Kostenlose Tests im Testzentrum Ingolstadt
Kostenlos getestet wird im Testzentrum Ingolstadt am Audi-Sportpark.
© Gudrun Mallwitz

Corona-Pandemie

Kommunen: Die Testwelle rollt mit Problemen an

Viele Kommunen beklagen, dass der Bund ihnen zu wenig Zeit gibt, die neue Teststrategie vorzubereiten. Bund und Länder hatten verabredet, dass den Bürgern mindestens einmal pro Woche ein kostenloser Schnelltest angeboten werden soll. Die neue Testverordnung gilt seit 8. März. Der Start verlief noch holprig. So kritisiert der Neuwieder Landrat den Aktionismus und die "steinzeitlichen` Vorgaben der Datenerfassung per Papier und Bleistift". Hier finden Sie die neue Testverordnung auch im Wortlaut als pdf.

Beim jüngsten Corona- Gipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten am 3. März haben Bund und Länder beschlossen, dass künftig deutlich mehr Schnelltests eingesetzt  werden. Die Länder sollen sicherstellen, dass das Personal in Schulen und Kinderbetreuung sowie alle Schülerinnen und Schüler pro Präsenzwoche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest erhalten. Zudem soll allen Bürgerinnen und Bürgern mindestens einmal pro Woche ein kostenloser Schnelltest angeboten werden. Das Konzept ist Aufgabe der Länder, umsetzen sollen es aber die Kommunen: Indem sie beispielsweise kommunale Testzentren einrichten. Die Kosten für diese Tests übernimmt der Bund.

Kommunen von Testverordnung für kostenlose Schnelltests überrumpelt

Auch wenn die neue Teststrategie ein längst überfälliger Schritt bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie ist, so sehen sich viele Kommunen von der neuen Testverordnung überrumpelt. Der Landrat im Kreis Meißen, Ralf Hänsel teilte mit, dass am Montag, 8. März, nicht mit den Schnelltests gestartet werden könne. Denn dafür fehlten die personellen und technischen Voraussetzungen. „Wir haben am Donnerstag, 4. März, erstmals vom Inhalt der neuen Testverordnung und der Zuständigkeit der Landkreise erfahren“, kritisiert der Landrat des sächsischen Landkreises. „Wir wurden vom Bund in dieser Hinsicht vollkommen überrascht und sind vor enorme organisatorische Schwierigkeiten gestellt worden." In einer Mitteilung versicherte er aber:  "Gleichwohl wollen wir natürlich den Einwohnerinnen und Einwohnern des Landkreises Meißen, die Erfüllung dieses Anspruches zügig ermöglichen.“

Landkreis Meißen arbeitet an eigener Struktur für Corona-Schnelltests

Anders als andere Landkreise, in denen mitunter aufgrund aktuell hoher Inzidenzen bereits eine Infrastruktur für Testungen besteht, habe der Landkreis Meißen  sofort mit dem Aufbau der notwendigen Infrastruktur beginnen müssen. "Dazu gehören unter anderem geeignete Räumlichkeiten, geschultes Personal, Schnelltests und notwendige Abrechnungsvorgänge", erläutert der Landrat.

Inzwischen hat das Landratsamt erste Schnelltests geordert. "Denn der Bund selbst liefert trotz seiner Ankündigung dieser kostenlosen Testmöglichkeit dafür keine Tests, stellt Landrat Hänsel fest. Wie ist dann der jetzige Stand? "Die Träger sind bereit, um geschultes Personal zu stellen. Weiterhin werden Gespräche mit Apotheken, Arztpraxen und den Städten und Gemeinden geführt, um Möglichkeiten zu prüfen, die Schnelltests zeitnah auch flächendeckend im Landkreis anbieten zu können. Ebenso sind die Elblandkliniken, mit denen traditionell eine enge Zusammenarbeit besteht, in die Organisation eingebunden." Allerdings bittet Häsel noch um Geduld: „Wir möchten unseren Bürgerinnen und Bürgern eine sichere Möglichkeit zum Test bieten. Dazu gehört für uns, dass durch solche Testungen nicht, beispielsweise aufgrund unorganisierter Wartebereiche oder großer Menschenansammlungen, neue Infektionsmöglichkeiten entstehen. Daran arbeiten wir“, erklärt Landrat Ralf Hänsel. Weitere Informationen.

