Straßenmusiker finden sich vor allem in Fußgängerzonen

Straßenmusiker - Kunst oder Katzenmusik?

Straßenmusiker nerven mit ihrem Gedudel in Cafes oder Einkaufsstraßen – doch sie können auch ein Beitrag zur Belebung der Innenstädte sein. Christian Erhardt fordert: Lassen Sie ihre Einwohner selbst entscheiden – über den Klingelbeutel!

Straßenmusiker gehören zu den ältesten Berufen der Welt

In der frühen Antike gab es Wandersänger, etwa im Iran, aus anderen Kulturen sind Berufsstände, ähnlich den keltischen Barden bekannt. Vor allem in den vergangenen 50 Jahren fungieren als Straßenmusiker weltweit oft Musikstudenten oder Jugendliche, die sich damit einen Teil ihrer Reisekosten finanzieren. Übrigens haben es schon einige Rapper vom Straßenmusiker direkt in die Charts geschafft.

Christian Erhardt über talentfreie Musiker und belebte Innenstädte: Das werden die Menschen selbst entscheiden!

Trotzdem gibt es vor allem in den Städten einen immer größeren Aufstand gegen das „Gedudel“. Stundenlanger krakeelender Gesang der slowakischen Großfamilie im Einkaufzentrum – das wollen viele Kommunen nicht mehr hinnehmen. Es kommt der Verdacht auf, dass viele Passanten die talentfreien Barden nur bezahlen, damit sie schnell wieder verschwinden. Darum warnen viele Stadtplaner auch davor, „schlechten Musikern“ auch noch „gutes Geld“ hinterher zu werfen. In der Tat stellen Experten in immer mehr Städte fest, dass es so etwas wie eine „organisierte Musik-Mafia“ gibt.

Straßenmusiker- Lärmbelästigung mit Klingelbeutel?

Doch was tun gegen die Invasion der „Lärmbelästiger mit Klingelbeutel“? In Frankfurt am Main etwa geht das Ordnungsamt schon lange auf Streife – und zwar mit Geräten zur Lärmmessung. Die Stadt München nimmt es sportlicher und lässt die Musiker zum Contest antreten. Nach dem Motto: „München sucht den Superstar“ müssen Straßenmusiker dort eine Lizenz erwerben. Die gibt es nur, wer vorher ein „Casting“ besteht. Die Mitarbeiter der Stadtinformation lassen die Interessenten vorsingen. Nur wer den „Geschmackstest der Mitarbeiter“ besteht, bekommt eine Lizenz. Er habe zwar keine „musikalische Ausbildung“ aber er könne schiefe Töne erkennen, sagt der zuständige Chef der Münchner Stadtinfo über sich selbst.

Straßenmusiker - aus dem Stadtbild kaum wegzudenken

Doch nun lässt sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten und die Kunstfreiheit ist zurecht ein hohes Gut. So hätte Helene Fischer bei einem Techno-Fan vermutlich kaum eine Chance, auch nur in der Fußgängerzone aufzutreten. Rapper Cro derweil dürfte bei manchem Klassik-Fan wohl schon wegen des Tragens seiner Panda-Maske mit umgedrehtem Kreuz für Ängste sorgen. Vom Sprechgesang mal ganz abgesehen.
Über den schüchternen Jungen - wohl kein virtuoses Genie -  doch seine Stimme tut auf gute Art weh“ singt eine kölsche Band in einem bekannten Lied über den „Jungen mit der Gitarre“ hinterm Dom – und vielleicht ist es genau dieser unbekannte junge Mann in ausgetretenen Schuhen, der den Menschen in der Fußgängerzone im Alltagsstress ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Noch nicht gecastet durch zehn Shows und am Ende immer gleich klingend.

Eine Musikpolizei ist die falsche Antwort

Eine Musikpolizei ist da aus meiner Sicht fehl am Platze. Natürlich braucht es Regeln, etwa an Stellen, an denen die Menschen den schrägen Tönen gar nicht entgehen können, wie etwa in der Straßenbahn. Und wenn aus Sängern „Bettler mit Instrumenten“ werden, müssen Kommunen die Möglichkeit haben, einzugreifen. Vor allem dann, wenn die Musik etwa durch Lautsprecher besonders laut ist. Solche Lautsprecher bedürfen aber ohnehin der Genehmigung der Verwwaltung. Und auch die zulässigen Zeiten sind aufgrund der Lärmschutzrichtlinie geregelt. Kurzum: Diese Möglichkeiten haben die Kommunen bereits, und sie nutzen diese meist zu Recht. Doch das beste Steuerungsinstrument haben Bürgermeister, Lokalpolitiker und alle Einwohner des Ortes selbst in der Hand: Wer keine Münzen zugesteckt bekommt, wird früher oder später wieder verschwinden. Wenn hingegen Passanten bereit sind, Geld in den Klingelbeutel zu werfen, war es offenbar ein gelungener Beitrag zur Stadtbelebung.

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