Vor allem Buslinien auf dem Land droht durch das 49-Euro-Ticket das Aus oder die deutliche Ausdünnung - erste Landkreise wollen aus der FInanzierung des Deutschlandtickets aussteigen
Vor allem Buslinien auf dem Land droht durch das 49-Euro-Ticket das Aus oder die deutliche Ausdünnung - erste Landkreise wollen aus der FInanzierung des Deutschlandtickets aussteigen
© imago

Zugstreichungen

Warnung: 49-Euro-Ticket führt zur Ausdünnung des ÖPNV

Das Deutschlandticket war von Anfang an ein Politikum. Schon der Preis hatte nichts mit Angebot und Nachfrage zu tun sondern war politischer Beschluss. Die genauen Mehrkosten zeigten sich erst nach der Einführung, zu unklar war, wie viele Menschen umsteigen und zusätzlich ein solches Ticket kaufen würden. Nun liegen Zahlen vor und die sind ernüchternd.

Das 49-Euro-Ticket besitzen aktuell in Deutschland fast 11 Millionen Menschen. Klingt wie eine großartige Erfolgsgeschichte. Jedoch: 10 Millionen dieser Kunden hatten auch vorher schon eine Monatskarte, die meist deutlich teurer war. Sie können sich also über die gleiche Leistung wie bisher zu günstigeren Preisen freuen. Auch wenn sie die Angebote schon vorher genutzt haben. Neu hinzugekommen sind knapp eine Million Menschen -viele von ihnen hatten vorher Zeitkarten oder Einzeltickets gekauft - noch ist bei dieser Gruppe nicht ganz sicher, wie viel häufiger sie tatsächlich ihr Auto stehen lassen und dank des neuen Monatstickets mit der Bahn fahren. Zugauslastungen deuten aber darauf hin, dass das durchaus bei einigen der Fall ist. 

Schocknachricht: Jede zehnte Bahn im ÖPNV könnte wegen des 49-Euro-Tickets wegfallen 

Das große Problem: Der Umstieg der 10 Millionen Fahrgäste von teureren auf das günstigere Deutschlandticket hat neue Milliardenlöcher in die Kassen gerissen. Als erster schlägt daher nun Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen  (ehemaliger Oberbürgermeister von Rostock) Alarm. In seinem Bundesland könnte jede zehnte Bahn wegfallen. Und fügt hinzu, dass er auch aus anderen Bundesländern wisse, dass auch dort Bahn-Kürzungen in Planung sind. "Das 49-Euro-Ticket überfordert die Finanzkraft vieler Länder", so Madsen. 

Portrait über Deutschlands ersten Oberbürgermeister Deutschlands ohne deutschen Pass - Claus Ruhe Madsen im Jahr 2020

Ganz neu ist dieses Wissen nicht: Der VErkehrsverbund Rhein-Sieg etwa in Nordrhein-Westfalen hatte bereits mögliche Einschränkungen beim Angebot von Bussen und Bahnen ab dem Jahr 2025 angekündigt. Für den Verkehrsverbund sei das 49-Euro-Ticket "keineswegs auskömmlich", so ihr Geschäftsführer Michael Vogel im Kölner Stadtanzeiger. Der Verkehrsverbund regelt den ÖPNV unter anderem in Köln, Bonn und Leverkusen. 

Und auch im Bundestag ist das Thema angekommen, haben die Kommunen erstes Gehör gefunden. Der VErkehrspolitische Sprecher der Union, Thomas Bareiß sagte jüngst im Bundestag: "Die ersten Kommunen auf dem Land mussten schon bestehende Bus- und Bahnverbindungen streichen. Die Meinung derjenigen, die es vor Ort umsetzen müssen, ist eindeutig: Ein 49-Euro-Ticket hat da keiner gebraucht. 

Mehrere Landkreise drohen mit dem Austritt aus dem 49-Euro-Ticket Pakt: 

In der kommenden Woche gehen die Diskussion des Bundesverkehrsministers mit den Verkehrsmininstern der Länder weiter. Im Mittelpunkt steht die Frage, wer welchen Anteil der Zuschüsse übernehmen soll. Stendal hatte bereits kurz vor Weihnachten den Ausstieg aus dem Deutschlandticket im Kreistag beschlossen. Das hätte bedeutet, dass ein Flickenteppich entstanden wäre. Im Kreis Stendal hätte das 49-Euro-Ticket dann keine Gültigkeit mehr gehabt. Erst ein dicker Finanzzuschuss des Landes an den strukturschwachen Kreis brachte die Wende - der Kreistagsbeschluss wurde für vorerst vier Monate zurückgenommen. Doch der Beschluss gilt nur bis Ende April. SChon im Mai könnte sich der Kreistag daher erneut mit dem Ticket befassen. Die Aussage der Mehrheit der Kreistagsmitglieder war damals, bis Mai müsse ein Konzept zur Durchfinanzierung des Deutschlandtickets entwickelt werden um längerfriste Planungssicherheit zu haben. Wenig Zeit also für die Landesverkehrsminister, sich zu einigen. 

Denn auch andere Landkreise - insbesondere in Mitteldeutschland - haben angekündigt, dem Beispiel aus Stendal folgen zu wollen, wenn bis Mai nicht ein neues Finanzierungskonzept steht. Auch der Verkehrsverbund Rhein-Mosel hatte schon gedroht, das Deutschland-Ticket könnte im Kreis Altenkirchen bald nicht mehr gelten, wenn die Finanzierung sich nicht verändere.