Pflege: Wenn Emma in die Demenz-WG kommt

Die Digitalisierung hält in den Bereich der Pflege Einzug. Doch nur in wenigen Fällen auf so spektakuläre Art wie in der Kieler Demenz-WG. Hier hält Roboter Emma seit Monaten die Bewohner auf Trab. Und mit Glück wird er in naher Zukunft einziehen können.

Mit großen Kulleraugen guckt Emma Erika Kratteit an. „Hilfst du mir meine Bilder zu sortieren?“ Der Roboter zeigt auf einem Tablet-PC, der vor seiner Brust befestigt ist, zwei Bilder und möchte wissen auf welchem ein Leuchtturm zu sehen ist. Erika Kratteit kennt Emma bereits gut und hat das Spiel schon einmal mit ihr gespielt. Entschlossen drückt sie auf das Bild, das eine Küste mit Leuchtturm zeigt. „Ja, das war genau richtig“, sagt Emma. Die Seniorin identifiziert im Spiel eine Katze, ein Auto, Kinder und viele andere Motive. Als das Spiel beendet ist, bedankt sich Emma bei der alten Dame. „Danke für deine Hilfe! Jetzt sind meine Bilder schon nicht mehr so durcheinander.“ Als nächstes können sich die WG-Bewohner von Emma Lieder wünschen. In Kiel besonders beliebt: „An der Nordseeküste“ von Klaus und Klaus. Jetzt tanzen und singen die Senioren und Emma fährt auf ihren Rollen zwischen den Leuten hin und her. In der Demenz-WG der Kieler Diakonie ist von Berührungsängsten zwischen Senioren und Technologie oder Verständnisproblemen bei der Anwendung von Computerprogrammen nichts zu sehen. Die Bewohner der Wohngemeinschaft sind Mitte 70 bis Mitte 90 Jahre alt und leiden in unterschiedlicher Schwere an Demenz. Gemeinsam haben sie, dass sie sich auf und über Emma freuen, ganz selbstverständlich mit ihr interagieren und dabei ihren Spaß haben. Und der Weg dorthin hat nur einige Besuche gedauert.

Carebots sollen Robotik in der Pflege etablieren

„Die Pfleger der Demenz-WG sind vor etwa einem Jahr auf mich zugekommen und haben gefragt, ob wir zusammen an einem Roboter für die Patienten arbeiten könnten“, erzählt Hannes Eilers. Über die Initiative hat sich der Laboringenieur für Robotik sehr gefreut. In einem Forschungsprojekt an der Fachhochschule Kiel namens „Carebots“ erforscht Eilers den praxisnahen Einsatz von Robotern in der Pflege. Er arbeitet mit mehreren Altenpflegeeinrichtungen und einem Kinderkrankenhaus zusammen. Dafür hat die Fachhochschule zwei verschiedene humanoide Robotertypen der Firma Aldebaran Robotics angeschafft. Emma ist ein Roboter der Reihe Pepper. Er hat einen beweglichen Kopf mit Sensoren, Kamera und Lautsprechern. Durch die Sensoren kann er sich auf seinen Rollen durch Räume bewegen ohne dabei gegen Hindernisse zu stoßen und mit der Kamera kann er Gesichter erkennen und Alter, Geschlecht und Gemütslage bestimmen. Mit seinem Forschungsprojekt möchte Hannes Eilers ein Produkt entwickeln, das Pflegeeinrichtungen finanzieren und ohne Hilfe von außen nutzen können.

Lesen Sie in unserer aktuellen Print-Ausgabe, wie der Roboter Emma die Arbeit für die Pfleger in der Demenz-WG verändert hat und wie Hannes Eilers und das Pflegeteam gemeinsam daran arbeiten Emmas Potential für die Pflege zu erweitern und zu perfektionieren.

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