In der Innenstadt von Limburg gibt es rund 700 Tauben.
In der Innenstadt von Limburg gibt es rund 700 Tauben. Viele sollen getötet werden.
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Taubenplage

Warum die Stadt Limburg Tauben töten will

In Limburg an der Lahn haben die Stadtverordneten beschlossen, einen Teil der 700 „Ratten der Lüfte“ in der Innenstadt zu töten. Daraufhin wurden die Politiker als Mörderbande beschimpft. Nach Protesten kommt es im Juni zu einem Bürgerentscheid.

Immer mehr Tauben, immer mehr Dreck. Die Sondersitzung in Limburg an der Lahn ging klar aus: Die Stadtverordneten wollen mehrheitlich an ihrem Beschluss festhalten, den Bestand an Stadttauben zu regulieren. Ein Jäger und Falkner soll die Tiere töten. Gastronomen, Gewerbetreibende und Privatpersonen hatten sich über zu viel Taubendreck beschwert.  Nach der Entscheidung - nur die Grünen stimmten dagegen - sammelten Tierschützer Unterschriften gegen die geplante Tötung der Tauben. Mehr als 3.300 Limburger und Limburgerinnen haben unterzeichnet. Jetzt soll ein Bürgerentscheid am 9. Juni 2024 für Klarheit sorgen.

Sind Tauben Schädlinge?

Die Befürworter der Reduzierung des Taubenbestandes verweisen auf ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs in Kassel vom 1. September 2011. Darin heißt es: „Bei der Beurteilung der Frage, ob Tauben als Schädlinge einzustufen sind, ist differenziert vorzugehen. Im Seuchenrecht gelten als tierische Gesundheitsschädlinge solche Tiere, die Krankheitserreger übertragen können oder als Parasiten die Gesundheit oder das Wohlbefinden des Menschen beeinträchtigen können. Hier werden etwa die Hausratte, die Hausmaus und die verwilderte Haustaube genannt.“

Aber ist die Tötung eines Teils der Population tatsächlich die Ultima Ratio?  In Augsburg ist diese Vorgehensweise vom Tisch. Bis Mitte der  1990-er Jahre wurden auch hier Tiere zum Abschuss freigegeben.  Aktuell kommentiert das Augsburger Veterinäramt: „Laut Tierschutzrecht bedarf es eines sogenannten vernünftigen Grundes, ein Wirbeltier zu töten. Er muss beim Töten von Tauben im Einzelfall nachgewiesen werden, da die Vögel rechtlich nicht grundsätzlich als Schädlinge eingestuft werden. Für das Augsburger Stadtgebiet sieht die Veterinärbehörde eine solche Aktion jedoch als nicht rechtmäßig und auch nicht zielführend zur Minimierung der hiesigen Taubenpopulation.

Tauben

In der Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein Augsburg und Umgebung e. V. wurden stattdessen mehrere Taubenschläge errichtet und zur Brutzeit werden die Eier gegen Attrappen ausgetauscht. Zehn Taubenschläge, professionell und regelmäßig gereinigt, sowie zwei Taubentürme sind in Augsburg „im Einsatz“. Ein Erfolgsrezept? Das sieht der Naturschutzbund Deutschland (NABU) anders. „Die Entfernung von Eiern in betreuten Taubenschlägen dürfte keine Auswirkungen auf den Bestand haben, da dort in erster Linie Vögel brüten, die außerhalb dieser Schläge keine Brutplätze besetzen können“, heißt es dort.

Limburg beschritt zunächst anderen Weg

Limburgs Stadtsprecher Johannes Laubach sagt: „Alternativen zur Tötung eines Teils der Population hat man auch in Limburg seit dem Jahr 2000 erprobt. Wir haben Tauben fangen lassen und sie in großer Entfernung wieder freigelassen.“ Die Population sei tatsächlich zurückgegangen, aber durch die klamme Haushaltslage war dieses Vorgehen dann nicht mehr finanzierbar.

Mit ein Grund für die steigende Anzahl der Tiere seien Menschen, die das Fütterungsverbot nicht einhalten. Auch die Corona-Pandemie habe, sagt der Pressesprecher, einen negativen Einfluss gehabt: „Es gab zwar weniger Menschen auf den Straßen, aber dafür mehr Fast-Food-Reste in den Mülleimern.“  Nach den Beschwerden aus der Bürgerschaft hat die Kommune versucht, den Bestand durch ausgelegtes Futter zu erfassen. Das Resultat: Knapp 700 Tauben – allein in der zentralen Innenstadt.

Beschimpfungen und Drohungen

Johannes Laubach kann verstehen, dass Menschen die Tauben retten wollen. Inakzeptabel sei aber die Art und Weise des Protests.  „Wir haben mehr als 2.500 Mails erhalten. Auf unserer Facebook-Seite – hier hatten wir das Thema gar nicht bespielt – mussten wir die Kommentarfunktion irgendwann sogar sperren. Wir wurden als Mörderbande bezeichnet, an deren Händen Blut klebe.“  Mittlerweile hätten sich die Initiatoren des Protestes für die Aktion im November vergangenen Jahres entschuldigt. Dennoch: Wenn Kandidatinnen und Kandidaten für ehrenamtliche, kommunale Ämter gesucht würden, könnte die Liste wieder ein wenig kürzer werden, sagt der Pressesprecher.

Johannes Laubach Limburg

Wir wurden als Mörderbande bezeichnet, an deren Händen Blut klebt."

Johannes Laubach, Sprecher der Stadt Limburg

Derzeit picken die Tauben in den Limburger Straßen erst einmal unbehelligt weiter nach Futter. Sollte das Bürgerbegehren im Juni erfolgreich sein, dann muss in der Stadtverordnetenversammlung und im Magistrat neu nachgedacht werden. Vielleicht sogar über eine „Pille“ für die gefiederten Mitbewohner.

 
Tauben finden ihren Weg immer wieder zurück.
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