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Wittenberge: Eine Stadt im Umbruch

Als die Nähmaschinenfabrik noch am Ort war, lief es wirtschaftlich wie am Schnürrchen. Dann brachen schwierige Zeiten an. Wittenberge an der Elbe verlor drastisch an Einwohnern – von über 30.000 ging es auf aktuell gut 17.000 runter. Inzwischen hat die Stadt einen großen Teil des Umbruchs hinter sich. Maßgeblich mitgestaltet wird er seit fast zehn Jahren von einem ehemaligen Museumsleiter. Oliver Herrmann ist seit dem Jahr 2008 Bürgermeister von Wittenberger in der Prignitz.

Als Museumsdirektor fing er in Wittenberge an. Heute ist Oliver Hermann Bürgermeister der alten Industriestadt an der Elbe, die kürzlich vom Ostdeutschen Sparkassenverband als erfolgreichste Kommune Brandenburgs ausgezeichnet wurde. Im historischen Rathaus, das 1914 im Stil des Historismus fertiggestellt wurde, leitet er die Geschicke seiner Kommune. „Ein guter Bürgermeister muss in erster Linie Moderator in seiner Stadt sein“, sagt Hermann. Er müsse versuchen, die vielfältigen Interessen in der Stadt im Sinne der Sachpolitik zusammenzubringen. Hermann selbst ist deswegen parteilos: „Ich bin zwar auf dem SPD-Ticket angetreten, sehe mich aber zwischen SPD und CDU.“ Parteien seien wichtig, auch im Stadtparlament. „Aber ich finde, dass es auch wichtig ist, dass der Bürgermeister eine gewisse Neutralität wahrt“, sagt Hermann. „Er soll versuchen, zu moderieren – und dadurch Akzeptanz gewinnen.“ Und natürlich müsse ein Bürgermeister auch mit den Bürgern reden können: Bürgernähe sei für ihn ein wichtiges Kriterium. „Als Museumsleiter habe ich mich drei Jahre lang mit der Stadt beschäftigt“, sagt Hermann. „Das verstärkte in mir den Willen, etwas für diese Stadt zu machen.“

Wittenberge: Eine Stadt zwischen Tradition und Umbruch

Denn Wittenberge hatte hat eine große Tradition: Mit der Eröffnung der Berlin-Hamburger-Eisenbahn im 19. Jahrhundert entwickelte sich aus der märkischen Landstadt ein wichtiger Industriestandort. Die amerikanische Singer Company eröffnete 1904 ein Nähmaschinenwerk, das ganz Norddeutschland belieferte, und auch während der DDR-Zeit Bestand hatte. Doch 1992 wurde es geschlossen, die Stadt verlor auf einen Schlag mehrere tausend Arbeitsplätze. Lange brauchte die Kommune, um neue Perspektiven für sich zu entwickeln. Als Hermann 2008 gefragt wurde, ob er anstelle des alt gewordenen Vorgängers antreten wolle, befand sich die 20.000 Einwohner-Stadt mitten in einer Umbruchsphase. „Die Stadt war am Beginn des Gesundungsprozesses“, sagte Hermann. „Der Regionale Wachstumskern wurde gegründet, der Stadtumbau hatte begonnen.“

Der Wegzug von Menschen hat Wittenberge stark getroffen

In der Stadt entwickelte sich ein neues Bewusstsein. „Statt „Wenn Du was werden willst, musst Du hier weggehen“ sagte man plötzlich „Du kannst auch hier was werden““, berichtet der Bürgermeister. Heute merke man, wie in der Stadt neue Generationen nachwachsen. Die Wende-Thematik interessiere die jungen Menschen in der Bewältigung ihres Alltags nicht mehr. „Die kommen zum Bürgermeister, und fragen, warum es keine Kita-Plätze gibt, oder warum ein Baum da und nicht dort gepflanzt ist.“ Diesen Aufbruch in der Stadt hatte auch der Sparkassenverband gewürdigt, als er kürzlich seinen Preis an Wittenberge verlieh.

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Stadtumbau in Wittenberge hat 65 Millionen Euro gekostet

„Heute ist noch nicht alles perfekt, aber wir sind auf dem Weg in die Zukunft“, sagt Hermann. Seit der Wende wurden 65 Millionen Euro für den Stadtumbau in Wittenberge investiert. Doch noch immer gibt es Leerstände, noch immer müssen Gebäude abgerissen werden. Dass der Tourismus der Stadt nutzen könne, hatte man lange nicht erkannt:

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