Die Gemeinde Hofstetten wehrt sich gegen das Unternehmen Nestlé
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Wie eine Gemeinde Nestlé boykottiert

5. November 2018
Das Unternehmen Nestlé hat in den letzten Jahren viele Negativ-Schlagzeilen gemacht. Eine kleine Gemeinde in Baden-Württemberg will den Konzern deshalb nicht mehr unterstützen - und kündigt den Vertrag

Schöller, Mövenpick, Smarties, Wagner-Pizza, Kitkat oder Maggi - die Liste der Marken, die zu Nestlé gehören, ist lang. Kein Wunder, denn Nestlé ist der größte Nahrungmittelkonzern der Welt.

Nestlè wird heftig kritisiert

Doch das Unternehmen erfreut sich längst nicht nur großer Belibtheit, sondern sieht sich auch heftiger Kritik ausgesetzt. So wurden in den letzten Jahren Vorwürfe laut, dass das Unternehmen weltweit Wasserrechte von staatlichen Wasserbehörden kauft. Dadurch pumpe das Unternehmen, Wasser aus dem Grundwasser ab, das anschließend gereinigt und dann als teures "Tafelwasser" verkauft wird. Kritiker werfen Nestlé zudem vor, genau in den Ländern Wasser abzupumpen, wo es ohnehin schon knapp ist. Nestlè selbst weist den Vorwurf, dass es Menschen das Wasser wegnehme von sich.

Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte Nestlè dafür, dass es Palmöl für seine Produkte verwende. Das pflanzliche Öl steckt jedoch nicht nur in Nestlé-Produkten sondern auch in vielen Süßigkeiten, Backwaren, Schokoriegeln und Brotaufstrichen anderer Anbieter.

Da für das Öl große Flächen Regenwald abgerodet werden, musste sich das Unternehmen massiven Kritiken stellen. Es versprach Besserung. So erklärte der Konzern noch vor ein paar Jahren: „Wir haben uns in Deutschland zum Ziel gesetzt, bis 2015 nur nachhaltig angebautes Palmöl für die Produkte zu verwenden“. Doch laut einem Bericht des Guardian stammt immer noch viel Palmöl aus unbekannten Quellen, weshalb illegale Plantagen nicht ausgeschlossen werden können.

Die Wut auf das Unternehmen ebbte jedoch nicht ab. Neben Umweltschützern, die kritisierten, dass Nestlè unnötige Tierversuche mit Mäusen mache, wurden auch Skandale um qualitativ minderwertige Babynahrung sowie verunreinigtes Milchpulver laut.

Die Gemeinde Hofstetten will Nestle nicht länger unterstützen

Im baden-württembergischen Hofstetten will man den Konzern nicht länger unterstützen, weshalb die Gemeinde ihren Vertrag mit der Nestlè-Tochterfirma "Schöller" gekündigt hat. Bei "Schöller" handelt es sich um eine Eis-Firma mit den Marken Mövenpick, Bumbum, Caretta oder Kaktuseis.

Die Eis-Firma beliefert das Hofstetter Schwimmbad schon seit acht Jahren. Nun soll damit aber Schluss sein. So hat der Gemeinderat von Hofstetten beschlossen, den Vertrag mit "Schöller" zu kündigen. Der Grund dafür: Man sei sich in Hofstetten seiner Verantwortung für Mensch und Umwelt bewusst: "Dem Gemeinderat von Hofstetten ist ein veratwortungsvoller und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen nicht nur lokal außerordentlich wichtig. Wir sind gegen einen profitmaximierenden Umgang mit Wasser und befürworten daher als konsequenz keine Eisprodukte der Firma Nestlè mehr im Hofstetter Schwimmbad zu verkaufen", schreibt der Gemeinderat.

Doch die Entscheidung des Gemeinderats stieß nicht nur auf Anklang: Bernhard Kasper (CDU), der erste Vertreter des Bürgermeisters äußerte rechtliche Bedenken hinsichtlich der Erklärung, die Teil des Beschlusses ist und beschreibt sie zudem als unnötig.

Warum der Gemeinde das Thema Wasser so am Herzen liegt

Da es in der Gemeinde immer wieder Probleme bei der Wasserversorgung gegeben habe, etwa durch Trockenheit, habe Hofstetten eine besondere Sensibilität beim Thema Wasser, erklärt Bürgermeister Martin Aßmuth.

Nun prüft die Gemeinde, ob sie einen regionalen Anbieter finden, der das Hofstetter Schwimmbad mit Eis beliefert.

Der Boykott wird für Nestlè letztlich aber nicht zu spüren sein, denn die Jahressumme der kleinen Gemeinde beläuft sich auf lediglich 10.500 Euro. Dem Bürgermeister geht es aber vor allem um die Signalwirkung: "Wir wollen als kleine Gemeinde ein Vorbild für andere sein."

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Nachtrag: KOMMUNAL schrieb in einem Satz zuvor, dass die Gemeinde mehrere Verträge gekündigt hat - es handelt sich dabei aber nur um einen Vertrag.