteck getestet und macht es in diesem Jahr auf dem Weihnachtsmarkt zur Pflicht. Eigentlich würde die Stadt gerne auf Mehrweggeschirr umstellen, denn das Biogeschirr trägt nicht zur Müllvermeidung, sondern nur zur Plastikvermeidung bei. Doch auch hier kam man zu dem Schluss: Die Voraussetzungen dafür zu schaffen, ist nahezu unmöglich.

Viele Standbetreiber beschweren sich, dass ihre Saucen die Pappschalen durchweichen und ihre Angebote so für die Besucher uninteressanter werden. Doch auch hier gibt es Alternativen. Ein Currywurst-Verkäufer auf dem Kasseler Märchenweihnachtsmarkt hat etwa, nachdem die Stadt Plastikgeschirr verboten hat, Tests mit unterschiedlichen Materialien gemacht und so auf kompostierbare Schalen aus Zuckerrohr umgesattelt. Die Ökobilanz ist durch den langen Transportweg von Zuckerrohr weiterhin ein Problem. Zur Plastikmüllvermeidung trägt die Alternative dennoch bei.

Kunden verlangen Müllvermeidung und plastikfreie Angebote

Auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin droht Standbetreibern eine Geldbuße vom Schaustellerverband, wenn sie Plastikgeschirr verwenden. Viele kommunale Vorgaben sind allerdings auf freiwilliger Basis. So bittet die Stadt Chemnitz Standbetreiber auf Plastiktüten zu verzichten, sofern sie nicht aus Hygienegründen nötig seien. Freiwillige Vorgaben dieser Art gibt es viele. Und tatsächlich sind auch die Standbetreiber an einem plastikfreien Angebot interessiert. Denn sie bekommen von den Kunden häufig Kritik für den Einsatz von Plastik. Es hat sich ein Bewusstsein für diese Problematik in der Bevölkerung eingestellt. Trotzdem wird das Plastik ohne feste Vorschriften nur langsam aus den Weihnachtsmärkten verschwinden. Denn die Alternativen sorgen am Anfang für Mehrarbeit und sind geringfügig teurer. Zudem haben die Standbetreiber keine Anreize bei der Anlieferung auf plastikfreie Verpackungen zu achten. Denn diese sind für den Kunden nicht sichtbar. Händler zu finden, die plastikfrei liefern oder zumindest in möglichst wenigen Einzelverpackungen gibt es in vielen Segmenten des Weihnachtsmarktbetriebs kaum.

Mülltrennung oft Fehlanzeige

Auch die Müllentsorgung auf dem Weihnachtsmarkt ist ein Problem. Besucher der Weihnachtsmärkte entsorgen den Müll gewöhnlich über von den Ständen aufgestellte Mülleimer, die keine Mülltrennung vorsehen. Und auch die Standbetreiber trennen ihren Müll meist nicht. Auf dem Kasseler Märchenweihnachtsmarkt soll sich das nun ändern. Ein Müllentsorgungsplatz, der zwei Mal pro Tag für Standbesitzer geöffnet wird, hält Glas- und Papiercontainer sowie eine Müllpresse vor. Ab diesem Jahr soll es zusätzlich einen Container für Plastik geben. Das Aufsichtspersonal wird zudem dazu angehalten Schausteller zurückzuschicken, die versuchen unsortierten Müll zu entsorgen.

Und auch der Stromverbrauch wird vielerorts bereits angegangen. In einigen Städte wurde die Beleuchtung auf den Weihnachtsmärkten auf LED-Lampen umgerüstet. In Geestland war das sogar der Anstoß für eine konsequente Nachhaltigkeitspolitik rund ums Jahr. In Leipzig hat die Umstellung auf LED-Lampen bei der Beleuchtung der großen Tanne zu 90 Prozent weniger Stromverbrauch geführt.

Zero Waste-Weihnachtsmärkte in Deutschland

Beispiele für Zero Waste-Weihnachtsmärkte sind der nachhaltige Weihnachtsmarkt von Zero Waste Köln und The Green Market in Berlin. Hier werden Biogetränke und -speisen angeboten, Plastik ist nirgendwo zu finden, nachhaltige Labels stellen ihre Produkte vor, es gibt Zero Waste-Geschenkideen, Do It Yourself-Pflegeproduktworkshops und viele Alltagstipps von Profis der Müllvermeidung. Die Umsetzbarkeit liegt hier aber unter anderem auch darin begründet, dass es sich um kleine Märkte handelt, die nur wenige Tage stattfinden.

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