Waldgenossenschaft: Wald in Bürgerhand

Wald abschlagen? Nicht mit diesen Bürgern!

17. Dezember 2018
Wenn sich eine Bewirtschaftung für den Besitzer eines Waldstücks nicht mehr lohnt, folgt oft das Aus für die grüne Fläche. Ein Forstdirektor in Remscheid wollte das nicht hinnehmen – und gründete die erste Bürgerwald-Genossenschaft Deutschlands.

Heutzutage lohnt sich eine Bewirtschaftung von kleinen Waldstücken nicht mehr. Viele private Besitzer verkaufen deshalb ihr grünes Erbe an Investoren. Deren Ziel: Geld verdienen. Das geht am besten mit diesem Rezept: kaufen, kahlschlagen, abtransportieren, weiterziehen! Die Praktiken sind bekannt und haben dem Städtischen Forstdirektor in Remscheid im Bergischen Land so wenig wie den Bürgern der Nachbargemeinde gefallen. Forstdirektor Markus Wolff wollte deshalb einen neuen Ansatz: In Remscheid gibt es seit 2013 die erste Waldgenossenschaft Deutschlands.

Mitglied in der Genossenschaft kann jede natürliche oder juristische Person werden, wenn sie 500 Euro bezahlt. Die Genossenschaft kauft mit den Einlagen Waldanteile oder tauscht Waldflächen gegen Waldgenossenschaftsanteile. Ziel des Projektes ist es, mit privatem Kapital den Ankauf privater oder kommunaler Waldflächen verkaufswilliger Waldeigentümer zu betreiben. Und diesen Wald als echten Bürgerwald möglichst naturnah zu bewirtschaften und für alle erlebbar zu machen.

Was macht die Waldgenossenschaft?

Markus Wolff: „Unser Wald wird selbstverständlich naturnah bewirtschaftet. Und wir schaffen die Voraussetzungen für einen ökologischen Umbau des Waldes, der dem Klimawandel Rechnung trägt. Wir stellen sicher, dass diese Waldflächen eine diesen Zielen untergeordnete Waldpflege erfahren. Das gilt natürlich auch für den Stadtwald und den restlichen Wald, der im Forstverband betreut wird. Die Regeln für die Pflege des Waldes haben wir in der Satzung festgelegt, denn natürlich können wir nicht mit jedem Genossen jeden zu pflanzenden Baum und jeden zu fällenden Baum diskutieren.“ Bis zu zehn Prozent der Wälder bleiben dabei ungenutzt. In diesen Gebieten sollen sich Bäume, Tierpopulationen und Pflanzen möglichst ungestört entwickeln.

Die Genossenschaft stößt öffentliche Diskussionen an – etwa zum Thema „Wieviel ist uns der Wald wert?“ Sie klärt Schulklassen über das Thema Wald auf, gibt Studien in Auftrag und lädt Genossen und Interessierte zu von Fachleuten begleiteten Waldbegehungen ein. Jutta Velte erklärt: „Heutzutage gehören Waldbesitzer eher zur älteren Generation. Wir hoffen mit Aktionen wie diesen, dauerhaft auch jüngere Menschen für den Wald und seine Zukunft zu sensibilisieren.“ 

Letztlich, das erhofft sich die Genossenschaft, will sie mit dem Erhalt der Wälder einen kleinen Beitrag zum Thema Klimawandel beitragen.