Schulhausmeisterin Kathrin Schumann in ihrer Werkstatt
Gut ausgestattete Werkstatt: Schulhausmeisterin Kathrin Schumacher hat alles, was das Handwerkerinnenherz begehrt
© S. Heinze

Grundschulalltag

Schulhausmeisterin aus Leidenschaft

Kathrin Schumacher kümmert sich an der Wilhelm-Hauff-Grundschule in Leipzig darum, dass der Schulbetrieb reibungslos ablaufen kann. KOMMUNAL hat sie einen Tag lang begleitet.

Wo ist denn euer Mundschutz?“, fragt Schulhausmeisterin Kathrin Schumacher eine Gruppe Kinder, die gerade aus einer Klasse stürmt. Die Grundschüler grinsen verlegen. „In der Klasse!“, antworten sie im Chor. Die kurze Frage reicht schon aus, die Kinder holen sofort ihre Masken.

Die Schulhausmeisterin ist handwerklich begabt

Eine Schulhausmeisterin schafft sich nicht nur Freunde. In ihrem Büro fällt mir ein Spruch ins Auge, der einen prominenten Platz an der Wand einnimmt: „Wer mich nicht mag, der muss halt noch ein bisschen an sich arbeiten“, steht dort geschrieben. „Ich mag den trockenen Humor“, erklärt Kathrin. Wir sind gleich per du. „Eine Schulhausmeisterin sorgt für Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit“, beschreibt Kathrin ihren Job in einem Satz. Dafür brauche es vor allem handwerkliches Geschick und gute Kommunikationsfähigkeiten. „Und gute Laune, die man sich nicht so leicht nehmen lassen darf“, fügt sie lachend hinzu.

Gute Laune habe sie eigentlich immer. Das Telefon klingelt: Bei der Hortleitung steckt der Schlüssel fest. Kathrin holt den Hammer aus ihrer Werkstatt neben dem Büro. Im Stechschritt geht es in den dritten Stock. Zwei Schläge auf das Schloss - und der Schlüssel lässt sich wieder bewegen. „Es gibt keine Probleme, die wir nicht lösen können“, sagt sie. Es gibt kein Problem, das SIE nicht lösen kann, denke ich.

Wegen Corona fallen viele zusätzliche Angebote aus

Wir ziehen weiter über das Schulgelände. Ich helfe Kathrin beim Ausrollen der Gartenschläuche, die sie in grüne Wassersäcke steckt. „Im letzten Jahr war es sehr trocken. Da haben wir diese Säcke angeschafft“, erklärt sie. In den Säcken wird das Wasser vorgehalten, um die Bäume auf dem Hortgelände für längere Zeit zu versorgen. Nicht weit vom Schulgelände entfernt, liegt auf der anderen Straßenseite der Verkehrs-, und der Schulgarten.

Beides muss sie ebenfalls regelmäßig kontrollieren, weil von einer Brache nebenan manchmal Leute ihren Müll über den Zaun werfen. Der Schulgarten sieht etwas verwachsen aus. Dieses Jahr hat jemand Kartoffeln gepflanzt, deren Setzlinge jetzt etwas verkümmert wirken. Kathrin nimmt den Gartenschlauch in die Hand.

Schulhausmeisterin im Schulgarten
Da kann sie nicht so einfach vorbeigehen: Kathrin Schumacher bespritzt die Kartoffelsetzlinge mit Wasser

„Das gehört eigentlich nicht zu meinem Aufgabenprofil, aber da kann ich nicht einfach so vorbeigehen“, sagt sie und bewässert die Pflänzchen. Zusätzliche Schulangebote wie Gartenprojekte liegen wegen der Pandemie erstmal auf Eis, erklärt mir Kathrin. Der Lehrermangel sei ohnehin ein Problem, aber nun bleiben einige Kollegen auch noch zuhause, weil sie zur Risikogruppe zählen.

Als Schulhausmeisterin hatte Kathrin selbst auch mal eine Arbeitsgruppe für die Grundschüler angeboten. In der AG „Grüner Daumen“ gestalteten die Kinder zusammen mit ihr die Blumenkästen der Schule. Jetzt schafft sie das nicht mehr, weil sie Großmutter ist und ihre Enkelkinder pünktlich von der Kita abholen muss.

Die Schulhausmeisterin ist sportlich

Zurück von unserem Schulgartenbesuch schieben wir noch zwei geleerte Papiertonnen an ihre Plätze und legen einen Rasensprenger aus. Kathrin ist in ihrem Arbeitsalltag ständig unterwegs, und ihre Arbeit ist körperlich anstrengend. Zum Glück war sie früher Sprinterin und bringt die nötige Fitness mit. „Laufe ich dir zu schnell?“, fragt sie mich. Wenn ja, könne ich ihr das ruhig sagen. Nicht alle Hausmeister werden so fit wie Kathrin sein. Wäre es nicht eine gute Idee, wenn die Kommune Sportangebote für Hausmeister fördern würde, frage ich mich.

