Ein Standortfaktor wie geringe Mieten oder hohe Jobchancen sorgen schnell für Zuzug.
Ein Standortfaktor wie geringe Mieten oder hohe Jobchancen sorgen schnell für Zuzug.
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Standortfaktor: Kleine Mieten, große Jobchancen

Eine große Auswahl an Arbeitsplätzen und bezahlbarer Wohnraum - Ein Standortfaktor, dem nur wenige Bürger widerstehen können. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, können 12 Regionen in Deutschland Bürger mit diesem Versprechen locken.

Zwei Faktoren, die in fast jeder Kommune zusammenhängen: Jobchancen und Mietpreise. Steigen die Jobchancen - speziell für Fachkräfte - dann steigen auch die Mieten. Finden gut ausgebildete Kräfte in einer Kommune keine Arbeitsplätze, sind oftmals auch die Mieten niedrig. Denn: Eine gute Beschäftigungssituation geht meist mit höheren Einkommen einher und zieht viele Menschen an. Durch die hohe Nachfrage an Wohnraum erhöht sich das Mietpreisniveau. Doch die Märkte für Arbeitsplätze und Immobilien bewegen sich unterschiedlich schnell und so kommt es immer wieder dazu, dass es in einzelnen Regionen viele Arbeitsplätze UND niedrige Mieten gibt. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat alle 165 Bezirke der Bundesagentur für Arbeit auf Jobchancen und Mietpreise untersucht. Zwölf Regionen in Deutschland können mit dem Standortfaktor niedrige Mieten, hohe Jobchancen werben!

Bezahlbarer Wohnraum und eine gute Arbeitsmarktsituation können laut IW Köln für 12 Regionen in Deutschland zum Standortfaktor werden.

Besonders gut bei der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hat die Mittelstadt Jena abgeschnitten. Hier liegen die Mieten 20 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Laut Bundesagentur für Arbeit hat die Kommune 67 freie Fachkräftestellen auf 100 Arbeitslose. Da davon ausgegangen wird, dass nur etwa jede zweite freie Stelle bei der Bundesagentur gemeldet wird, liegt das Stellenangebot sogar über dem Bedarf. Als Standort von zwei Universitäten hat Jena zahlreiche Forschungsinstitute und gilt als High-Tech-Standort. Dass die Mieten trotzdem verhältnismäßig niedrig sind, ist nach Einschätzung des IW ein temporärer Zustand. Wer jetzt zuzieht, behält trotzdem seine Vorteile. Ein Anstieg des Mietpreisniveaus in einer Region zeigt sich hauptsächlich an Neuvermietungen. Alte Mietverträge sind davon meist nur geringfügig betroffen.

Wie kommt es zu dem Standortfaktor niedrige Mieten, hohe Jobchancen?

Als Gründe für das Zusammenfallen vieler Jobmöglichkeiten und niedriger Mieten sieht das Institut der deutschen Wirtschaft vor allem einen hohen Leerstand aus der Vergangenheit oder ein großes Baulandangebot. In vielen Städten in Ostdeutschland gab es in den letzten Jahrzehnten einen höheren Weg- als Zuzug. Wenn der Bedarf an Wohnraum nun steigt, kann dieser zunächst durch leerstehende Immobilien aufgefangen werden. In Gebieten wie Ostwestfalen-Lippe etwa war dagegen noch viel ausgeschriebenes Bauland verfügbar, als der Bedarf an Wohnungen zu steigen begann. Sind diese Reserven erschöpft, werden auch hier die Mieten steigen, prognostiziert das IW.

Insgesamt bieten der Süden und der Westen deutlich mehr Beschäftigungsmöglichkeiten als der Norden und Osten. Hier sind es eher die überdurchschnittlich hohen Mieten, die den Zuzug lähmen. Im Osten dagegen sind die Mieten niedrig, aber die Stellen, gerade für Fachkräfte, fehlen. Das liegt besonders an der wirtschaftlichen Strukturschwäche einiger Regionen in Ostdeutschland.

Besonders schlecht schneiden Großstädte ab: Die Studie des IW zeigt, dass hier nicht nur die Mieten sehr hoch sind, sondern im Verhältnis auch das Jobangebot meist niedrig ist. Doch: Hochqualifizierte haben in den Großstädten noch immer die meisten Chancen. Das Institut der deutschen Wirtschaft rät dazu die Kombination aus niedrigen Mieten und hohen Jobchancen als Standortfaktor auch im Stadtmarketing zu nutzen.