Fahrverbote sind laut Studie nutzlos
Die Studie hatte KOMMUNAL bereits vor drei Wochen in Teilen veröffentlicht.
Inzwischen liegt der komplette Bericht vor. Die Daten stammen zwar bereits aus dem Jahr 2008, viele Zahlen daraus sind aber ernüchternd:
- Durch eine Senkung der verkehrsbedingten PM10-Emissionen um 30 Prozent ist nach heutigen Stand der Erkenntnis eine Senkung der PM10-Immissionen von höchstens 4 Prozent zu erwarten.
Heißt konkret: 30 Prozent weniger Verkehr - erreicht in diesem Fall durch Fahrverbote - schafft 4 Prozent weniger Luftbelastung. Vorausgesetzt, es fahren prozentual berechnet nicht mehr Fahrzeuge, die höhere Immissionswerte aufweisen, als vorher. Doch genau da liegt das nächste Problem: Moderne Fahrzeuge stoßen zwar weniger Feinstaub, aber mehr Stickstoffdioxid aus als ältere mit roter Plakette. Zufahrtsbeschränkungen bewirken daher ein Mehr an Stickstoffdioxid in den Umweltzonen. Laut den Forschern handelt es sich um ein Plus von etwa 2 Prozent in den Umweltzonen.
Der Effekt: Die Umweltbelastung steigt trotz Fahrverbot
Spannend im Bericht der Forscher des Fraunhofer Instituts ist auch die Berechnung der Wettereinflüsse auf die Umweltbelastung in den Städten. Konkret heißt es:
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Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die Schaffung einer Umweltzone sich die Wahrscheinlichkeit der Einhaltung des Kurzzeitgrenzwertes in Abhängigkeit der meteorologischen Einflüsse um 0.1 bzw. 2.5 Prozent verbessert. Somit ist die Wirkung der Maßnahme „Umweltzone“ nahezu unbedeutend.
Mit oder ohne Fahrverbote - Grenzwerte werden überschritten
Die Wirkung der Umweltzone anhand aller Daten beschreibt das Fraunhofer Institut sehr nüchtern mit zwei Zahlen:
Die Wahrscheinlichkeit einer Grenzüberschreitung (Immissionswerte innerhalb der 35-Tage-Grenzwertregelung) liegt MIT UMWELTZONE bei 99,8 Prozent, OHNE UMWELTZONE bei 99,9 Prozent.
Experten empfehlen Ausstieg aus Umweltzone
Dr. Matthias Klingner rät der Politik dringend, nicht länger „ein falsches Instrument für die richtigen Ziele“ einzusetzen. Die Verantwortlichen täten gut daran, endlich die wissenschaftlichen Ergebnisse anzuerkennen. „Umweltzonen bewirken keine Verbesserung der Luftsituation“, so Klingner. Aus seiner Sicht muss oberstes Ziel eine weitere Verbesserung des Verkehrsflusses sein.
Auch die Vertreter der Kommunen fordern ein Umdenken. Für mehr ÖPNV und Radwegenetze sowie Umgehungsstraßen plädiert etwa der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Auch eine nachhaltige Förderung der Elektromobilität steht ganz weit oben auf der Forderungsliste der Kommunalvertreter.
KOMMUNAL-Downloadservice: Die Studie als PDF
Hinweis: Die Messwerte stammen aus dem Jahr 2007, sind laut Fraunhofer-Institut aber aktuell.