Landrat in Neuwied zu Teststrategie: Aktionismus und steinzeitliche Vorgaben

Auch der Landrat des Kreises Neuwied, Achim Hallerbach, sieht sich durch die „Anweisungen“ des Landes Rheinland-Pfalz zum Aufbau und zur Struktur der Corona-Schnellteststationen in Rheinland-Pfalz überrumpelt. Er findet harte Worte: „Professionalität sieht anders aus." Er kritisiert nicht nur den "dargelegten Aktionismus", sondern  "vor allem  die ´steinzeitlichen` Vorgaben der Datenerfassung per Papier und Bleistift“. Hallerbach  bemängelt die Vorgaben von oben scharf. Es gebe sehr gute EDV-gestützte Systeme zur Schnelltestorganisation, so Hallerbach, der eine landeseinheitliche Regelung und Implementierung fordert. " So würde kein Flickenteppich entstehen und es würde weniger Personal benötigt.

Der Landkreis Neuwied hat sich deshalb für eine IT-Lösung entschieden, die es dem Testwilligen ermöglicht, über ein Onlineportal einen Termin zu buchen. Der Bürger fährt dann ins Testzentrum in die Rudolf-Diesel-Straße in Neuwied und erhält sein Ergebnis auf sein Handy. „Insbesondere in der heutigen Phase der Digitalisierung, können wir so eine zügige Testung durchführen", betont der Landrat. Bei der vordigitalen Steinzeitvariante hingegen müssten die Leute warten. "Es entstehen Menschentrauben, in denen sich eine weitere Infektionsgefahr entwickeln kann. Darüber hinaus müssen Wartezonen eingerichtet werden und vieles mehr.“

Der Kreis Neuwied habe sich für den technisch fortschrittlichen Weg entschieden, so der Landrat. Er werde  dadurch aber auch erst in einigen Tagen, Mitte der 10. Kalenderwoche, mit dem Testbetrieb starten.

Kreis Ludwigsburg: Fragen bei Teststrategie offen

Kritik kommt auch aus dem Landkreis Ludwigsburg (Baden-Württemberg). Die Politik habe groß angekündigt, dass nächste Woche alles in Betrieb gehe. Die Idee an sich sei ja richtig – doch noch sei nicht geklärt, wie das Prozedere sei und alles finanziert werde, sagte Landrat Dietmar Allgaier der Ludwigsburger Kreiszeitung.

Rhein-Erft-Kreis: Übergangslösung für kostenlose Tests

Im Landkreis Rhein-Erft in Nordrhein-Westfalen hat Landrat Frank Rock ebenfalls viele offene Fragen. Derzeit seien noch nicht alle offenen Fragen zum Verfahren - unter anderem zur Beschaffung der Schnelltests – geregelt, so der Landrat Darum gelte zunächst eine Übergangslösung, die das Landesgesundheitsministerium am späten Sonntagabend, 7, März, per Allgemeinverfügung geregelt hat.

Demnach werden „Ärzte, Zahnärzte, ärztlich oder zahnärztlich geführte Einrichtungen, medizinische Labore, Apotheken, Rettungs- und Hilfsorganisationen sowie weitere Anbieter“ in die Lage versetzt, Bürgertestungen nach Pargraf 4a der Coronavirus-Testverordnung durchzuführen und anschließend mit der Kassenärztlichen Vereinigung abzurechnen, wenn sie die in der Allgemeinverfügung genannten Kriterien erfüllen.

