Nachhaltigkeit
Klimapark in Kalletal - Naturschutzprojekt 2024
Versiegelte Böden auf Schulhöfen und Regenwasser, das in die Kanalisation geleitet wird, sind an den meisten Schulen in Deutschland der Standard. Doch es geht auch anders, wie in der Gemeinde Kalletal zu erleben ist. Statt grauer Betonböden gibt es am Schulzentrum in Kalletal-Hohenhausen nun einen Klimapark, von dem nicht nur die Schüler und Lehrer, sondern auch alle Bürger profitieren. Jüngst wurde der Park als „Naturschutzprojekt des Jahres 2024“ ausgezeichnet“.
Klimapark Projekt für alle Generationen
„Das war eine der besten Entscheidungen, die der Rat je getroffen hat“, sagt Mario Hecker über die Umsetzung des Klimaparks und der Gewinn für die Gemeinde sei groß. „Der Zuspruch für das Gelände ist enorm und der Park wird super genutzt. Etliche Leute kommen extra hierher und von den Schülern bis zu den Senioren fühlen sich die Besucher sehr wohl hier“, so Hecker. Dabei stehe neben dem Natur-auch das Gemeinschaftserlebnis im Zentrum und sei mit dem Park ein beliebter Treffpunkt im Ort entstanden. Gelegen inmitten verschiedener Einrichtungen, darunter eine Kita, eine Grundschule, eine weiterführende Schule, ein Bürgerbegegnungszentrum, ein Jugendzentrum und eine Senioren-Wohnanlage, ist der Klimapark städtebaulich voll integriert.
Vandalismus und Leerstand waren die Ausgangslage
Mit dem Areal von einst hat der heutige Klimapark nicht mehr viel gemeinsam. „Früher standen hier veraltete und sanierungsbedürftige Schulgebäude mit viel zu viel Fläche für zu wenig Schüler“, sagt Hecker. So war die alte Gesamtschule auf 1.000 Schüler ausgelegt, aktuell besuchen 400 die weiterführende Schule. Grund für die Unterbelegung waren laut Hecker ein deutlicher Einwohnerrückgang, auch dem demographischen Wandel geschuldet. Neben dem Sanierungsbedarf gab es auf dem wenig ansprechenden Gelände ein starkes Vandalismus-Problem, wie der Bürgermeister erzählt. „Es gab hier viele Gebäude und Ecken zum Verstecken, Scheiben wurden eingeworfen und Lampen kaputt gemacht“. So war klar, dass etwas geschehen muss mit dem Bereich mitten im Ort.
Abriss, Sanierung und Neugestaltung
Letztlich hat man sich in der Gemeinde dazu entschieden, einen Teil der Schulgebäude abzureißen und den Rest energetisch zu sanieren. Dabei sei laut Hecker schnell die Frage im Raum gestanden: „Wie nutzen wir die neu entstandene Fläche am besten, sodass alle etwas davon haben?“ Nachdem sowohl verschiedene Schulen als auch eine Senioren-Wohnanlage im direkten Umfeld des Bereichs liegen, lag es nahe, einen Grünbereich zu schaffen, der alle anspricht. „Wir wollten hier etwas schaffen, von dem alle Kinder vom Kindergarten bis ins höhere Alter profitieren und das einbezogen werden kann in den Unterricht“, so Hecker. Außerdem sollten kühle Orte in der Natur entstehen, um den Senioren aus der Nachbarschaft auch an Hitzetagen die Möglichkeit zu geben, nach draußen zu gehen.
Maßnahmen im Rahmen der Städtebauförderung
Zwischen 2016 und 2023 wurden die Gebäude abgerissen beziehungsweise saniert, die Schulhoffläche entsiegelt, ein Bürgerbegegnungszentrum gebaut, ein Mehrgenerationenpark geschaffen und der Klimapark neu angelegt. Finanziert wurden die Projekte über die Städtebauförderung NRW.
Anlegung und Bepflanzung
Der Klimapark selbst wird geprägt von einem naturnah bepflanzten, mäandrierenden Gewässerlauf. Dieser dient als mit Kies ausgeführte Retentionsfläche, die zum Beispiel im Falle eines Starkregenereignisses als Überflutungsfläche genutzt werden kann. Holzstege, Natursteine und Sitzblöcke sorgen dafür, dass das Gelände sowohl bei Trockenheit als auch unter Wasserführung genutzt werden kann. Zudem wurden im Park etliche standortgerechte, insektenfreundliche Pflanzenarten wie Schlüsselblume, Lerchensporn, Wiesenknopf, Blutweiderich und Wasserdost gepflanzt, ergänzt durch einzelne Purpurweiden.
Nachhaltig, lehrreich und gemeinschaftsstiftend
„Der Klimapark passt perfekt zur Nachhaltigkeitsstrategie unserer Gemeinde und ist in der Praxis ein großer Erfolg“, sagt Hecker. Zwischen 2020 und 2023 angelegt, wird der Park mittlerweile wie erhofft von Bürgern aller Generationen genutzt und sind dort neben zahlreichen Besuchern aus dem Ort sowohl Schüler im Biologieunterricht anzutreffen als auch Senioren, die die schattigen Sitzplätze am kühlenden Wasser schätzen. „Die Menschen kommen hier zusammen“, sagt der Bürgermeister, und es gäbe auch keine Vandalismus-Vorfälle mehr.
Naturschutzprojekt des Jahres 2024
Für den Klimapark am Schulzentrum in Kalletal-Hohenhausen wurde der Gemeinde vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ der Titel „Naturschutzprojekt des Jahres 2024“ verliehen. „Klimaanpassung, Umweltbildung und die Förderung der biologischen Vielfalt“ werden hier vorbildlich miteinander verbunden, so die Jury. Bei dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ handelt es sich um einen Zusammenschluss von aktuell 391 Städten, Gemeinden und Landkreisen, die sich für die biologische Vielfalt einsetzen. Der Titel „Naturschutzprojekt des Jahres“ wird vom Bündnis alle zwei Jahre unter seinen Mitgliedskommunen vergeben.
Weitere Projekte ausgezeichnet
Neben dem Klimapark der Gemeinde Kalletal wurden vom Bündnis zwei weitere Projekte mit dem jeweils zweiten Preis ausgezeichnet. Das eine ist der „Park der Artenvielfalt“ in Bad Säckingen, der durch die Unterstützung des Vereins „StadtOasen“ im Rahmen eines Workcamp von 45 Jugendlichen aus Bad Säckingen und den Partnerstädten in Italien, Frankreich und Japan erbaut wurde. Auf einem städtischen Grundstück am Rhein beinhaltet der Park nun Sitzmöglichkeiten, Nisthilfen für Kleintiere und Vögel, ein Insektenhotel, eine Trockenmauer, Baumpflanzungen und einen Bienenfutterautomaten.
Lüneburg: Vitusbach-Ufer ausgeweitet
Das zweite ausgezeichnete Projekt ist die naturnahe Umgestaltung eines Teilabschnitts des St. Vitusbaches in Holzen bei Lüneburg. In Zusammenarbeit der Dorfbewohner, der Samtgemeinde Ostheide und des Landkreises Lüneburg wurde dort das Ufer auf einer Länge von rund 150 Metern aufgeweitet, Kies in das Bachbett eingebracht und dem Bach so mehr Raum gegeben. Unter Anleitung der unteren Naturschutzbehörde konnten so naturnahe Strukturen geschaffen werden, in denen sich der Bach jetzt eigendynamisch und vielfältig weiterentwickeln soll. Mit großen Trittsteinen wurde die Natur wieder erlebbar gemacht.