Verkehrskonzepte
© Adobe Stock

Park And Ride

Verkehrskonzepte: Das Auto nicht verteufeln

Die Menschen sollen auf Bus und Bahn umsteigen – das ist das Ziel vieler Verkehrsplaner. Spätestens seit Corona eine Illusion. Statt das Auto zu verteufeln, macht die Einbindung in ein Gesamtkonzept Sinn, erklärt Christian Erhardt.

Bei uns im Ort ergab eine Verkehrszählung, dass am Bahnhof nicht genügend Stellplätze für Autos zur Verfügung stehen. Platz für einen Ausbau wäre reichlich vorhanden. Verkehrsplaner nahmen sich in einem Mobilitätskonzept für unsere Gemeinde die Situation vor und eine Empfehlung lautete dann: „Schaffen Sie mehr Fahrradabstellplätze und denken Sie über eine Parkraumbewirtschaftung rund um den Bahnhof nach. So können sie Menschen bewegen, mit dem Rad zum Bahnhof zu fahren“. Leider kein Einzelfall.

Verkehrskonzepte müssen auch Autoparkplätze berücksichtigen

Es sind genau solche Verkehrskonzepte, die verhindern, dass mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen. Denn sie sind ideologisch und nicht pragmatisch geprägt. Die Konsequenz ist doch: Stehen nicht genügend Parkplätze zur Verfügung, fahren die Menschen komplett mit dem Auto zur Arbeit oder in die Stadt. Bei Regen oder im Anzug werden die wenigsten das Rad nutzen, sondern bequem das Auto.

Studien zeigen: Wichtigste Voraussetzung dafür, dass Park and Ride Parkplätze angenommen werden, ist eine Garantie, auch einen freien Parkplatz zu finden. Eine App mit einer Auslastungsanzeige in Echtzeit etwa kann hier viele Menschen beruhigen. Außerdem muss die Anlage schnell und einfach erreichbar sein, eine hohe Sicherheit etwa gegen Einbrüche bieten und einen hohen Beförderungskomfort bieten. Sprich: Die Busse müssen möglichst häufig fahren und dürfen auch zu Stoßzeiten nicht überfüllt sein.

ÖPNV schneller ans Ziel kommen lassen statt Autoverkehr zu verlangsamen

Ein weiteres Kriterium: Viele steigen nur dann auf den ÖPNV um, wenn ihnen dieser einen Zeitvorteil bieten, sie also schneller ans Ziel kommen, als mit dem Auto. Hier hilft es nicht, den Autoverkehr künstlich langsamer zu machen (etwa Tempo 30) sondern den ÖPNV schneller ans Ziel kommen zu lassen.

Und noch eine Studie ist sehr spannend. Demnach wird Park and Ride von Frauen weit überdurchschnittlich genutzt. Menschen über 35 hingegen nutzen P+R Angebote deutlich seltener als jüngere Menschen. Und: Das formale Bildungsniveau von Park and Ride Nutzern ist höher als das der Gesamtbevölkerung. Kurzum: Park and Ride kann einige Verkehrsprobleme lösen. Dafür müssen Kommunen aber auf Angebote und nicht auf Verbote setzen. Das gelingt nur, wenn wir das Auto als einen Teil der Mobilität begreifen, statt es zu verteufeln.