Pläne für das Haus des Wissens: Offene Atmosphäre, breite Treppen
Die Pläne für das Haus des Wissens versprechen viel.
© Cross Architecture Aachen

Stadtentwicklung

So will Bochum die Innenstadt aufwerten

Das Haus des Wissens soll ein neuer Anziehungspunkt in Bochum werden. Projektkoordinatorin Britta Freis von der Stadtverwaltung beschreibt im KOMMUNAL-Gastbeitrag, was sich die Kommune von dem innovativen Projekt verspricht.

Mitten in der Innenstadt, am Rande der Fußgängerzone, steht ein fast 100 Jahre alter roter Backsteinbau mit Innenhof, seit Jahren verwaist, den Bochumerinnen und Bochumern bekannt als „da war doch mal die Post“. Hier entsteht das „Haus des Wissens“. Es ist eines der herausragendsten und spannendsten Projekte in Bochum. Es integriert die Stadtbibliothek, die Volkshochschule, Angebote des Zusammenschlusses der Bochumer Hochschulen (UniverCity) sowie eine Markthalle in zentraler Innenstadtlage. Im Fokus steht hier auf einer Gesamtfläche von etwa 11.000 Quadratmetern die Entwicklung eines neuen Ortes der Begegnung, der Partizipation, des Wissensaustausches sowie ein Ort der Sinne und des Einkaufgenusses.

Eröffnung des neuen Hauses in Bochum 2025 geplant

Der Zusammenschluss von öffentlichen und frequenzstarken Nutzungen, wie Markthalle und Bildungseinrichtungen innerhalb eines Gebäudes, bietet enorme Chancen der Herstellung von Synergien und ist in dieser Form auf nationaler sowie auch auf internationaler Ebene einzigartig. Für die Realisierung dieses Projektes ist ein Kostenrahmen in Höhe von 90 Millionen Euro geplant. Die Eröffnung ist für 2025 vorgesehen.

Mit dem Projekt wollen wir die Bochumer Innenstadt neugestalten und aufwerten – und damit einen Anziehungspunkt schaffen, der die Menschen in die Innenstadt holt. Und wir haben die Bochumer und Bochumerinnen innen mit einbezogen: Auf einer Bürger-Konferenz sprachen sie sich für eine innerstädtische Markthalle aus. Also ziehen nicht nur Bildungsinstitutionen in dieses neue Gebäude ein. Mit ihren 2.000 Quadratmetern soll die Markthalle Ziel und Treffpunkt für Menschen werden, die eine gute Ernährung als Teil ihres Selbstverständnisses zu schätzen wissen.

Wie gehen wir vor? 2019 hat die Stadt einen Realisierungswettbewerb ausgelobt. Mit einem Aachener Architekturbüro ging es dann an den Vorentwurf, der gerade fertig geworden ist. Ein 3D-Modell lässt erahnen, welche Möglichkeiten ein solches Gebäude bieten kann. Neben der Sanierung des Altbaus wird der alte Innenhof überbaut, so dass dann auf nunmehr fünf Etagen sehr unterschiedliche Zonen entstehen, die die Menschen zu jeder Tageszeit mit Leben füllen können.

Entstehen soll ein Ort der Begegnung, des Wissensaustausches und des Einkaufgenusses.“

Britta Freis, Projektkoordinatorin bei der Stadtverwaltung Bochum



Wissen ist das zentrale Thema in diesem Gebäude - und da sollen und wollen sich alle Beteiligten mit Ideen, Konzepten und Angeboten einbringen. Und zwar nicht nebeneinander, sondern mit einem gemeinsamen Programm, gemeinsamen Veranstaltungen und einer Idee, die über die Kraft dessen, was einzelne Bereiche erreichen können, hinausgeht. Das könnte später zum Beispiel so aussehen: Der Bochumer Nachhaltigkeitstag findet im ganzen Haus statt. Zwischen den Vorträgen von herausragenden Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Bochumer Hochschulen zum Thema Gesundheit, Energie und Klimakrise wird in der Markthalle ein vegetarischer Mittagstisch aus regionalen Produkten angeboten, die VHS organisiert ein RepairCafé in den Offenen Werkstätten, die städtische Bibliothek macht eine Lesung und einen Poetry Slam zum Thema "nur mal kurz die Welt retten". Auf dem Dachgarten wird gezeigt, wie man selbst Kräuter anbaut und in der Lehrküche findet ein Kochkurs statt, wie man daraus schnelle und gute Mahlzeiten auf den Tisch bringt. Das Ganze wird ergänzt durch digitale Angebote, es wird gestreamt, jeder Besucher und jede Besucherin kann sich mit eigenen Inhalten einbringen. Im Lauf der Zeit entsteht so ein gemeinsames Gesamtprogramm über viele Themen hinweg.

Arbeitszonen, Rückzugsorte und Dachterrrasse

Der große Dachgarten bildet dabei einen besonderen Highlight-Ort zum Entspannen inmitten des hektischen Stadtlebens. Es soll ein offener, großstädtischer Begegnungsort entstehen, der Maßstäbe für das lebenslange Lernen, Erleben und Erfahren setzt. Das Haus verkörpert den Anspruch, Akteure und Wissenswelten zusammenzubringen und damit einen analog-digitalen Lebensraum zu schaffen. Etwas zu verbinden, das bisher unverbundenen war, darin liegt die Kraft dieser Idee. Das Haus betont das Miteinander- und Voneinander-Lernen, das Erkunden und das Debattieren.

Das neue Haus in unserer Innenstadt soll aber auch einen Platz zum bloßen Verweilen bieten, um sich abseits von zuhause daheim zu fühlen. Ein Haus, um in offenen Kennenlernbereichen, in Arbeitszonen oder entspannten Rückzugsorten innezuhalten.

Ob das „Haus des Wissens“ später auch so heißen wird oder der Arbeitstitel bald verschwindet, ist dabei gar nicht wichtig. Einen neuen Ort zu schaffen, der eine eigene Identität entwickelt, der sich mit seinem Umfeld vernetzt, das ist die Aufgabe. Spannend wird nun sein, wie man all das, was man an Visionskraft hat, in Steine umsetzt. Ein Wohnzimmer, Hörsaal, Galerie, Lagerfeuer, Bühne, Labor, Küche, Wiese, Werkstatt, Markt und Heimat soll dieser Ort in einem sein.

Städte brauchen solche Orte. Von ihnen profitieren nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sie können auch Innenstädte davor bewahren, immer leerer zu werden.

Die Autorin Dr. Britta Freis leitet bei der Stadtverwaltung Bochum das Projektbüro „Haus des Wissens“. Sie ist promovierte Geographin und mit Leib und Seele Bochumerin.