Vergilbte und vertrocknete Blätter am Baum durch Trockenheit
So vertrocknet sehen in diesem Hochsommer viele Bäume aus.
© Gudrun Mallwitz

Hitzewelle

Trockenheit: Wie retten wir die Bäume?

Ein trauriges Bild mitten im Sommer: An immer mehr Bäumen hängen vertrocknete und verfärbte Blätter. Viele Kommunen hatten an Jungbäumen Bewässerungssäcke angebracht, damit sie die heißen und trockenen Monate überstehen - und riefen die Bürger auf, die Bäume vor ihrem Haus zu gießen. Doch das hat offensichtlich nicht gereicht. Dabei mussten im vorigen Jahr nach Schäden bereits deutlich mehr Bäume gefällt werden, wie neue Zahlen des Bundesamtes für Statistik belegen.

Unsere Bäume sind extremen Bedingungen ausgesetzt - und das bereits im dritten Jahr nacheinander. Die sichtbare Folge: Schon jetzt hängen die Blätter kraftlos an den Ästen oder fallen bereits vertrocknet ab. In manchen Straßen wirkt es, als zöge der Herbst schon ein. Besonders ausgeprägt kann man dies derzeit im südöstlichen Enzkreis in Baden-Württemberg sehen. "Vor allem das Buchenlaub nimmt jetzt schon die typischen Gelb- und Brauntöne an – fast zwei Monate zu früh!", schildert das Landratsamt auf ihrer Homepage das alarmierende Zeichen.

Warum sich die Bäume so früh verfärben

Joachim Hailer, Förster des Gemeindewaldes Wiernsheim im Landkreis Enzkreis, erklärt die frühe Färbung mit dem fehlenden Regen in den letzten vier Monaten. Er sagt: "Das Phänomen zeigt sich insbesondere an Standorten, die wenig Wasser speichern können. Dort kommen vor allem die Buchen in Trockenstress." Mithilfe von Drohnenaufnahmen will sich das  Forstamt in den nächsten Wochen, wie im letzten Jahr auch, ein genaues  Bild der Lage verschaffen.

Gibt es eine Lösung für den Wald? Die Förster im Enzkreis formulieren das Ziel, den Wald möglichst klimastabil zu entwickeln. Dazu brauche es eine breite Palette an Baumarten, wie sie betonen. Denn zeigt eine Baumart Probleme mit dem Klimawandel, können andere diese Lücke füllen. Eichen sind beispielsweise trockentoleranter als Rotbuchen. Deshalb werden sie von den Förstern im Enzkreis als klimastabile Baumart geschätzt und gefördert, um die Chance zu erhöhen, dass der Wald künftig besser mit Trockenperioden zurechtkommt.

Bäume, die stark unter Trockenstress leiden, erkennt man laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) daran, dass sich die Blätter einrollen und vergilben. In letzter Konsequenz werden die Blätter abgeworfen. Im höchsten Wipfel sind die Symptome zuerst sichtbar: Bei anhaltender Trockenheit wird ein Großteil oder gar die ganze Krone schütter und durchsichtig. Die Bäume bilden dann auch nur noch kleinere und sichtbar hellere Blätter aus.

Zu kleine Baumscheiben und verdichteter Boden

Die meisten Bäume haben in der Stadt ohnehin mit Bodenverdichtung, zu kleinen Baumscheiben und Belastung durch Schadstoffe zu kämpfen. Der leichte Regen der letzten Monate reicht kaum aus, unsere Stadtbäume ausreichend zu wässern. Der Boden ist häufig zu trocken, um das Regenwasser aufzunehmen. Insbesondere junge Bäume oder Flachwurzler kommen nicht an das Grundwasser heran und sind deshalb auf zusätzliche Wasserversorgung angewiesen, so der BUND.

Weit mehr Bäume wegen Schäden gefällt

Eine  auf der Homepage des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-Westfalen veröffentlichte Bilanz des Statistischen Bundesamtes (Destatis) lässt nichts Gutes ahnen für dieses Jahr: Mit knapp 68 Prozent  war der Anteil des Schadholzeinschlags am gesamten Holzeinschlag im Jahr 2019 mehr als dreimal so hoch wie im Jahr 2010 mit 19,7 Prozent.  Es wurden 46 Millionen Kubikmeter Schadholz geschlagen. Insgesamt waren es vergangenes Jahr 68 Millionen Kubikmeter Holz, das ist deutlich mehr als noch im Jahr 2010. Damals wurden 54 Millionen Kubikmeter Holz geschlagen.

Gefällt wurden vor allem Nadelholzbäume wie Fichten, Tannen, Douglasien und Lärchen. 77 Prozent von ihnen aufgrund von Schäden. Häufigster Grund  war Insektenbefall: Er war für 31 Millionen Kubikmeter und damit für 73 Prozent des Schadholzeinschlags die Ursache. Die Trockenheit und Hitze schwächen die Bäume und so können sich Schädlinge wie der Borkenkäfer oder Pilze besonders schnell vermehren.