Diese Regelung gelte  bis einschließlich zum 15. März. Wie die längerfristige Vorgehensweise sein wird, stehe derzeit noch nicht fest.  „Sobald Bund und Land die weitere Verfahrensweise geregelt haben, wird die Kreisverwaltung über das Vorgehen im Rhein-Erft-Kreis informieren“ so Landrat Rock.

Böblinger Modell als Vorreiter

Das Böblinger Modell aber scheint sich zu bewähren: Dort können sich bereits seit dem 8. Februar können sich alle Kreisbewohner zwei Mal in der Woche kostenlos testen lassen. Nach Tübingen hat auch Potsdam schon länger auf die Teststrategie gesetzt:  Das Motto dort: „Öffnen, aber sicher – Frühzeitig erkennen, um zu handeln“. Nun hat die brandenburgische Landeshauptstadt das Testangebot erweitert: Seit  1. März werden kostenlose Antigen-Schnelltests für alle Potsdamerinnen und Potsdamer angeboten. Mit einer Einschränkung: Sie dürfen keine Covid19-Symptome aufweisen.

Aktuell werden in den Apotheken Tests durchgeführt die sich freiwillig dafür gemeldet hatten. Zudem werden die Tests von Apotheken in Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfall-Hilfe eingerichteten Testzentren angeboten, so die Stadtverwaltung. Die Tests werden in den Apotheken von geschultem Personal und teils in Zusammenarbeit mit Partnern durchgeführt und werden von der Landeshauptstadt Potsdam bezahlt.

Potsdam: Stadt bezahlt zunächst die kostenlosen Schnelltests

Das kostenlose Angebot gilt ab dem 1. März 2021 für 14 Tage, dann soll die erweiterte nationale Teststrategie des Bundes starten. Wie im Konzept „Öffnen, aber sicher“ bereits verankert, soll an Schulen freiwillig getestet werden. Es fahren Testteams des Klinikums Ernst von Bergmann die kooperierenden Schulen an und bieten vor Ort allen Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern und dem sonstigen Personal einen Antigen-Schnelltest an.

Auf die Gesundheitsämter kommt nun noch mehr Arbeit zu: Der Apotheker, der den positiven Schnelltest festgestellt hat, ist verpflichtet, dies dem Gesundheitsamt zu melden. Von dort werden dann weitere erforderliche Maßnahmen eingeleitet, etwa der dann vorgeschriebene PCR-Tests. Das Gesundheitsamt ermittelt die Kantaktpersonen und schickt diese vorsorglich in Quarantäne. Sollte der PCR-Test negativ ausfallen wird die Quarantäne aufgehoben. Ist der PCR-Test  positiv so erhalten die Kontaktpersonen über das Gesundheitsamt weiteren Informationen.Wer sich kostenlos testen lassen will, muss in Potsdam seinen Erstwohnsitz haben. Die Vorlage eines Mietvertrages genügt als Nachweis nicht.

Landkreis Barnim: Testtermine online und über das Bürgertelefon

Der Landkreis Barnim hat zum Beispiel in Zusammenarbeit mit den Johannitern zwei Teststellen eingerichtet. Über die Internetseite des Landkreises kann sich ab sofort jeder individuell einen Testtermin buchen. Wer das selbst nicht kann, der bekommt Unterstützung über das Bürgertelefon des Landkreises . Die Mitarbeiter übernehmen dann die Buchung. Der Landkreis weist darauf hin, dass in der Teststelle nur Personen ohne Symptome für eine COVID-19-Erkrankung getestet werden.

Bei einem positiven Schnelltestergebnis werde noch in der Teststelle umgehend ein Test mittels laborunterstütztem PCR-Verfahren durchgeführt. Das zuständige Gesundheitsamt ordnet in diesem Fall bis zum Vorliegen des Testergebnisses eine häusliche Quarantäne an. Aufgrund der Inkubationszeiten schließt ein negativer Schnelltest eine Infektion mit SARS-CoV-2 nicht sicher aus. Mehr Infos

Das ist die neue Verordnung: