Die St. Bonifatius Kirche in Sundhausen
Die St. Bonifatius Kirche in Sundhausen
© wikipedia

Nach Thüringen-Debakel

Sundhausen muss neuen Bürgermeister wählen

Christoph Kindervater ist seit dem Jahr 2016 ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Sundhausen in Thüringen. Der parteilose 42-Jährige arbeitet im Hauptberuf als Vertriebsingenieur und gilt in seiner kleinen Gemeinde bisher als sehr beliebt. Doch nun ist alles anders - nachdem er wenige Tage vor der Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen ein schriftliches Angebot an CDU, FDP und AfD machte. Und die AfD das Angebot annahm. Wenige Tage zuvor kam es bereits zu einem anderen Eklat!

Er war Bürgermeister eines 350 Seelen Dorfes. Doch in dieser Woche spielte Christoph Kindervater eine Schlüsselrolle in dem Debakel um die Wahl zum Ministerpräsidenten in Thüringen. Wenige Tage vor der Wahl hatte Kindervater CDU, FDP und AfD angeboten, als Kandidat für den Ministerpräsidenten zur Verfügung zu stehen. CDU und FDP lehnten das Angebot ab, die AfD nahm an. So kandidierte Kindervater, der selbst parteilos ist und im vergangenen Jahr auf der Liste der CDU für den Kreistag im Unstrut-Hainich-Kreis kandidierte, am Mittwoch für die AfD als Ministerpräsident. Das Ergebnis ist bekannt. Im ersten und zweiten Wahlgang bekam er lediglich die Stimmen der AfD, im dritten Wahlgang stellte die Partei um Björn Höcke ihn wieder auf, er bekam aber aus den Reihen der AfD keine einzige Stimme mehr, die Partei hatte ihn offenbar nur noch zum Schein aufgestellt, um dann in geheimer Wahl stattdessen den FDP-Kandidaten Thomas Kemmerich zu wählen. 

Der Bürgermeister will nun Schaden von der Gemeinde abwenden 

Im Vorfeld hatte der parteilose Christoph Kindervater erklärt, er wolle verhindern, dass "Thüringen weiter von Sozialisten regiert wird". In dem Brief an die Parteien schrieb er, der Wähler in Thüringen solle eine Chance haben, eine Minderheitsregierung zu verhindern. Er selbst sehe sich als Vertreter bürgerlich-konservativer Wähler. CDU und FDP lehnten den Vorschlag vehement ab, erklärten, es werde "keine institutionelle Zusammenarbeit mit der AfD" geben, so der Thüringer FDP-Generalsekretär Robert-Martin Montag noch am Wochenende. 

Nach dem Wahldebakel kam nun gestern die Rücktrittsankündigung von Christoph Kindervater auch als Bürgermeister der Gemeinde Sundhausen. "Ich will Schaden von der Gemeinde abwenden" schrieb er in einer Mail an den Gemeinschaftsvorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft Bad Tennstedt Thomas Frey, zu der Kindervaters Gemeinde Sundhausen gehört. 

Frey erklärte, in der Mail habe Kindervater auch auf die aktuellen Ereignisse verwiesen, ohne diese aber genauer zu erläutern. Nach dem Rücktritt übernimmt am heutigen Freitag (7. Februar) der Beigeordnete Christopher Kaufmann (Freie Wähler) zunächst die Leitung der Gemeinde. Seine Aufgabe wird auch die Vorbereitung von Neuwahlen sein. Die Verwaltungsgemeinschaft kündigte an, die Neuwahl des Bürgermeisters unverzüglich einzuleiten. 

Bürgermeister war schon eine Woche zuvor mit Aussagen zum Holocaust aufgefallen

Kindervater hatte eine Woche vor der Wahl bereits für Wirbel gesorgt, weil er in einem Online-Kommentar auf einer Internetseite eines als AfD nah geltenden Blogs einen Kommentar zu einem Artikel von Henry M. Broder zum Holocaust-Gedenktag verfasst hatte. Darin sprach er von einem "Merkel-Regime" und "Regime-Medien" und mit Bezug zur aktuellen Nahost-Politik Deutschlands: "Machen Sie (gemeint war Henryk M. Broder - Anmerkung von KOMMUNAL) nicht den gleichen Fehler wie die Medien und die Historiker und nehmen die Deutschen dafür in Sippenhaft, was dieses Regime tut". So seien es auch nicht die Deutschen gewesen, die in Ausschwitz Wache standen. Am Tag nach dem Kommentar bestätigte er gegenüber dem MDR, dass der Kommentar von ihm stamme und er zu den Aussagen stehe. 

 

Nachtrag: Bürgermeister tritt aus der CDU aus

Wenige Stunden nach Erstellung dieses Artikels wird bekannt: Der Ortsbürgermeister von Kornhochheim Hendrik Knop ist nach dem Eklat im Landtag in Thüringen aus der CDU ausgetreten. Er will aber Ortsbürgermeister bleiben. Das sei nicht mehr seine CDU, erklärte er zur Begründung. Der Ehrenamtler war über 20 Jahre Mitglied der CDU, sitzt im Kreistag und im Gemeinderat. Die Ämter will er behalten und hat nach eigener Aussage einen Antrag auf Mitgliedschaft bei den Grünen gestellt. 

Eine Bürgermeisterin kämpft gegen Neonazi-Image