Der Anteil von Bäumen mit deutlichen Kronenverlichtungen stieg laut der Waldzustandserhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Jahr 2019 auf 36 Prozent (2018: 29 Prozent). Für einen Großteil der Bäume (42 Prozent) wurde eine schwache Verlichtung der Baumkrone festgestellt. Nur rund ein Fünftel der Bäume (22 Prozent) zeigte demnach im vergangenen Jahr keine Kronenverlichtung.

Krefeld: Nachpflanzungen werden geprüft

Die aktuelle Hitzewelle in Verbindung mit der Trockenheit der vergangenen Jahre, macht in diesen Wochen vor allem auch den Straßenbäumen mächtig zu schaffen. Bei den regelmäßigen Baumkontrollen wurden zum Beispiel in nordrhein-westfälischen Krefeld laut Kommunalbetrieb erneut zahlreiche Schäden festgestellt. Dies berichtet die Westdeutsche Zeitung. Pilzbefall, Dürreschäden und abgestorbene Kronen verteilten sich auf verschiedene Baumarten und würden sowohl junge als auch alte Bäume treffen. Um die Verkehrssicherheit gewährleisten zu können, müssten insgesamt 27 Straßenbäume in allen Bezirken Krefelds gefällt werden. Eine Fachfirma sei bereits mit den Arbeiten beauftragt. Ob Nachpflanzungen an den Standorten möglich sind, werde durch den Kommunalbetrieb Krefeld geprüft.

Der Krefelder Stadtrat hatte beschlossen, dass Wassersäcke an den Baumstämmen junger Bäume befestigt werden, die kontinuierlich, aber langsam und gleichmäßig den Baum wässern sollen.  Die Bürger wurden aufgefordert, morgens und abends die Bäume von den Häusern zu bewässern.

Schild Bäume gießen

Gießringe für die Bäume in Lünen

Die Stadt Lünen (Nordrhein-Westfalen) setzt auf Gießringe. Sie werden bei Neuanpflanzungen gleich mit eingebaut. Sie sollen das Wasser zu den Baumwurzeln leiten und werden regelmäßig von der Stadt befüllt. "Die Bürger sind eingeladen, sich zu beteiligen", sagte Thomas Herkert, Leiter der Abteilung Stadtgrün Antenne Unna. Ein Ring nehme bis zu 60 Liter Wasser auf.

Umgerüstetes Fahrzeug in Halle

In Halle (Sachsen-Anhalt) werden die Straßenbäume mit einem eigens dafür umgerüsteten Fahrzeug bewässert. Laut einer Sprecherin der Stadtwerke wurde es mit einem sogenannten Gießarm ausgestattet.

Bund und Katastrophenschutz hilft in Flörsheim

In der Stadt Flörsheim am Main (Hessen) sind die Beschäftigten des Städtischen Baubetriebshof seit Wochen auch sonnabends zum Wässern unterwegs. Wie das Online-Portal Frankfurt Live berichtet, wird der Baubetriebshof auch durch die Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz unterstützt. Deren Beschäftigte entlasten den Baubetriebshof ab sofort beim Gießen und Wässern, sagte die Erste Stadträtin Renate Mohr. Für 13.500 Euro wässere außerdem eine professionelle Firma die Straßenbäume im Baugebiet Nord. Und: Bürger, die bereit sind, die Stadt beim Wässern kleinerer Bäume oder kleiner Grünflächen in der Nähe ihres Grundstückes zu unterstützen, können sich beim Leiter des Baubetriebshofs  melden.

Hier Ratschläge des BUND  für Umwelt und Naturschutz:

  • Es empfiehlt sich, ausgewachsene Bäume einmal pro Woche mit etwa acht bis zehn 10-Liter-Eimern zu gießen. Wenn möglich mit Regen- oder Brauchwasser. Einmal wöchentlich eine große Menge Wasser zu gießen ist effektiver als täglich eine kleine Menge, denn nur so erreicht das Wasser auch die tiefen Wurzeln. Andernfalls verbleibt es an der Oberfläche, wo es schnell wieder verdunstet. Die Baumscheibe sollte beim Gießen erst ein wenig angefeuchtet werden, damit die Erde das Wasser besser aufnimmt.
  • Die beste Zeit zum Gießen ist in den frühen Morgenstunden, dann kann der in der Nacht abgekühlte Boden Feuchtigkeit am besten absorbieren. Alternativ kann auch in den späten Abendstunden gegossen werden, wenn die Sonne bereits untergegangen ist. Gießringe um den Baum können das Wasser länger in Baumnähe halten, oftmals ist ein Ring aus Erde rund um den Baum schon ausreichend.

An die Kommunen appelliert der BUND: Der Erhalt von Straßen- und Parkbäumen durch Städte und Kommunen ist eine der wichtigsten Anpassungsmaßnahmen an die Klimaerwärmung. Wirksam für Bäume in der Klimakrise sind neben Maßnahmen zum allgemeinen Klimaschutz:

  • die Entsiegelung von Wegen und Plätzen, um mehr Wasser im Boden zu speichern,
  • die Vergrößerung von Baumscheiben und Grünstreifen, um Bäumen mehr Raum zu geben,
  • die dauerhafte Bepflanzung mit geeigneten heimischen Bodenbedeckern, die den Boden vor Verdunstung schützen und Insekten Futter und Heimat bieten.