Integration ist auch Stadtentwicklungspolitik

Holzhäuser, die ansprechend sind und bei Bedarf an einen anderen Standort versetzt werden können – ein Modell macht Schule. Zahlreiche Bürgermeister sind an dem Projekt, das in der Verbandsgemeinde Konz erstmals umgesetzt wurde – interessiert. KOMMUNAL über die moderne Verbindung von Stadtentwicklung und Integrationspolitik.

Holzhaus in Konz

Durch die Holzmodulbautechnik wird der schnelle Aufbau kleiner Wohneinheiten ermöglicht. Aufgrund der kompakten Größe bei einem Außenmaß von 5,6 x 5,6 m eines Kubus, von denen auch mehrere aneinandergereiht werden können, ermöglicht das Konzept bewusst die Nutzung von Innerortslagen. Die Faktoren Zeit und Größe waren für Konz für die Entscheidung, sich am Modellprojekt zu beteiligen, mit ausschlaggebend. Vor allem aber die Chance, persönliche Begegnungen der Konzer mit Flüchtlingen im täglichen Umgang zu ermöglichen und so die Haltung der Bürger beeinflussen zu können, war ein wichtiger Aspekt.
Die Holzhäuser, die Platz für bis zu 5 Personen bieten, sind optisch ansprechender als Container und liegen preislich bei 77.000 Euro brutto (inklusive Einbaumöbel, Küche mit Kühlschrank, Herd und Dunstabzugshaube und eine Waschmaschine). Gleichzeitig sollte in Konz aber nicht der Eindruck entstehen, es werden nunmehr „Luxusbauten für Flüchtlinge“ geschaffen, um die ohnehin bestehenden Vorbehalte in der Bevölkerung zu reduzieren. Es galt also, ein gewisses Mittelmaß zu finden. Denn Flüchtlingsunterkünfte, die im Ruf stehen, in einem desolaten Zustand zu sein, führen bei den Bürgern leicht zu Vorbehalten bzw. Ablehnung der Menschen, die darin leben.
05_gkaDa die Verbandsgemeinde Konz selbst als Bauherr und Vermieter agiert, ergeben sich neben dem Effekt der Entlastung des Mietmarktes auch eine optimierte Finanzierung der Unterkünfte für Flüchtlinge. Während im „Mietmodell“ die Miete durch den Landkreis aufgebracht und über die Verbandsgemeinde an den (privaten) Vermieter durchgereicht wird, verbleibt die Miete im „Bauherrenmodell“ bei der Verbandsgemeinde.  Wenn auch die Mietzahlungen auf der Landkreisseite die Schulden erhöhen, so führen sie doch bei der Verbandsgemeinde als Vermieterin zu Einnahmen. Zugleich amortisiert sich die „Bauherreninvestition“ unter den gegebenen Umständen und Eckdaten in weniger als 20 Jahren.
Um der Gefahr, einen „Container-Engpass“ lediglich durch einen etwaigen „Holzmodul-Engpass“ zu subsituieren, war es bei der Projektentwicklung allen Beteiligten ein wichtiges Anliegen, dass die Holzhäuser nicht allein durch ein großes Unternehmen (Monopolisten) hergestellt und aufgebaut werden können, sondern durch das örtliche Handwerk. Auch in Konz konnten alle Gewerke in der Region vergeben und somit einen Beitrag zur Stärkung der regionalen Wirtschaft geleistet werden.
Innenansichten in Konz

Konz erhofft sich durch dieses Konzept einen weiteren Vorteil: Indem Baulücken genutzt wurden, für die bislang keine Interessenten gefunden werden konnten, kann über die Holzwohnhäuser ganz konkret gezeigt werden, dass auf diesem Grundstück wohnen eine Option sein kann. Wenn die Holzwohnhäuser nicht mehr in dieser Form zur Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlinge genutzt werden, lassen diese sich unproblematisch teilen und mittels eines Tiefladers umsetzen. Das so wieder zur Verfügung stehende Grundstück kann dann hoffentlich neue Interessenten finden und die ehemaligen Flüchtlingswohnhäuser können an einem Ort einer Nachnutzung zugeführt werden, beispielsweise als Ferienhaus.
Mit der Unterbringung allein wird es nicht getan sein, um die Neuankömmlinge zu integrieren. Auch künftig wird weiterhin eine systematische Begleitung und Betreuung der Neuankömmlinge erforderlich sein, damit die Integration in unsere Gesellschaft gelingen kann. Aber die Unterbringungsform spielt sowohl für die Akzeptanz in den Städten und den Gemeinden als auch für den Betroffenen selbst eine Rolle, die nicht zu unterschätzen ist.

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