Ein Alarmsignal für die Parteien

Die meisten Bürger sind mit der Arbeit der Kommunalverwaltungen zufrieden. Doch insbesondere Parteien sollten aufgrund der geringeren Zustimmungswerte für viele Bürgermeister gewarnt sein, meint Forsa-Chef Manfred Güllner.

Trotz immer geringerer Wahlbeteiligung haben die Bürger zur kommunalen Politikebene immer noch ein deutlich größeres Vertrauen als zur „großen“ Politik auf Landes- oder Bundesebene. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Kontakte zur Verwaltung in der Kommune, in der man wohnt, recht intensiv sind. So haben rund 70 Prozent aller Bundesbürger mindestens einmal, oft sogar mehrmals pro Jahr mit einer Stelle der Verwaltung in ihrer Stadt oder Gemeinde zu tun. Dabei haben die mittleren Altersgruppen und die Bürger mit weiterführenden Schulabschlüssen häufiger Kontakt zur Gemeinde- bzw. Stadtverwaltung als die jüngeren, unter 30-jährigen und die älteren, über 60-jährigen Bürger bzw. die Absolventen der Hauptschule. Mit der Arbeit „ihrer“ Verwaltung vor Ort sind rund zwei Drittel aller Bundesbürger auch zufrieden oder gar sehr zufrieden. Allerdings gibt es extreme Unterschiede im Grad der Zufriedenheit zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen und Regionen. So sind die 45- bis 59-Jährigen mit der Arbeit der Verwaltung vor Ort unzufriedener als die anderen Altersgruppen. Ebenso sind die Selbständigen deutlich unzufriedener als die anderen Erwerbstätigengruppen. Die „regelmäßigen Kunden“ der Verwaltung (also diejenigen, die mit der Gemeinde- bzw. Stadtverwaltung mehrmals im Jahr Kontakt haben) sind weniger zufrieden als diejenigen, die nur gelegentlich mit der Verwaltung zu tun haben. Zufriedenheit der Bürger mit den Kommunalverwaltungen Sehr große Unterschiede im Grad der Zufriedenheit finden sich zwischen den Bewohnern des ländlichen Raums und den urbanen Metropolen: Während bei den Bewohnern der kleinen Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern die Zufriedenheit überwiegt, ist bei den Bewohnern der großen Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern der Anteil der Unzufriedenen fast ebenso hoch wie der Anteil der mit der Arbeit der Verwaltung Zufriedenen. Auffällig ist die im Vergleich zu anderen Flächenstaaten recht geringe Zufriedenheit mit der Verwaltung vor Ort in Nordrhein-Westfalen. Dies dürfte nicht zuletzt eine Folge der radikalen Gebietsreform sein, die 1975 an Rhein und Ruhr durchgeführt wurde und die vielerorts die lokalen Identitäten aufgeweicht und zur Entfremdung zwischen dem Bürger und „seiner“ Verwaltung“ beigetragen hat.

Insgesamt ist die Zufriedenheit mit den Kommunen relativ hoch

Trotz der generell recht hohen Zufriedenheit mit der Kommunalverwaltung sehen die Bürger eine Reihe von Problemen, die das Verhältnis zur Verwaltung belasten. Diese Probleme werden insbesondere von denen gesehen, die die Leistungen der Verwaltung überdurchschnittlich häufig in Anspruch nehmen sowie den Bewohnern der großen Städte. Beklagt werden von den Bürgern überwiegend Struktur- und weniger Personalprobleme – so die zu kurzen Öffnungszeiten, die als zu verwirrend empfundenen Vorschriften oder die zu langen Warte- und Bearbeitungszeiten. Dass die Beamten beziehungsweise die öffentlich Bediensteten generell zu unfreundlich oder zu unqualifiziert wären, beklagen demgegenüber nur relativ wenige Bürger. Mit der Arbeit des Bürgermeisters in der Gemeinde, in der man lebt, ist zwar auch eine Mehrheit der Bundesbürger zufrieden. Doch ist der Grad der Zufriedenheit mit dem Stadtoberhaupt beziehungsweise dem obersten Gemeindebeamten nicht so groß wie die Zufriedenheit mit der Verwaltung vor Ort generell. Die im Vergleich zur Zufriedenheit mit der Verwaltung alles in allem etwas verhaltenere Zufriedenheit mit der Arbeit der Bürgermeister könnte ein Hinweis darauf sein, dass das personale Angebot der Parteien vor Ort immer öfter nicht mehr als zureichend eingeschätzt wird. Die Parteien sollten das als ernstes Alarmsignal werten und Abhilfe schaffen. Zufriedenheit der Bürger mit den Kommunalverwaltungen