
Radarfallen
Blitzer: Einnahmen, Kosten, Sicherheit - eine nüchterne Bilanz für Städte und Gemeinden
Blitzer sind längst mehr als Tempowächter – sie sind in vielen Städten auch Einnahmequelle. Doch die Beträge unterscheiden sich stark:
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Hamburg: Über 44 Mio. Euro jährlich – Spitzenreiter in Deutschland.
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München: Rund 1,5 Mio. Euro durch Geschwindigkeitskontrollen.
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Landkreis Lippe: Über 1,3 Mio. Euro im Halbjahr mit mobilen Blitzern.
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Kirchseeon (Bayern): 100.000 Euro in elf Tagen – ein Rekord für eine 9.000-Einwohner-Gemeinde.
Diese Beispiele zeigen: Auch kleinere Kommunen können durch gezielte Überwachung hohe Einnahmen erzielen – wenn auch mit großem Medienecho. Seltener wird jedoch über die Kosten gesprochen - sowohl für die Anschaffung der Geräte als auch für das benötigte Personal.
Was Blitzer kosten – und wann sie sich lohnen
Wer Einnahmen erwartet, muss vorher investieren. Das sollten Sie wissen, bevor Sie als Kommune investieren:
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Stationäre Blitzer kosten zwischen 20.000 und 250.000 Euro.
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Mobile Anlagen liegen bei rund 160.000 Euro inklusive Technik.
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Hinzu kommen Wartung, Kalibrierung, Personal und Verwaltung.
Fazit: Die Geräte sind teuer – rechnen sich aber oft schon nach kurzer Zeit. Voraussetzung: Sie stehen an den richtigen Stellen.Doch was sind die richtigen Stellen? Es geht schließlich nicht um Abzocke, sondern um ein Mehr an Sicherheit.
Blitzen – zum Schutz, nicht zur Abzocke
Kommunen stehen in der Kritik, „Radarfallen zur Kasse“ zu nutzen. Doch die Fakten sprechen für Geschwindigkeitsüberwachungen – wenn sie richtig eingesetzt werden:
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25 % der Unfälle mit Personenschäden entstehen durch zu schnelles Fahren.
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50 % der Verkehrstoten sind auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen.
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Blitzer verringern Unfallzahlen nachweislich, wenn sie transparent und sichtbar sind.
Kommunale Verantwortung heißt also: Schutz durch Kontrolle – nicht Einnahme um jeden Preis.
Checkliste: Hier machen Blitzer Sinn
Nicht jeder Laternenmast ist ein Blitzerstandort. Kommunen sollten gezielt und nachvollziehbar handeln. Diese Standorte sind sinnvoll:
✅ Gefahrenstellen für Kinder
Standorte: Schulwege, Kitas, Spielplätze
Warum: Besonders schutzbedürftige Verkehrsteilnehmer
✅ Unfallhäufungspunkte
Standorte: Kreuzungen, Kurven, Ausfallstraßen
Warum: Reduktion von Personenschäden
✅ Temporäre Baustellen
Standorte: Straßenarbeiten, Umleitungen
Warum: Schutz von Arbeitern und Verkehrsteilnehmern
✅ Bereiche mit vielen Fußgängern und Radfahrern
Standorte: Einkaufszonen, Bahnhöfe, Radwegekreuzungen
Warum: Minimierung von schweren Unfällen
So gelingt die Umsetzung – Schritt für Schritt
Viele Kommunen tun sich schwer mit der praktischen Umsetzung. Dabei kann man mit klarer Strategie viel erreichen:
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Gefahrenanalyse starten: Unfallstatistiken und Bürgerhinweise auswerten
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Wenige, aber gezielte Maßnahmen: Konzentration auf echte Brennpunkte - das bedeutet auch: Geschwindigkeitsreduktion nur dann, wenn auch kontrolliert werden kann
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Mobile Blitzer kombinieren: Günstiger, flexibler, abschreckend
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Klare Beschilderung & Kommunikation: Keine Abzocke, sondern Prävention
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Überschüsse reinvestieren: Verkehrssicherheit, Aufklärung, Infrastruktur
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Erfolgskontrolle durchführen: Unfallentwicklung und Beschwerden prüfen
Fazit: Blitzer als Sicherheitsinstrument, nicht als Kasse
Blitzer sind kein Goldesel – sie sind Teil kommunaler Verantwortung. Wer Gefahren kennt, gezielt handelt und Einnahmen sinnvoll nutzt, der schützt Bürger und bleibt glaubwürdig.
Der Schlüssel: Weniger ist mehr. Nicht überall blitzen – sondern dort, wo es wirklich zählt.