In Leipzig ist sie eine von wenigen Frauen in dem Beruf

„So, jetzt machen wir mal eine Fünfzehn“, sagt Kathrin und leitet die Kaffeepause ein. Wir gehen zu ihr ins Büro und unterhalten uns darüber, wie es für sie ist, Schulhausmeisterin zu sein. Dass sie eine Frau ist, spielt in ihrem Job eigentlich keine große Rolle. Nur dann, wenn sie eine Fortbildung für Hausmeister besucht. „Wenn ich einen Raum mit 50 Männern betrete, kennen mich alle, aber ich kenne keinen“, scherzt sie.

Aber dann gibt es auch Vorfälle wie an diesem Morgen, an dem es dann doch eine Rolle zu spielen scheint. Der Postbote parkte schon öfters auf dem Rettungsweg. Die Straßenverkehrsordnung gilt aber auch für die Post. Als Kathrin ihn deshalb bat, den Parkplatz zu nutzen, zeigte er sich widerwillig. „Dann habe ich zu ihm gesagt: Du kannst jetzt umparken oder ich rufe bei deinem Chef an. Was ist dir lieber?“, erzählt Kathrin. „Ganz ruhig mein Mädchen“, habe der dann gesagt. Sie hat ein dickes Fell, aber gefallen lassen muss sie sich das nicht, sagt sie.

Wilhelm Hauff Schule
Das Arbeitsreich der Schulhausmeisterin: Die Wilhelm-Hauff-Grundschule

Kinder brauchen Zuwendung

Kathrin mag die Lehrer, mag die Kinder und kommt gern zur Schule. Ob sie als Schulhausmeisterin auch pädagogische Fortbildungen bekommt? „Einmal gab es eine Kommunikationsschulung“, erinnert sie sich. Als wir über den Schulalltag sprechen, sagt Kathrin, dass sie das Gefühl hat, dass die Kinder angespannter sind als früher. Die Kommune, glaubt sie, kann da nur wenig machen. Dabei handele es sich um ein gesellschaftliches Problem. Kinder brauchen Zuwendung, und dafür sind sie dankbar, davon ist Kathrin überzeugt. Diese Erkenntnis bringt sie auch in ihre Arbeit als Schulhausmeisterin ein.

Einmal, erzählt sie, hat jemand ein Schloss mit roter Knete verschmiert. Daraufhin ging sie durch die Klassen und bat alle Kinder, die Hände zu zeigen. Irgendwo würden sich die Übeltäter schon finden lassen, denn die Knete färbte ab. Als der Erste gefunden war, konnte der auch nicht dichthalten. Schließlich durften die beiden Jungen die Schlosszylinder unter Aufsicht putzen. Eine Strafe mit Lerneffekt. Wie die Eltern reagierten? In diesem Fall habe sich einer der Väter sogar bedankt.

Der Spielplatz wird genau überprüft

Nach unserem Gespräch schauen wir nochmal nach der Gartenbewässerung auf dem Hortgelände, dann ist die Spielplatzkontrolle dran. Als Schulhausmeisterin muss Kathrin dafür sorgen, dass Schaukel und Klettergerüst sicher sind und ordnungsgemäß funktionieren. Um das herauszufinden, schaukelt, rutscht und klettert die Schulhausmeisterin. „Machen das alle so?“, frage ich sie. „Das weiß ich nicht, aber ich mache das so“, sagt sie. Ohne Praxistest geht es eben nicht. Die Kontrollen werden genau protokolliert. Den nötigen Papierkram dafür hat sie in ihrem Büro.

Für die letzte Maßnahme des Tages gehen wir in die Turnhalle. Diese wird gerade grundgereinigt, um die alten Beläge zu lösen. Denn regelmäßig muss eine neue Beschichtung aufgetragen werden, damit kein Kind beim Sportunterricht ausrutscht. Um die Koordination mit dem Dienstleister kümmert sich Kathrin.

Schaukeln Hortspielplatz
Alles in Ordnung: Die Kinder können sich auf die Spielplatzprüfung der Schulhausmeisterin verlassen

Die Aufgaben einer Schulhausmeisterin sind vielseitig

Wir wollen nun die Holzverkleidung der Heizung überprüfen. Sie löst sich immer wieder, wenn zum Beispiel die Handballer ihre Bälle an die Wand prallen lassen. „Hätte man längere Schrauben genommen, gäbe es das Problem nicht“, weiß die erfahrene Hausmeisterin.

Die Vielfalt an Aufgaben in ihrem Arbeitsalltag als Schulhausmeisterin schätzt Kathrin sehr: Sie kümmert sich um verstopfte Toiletten und abgebrochene Wasserhähne. Wenn sie was mal nicht selbst reparieren kann, beauftragt sie eine Firma. Immer wieder ein Problem sind auch beschmierte Wände und Vandalismus. Einmal die Woche müssen außerdem die Wasserleitungen wegen der Gefahr von Legionellen gespült werden.

Langweilig wird es nie

„Die Arbeit ist sehr verantwortungsvoll und interessant“, sagt die engagierte Hausmeisterin. Sie wisse nie, was der Tag so bringt und deswegen werde es auch nie langweilig. Ihren Platz an der Wilhelm-Hauff-Grundschule hat Kathrin gefunden, denke ich, und ist aus Leidenschaft dabei.

Fotocredits: Silvan Heinze