Quelle: Werbebild WiiGo Roboter

Tante Emma 2.0

In vielen kleinen Kommunen gibt es keinen Supermarkt mehr. Dorfläden sollen die Versorgung aufrecht erhalten. Das reicht nicht, wir brauchen vor allem mehr Innovationen vor Ort, meint Christian Erhardt-Maciejewski.

So stellen sich die großen Handelsketten die Einkaufswagen der Zukunft vor - noch sind diese jedoch sehr teuer. Quelle: Werbebild WiiGo

Die Technik für Selbstbedienungskassen ist auch in Deutschland lange vorhanden. Ebenso stellt der Handel gerade auf die digitale Anzeige von Preisschildern um. Darauf können dann – abrufbar per Smartphone etwa über einen QR-Code – auch gleich alle Allergene des Produkts angezeigt werden oder sonstige Zusatzinformationen bis hin zu Rezepten gegeben werden. Das Nachbestellen von Toilettenpapier kann technisch automatisch erfolgen, sobald ein bestimmter Bestand erreicht ist. Technik, die durch den Einsatz in großen Supermärkten langfristig erschwinglicher wird und viel Arbeit und Personal auch in kleinen Märkten auf dem Land sparen kann.
In kleinen Dörfern in Deutschland geht der Trend zur Zeit jedoch in eine andere Richtung. Es ist zwar schön mit anzusehen, dass sich landauf landab Dorfläden als Gemeinschaftsprojekte bilden. Doch leider sind hier die Fixkosten trotz häufig enormen ehrenamtlichen Engagements zu hoch, viele Modelle rechnen sich langfristig nicht. Eine Studie der Landwirtschaftskammer NRW hat folgende Rechnung aufgemacht: In einem Dorf mit 1500 Einwohnern müssen 100 Prozent der Haushalte mitmachen und mindestens 20 Prozent ihres gesamten monatlichen Einkaufs in dem Dorfladen machen, damit die Fixkosten wie Personal, Buchführung und Miete eingespielt werden. Macht nur jeder zweite Haushalt mit, sind es schon 40 Prozent des durchschnittlichen Geldes, den ein Haushalt für Lebensmittel ausgibt.
Supermärkte werden multimedial

Neue technische Möglichkeiten können helfen, aus dem oft unrentablen Dorfladen doch wieder ein Geschäftsmodell zu machen, wie das Beispiel aus Schweden zeigt. Doch vorhandene Technik allein wird nicht ausreichen. Es wird auf die Verantwortlichen in den Kommunen ankommen, solche Modelle zu unterstützen. Was spricht etwa dagegen, dass eine Kommune im Rahmen ihrer Wirtschaftsförderung eine eigene App anbietet, die etwa Verbrauchern alle Lebensmittel Angebote aus der Region aufzeigt. Die Online-Plattform „Taste of Heimat“ etwa macht Appetit auf Obst und Gemüse von Bauern aus der Region. Welche Produkte gibt es vor Ort, welche Möglichkeiten etwa für Online-Bestellungen von regionalem Obst und Gemüse sind vorhanden? So sorgt das Netz auch für Transparenz. Und ich bin mir sicher: Vor Ort gibt es viele weitere Ideen, wir müssen die Möglichkeiten nur neu denken.
Zusätzlich müssen die Verantwortlichen vor Ort Druck auf die Landes- und Bundespolitik ausüben. Denn ohne schnelle Internetverbindungen, ohne klaren Datenschutz und Datensicherheit werden die potentiellen Anwender die Möglichkeiten nicht nutzen. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, dann ist der Markt der Möglichkeiten fast unbegrenzt. Wenn wir sie denn denken.

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