Ein neuer Rekord-Blitzer in Hamburg sorgt für Aufsehen. Doch wie gehen kleinere Kommunen mit dem Thema um? Es geht schließlich um Sicherheit, nicht um "Abzocke".
Ein neuer Rekord-Blitzer in Hamburg sorgt für Aufsehen. Doch wie gehen kleinere Kommunen mit dem Thema um? Es geht schließlich um Sicherheit, nicht um "Abzocke".
© 123rf

Radarfallen

Blitzer: Einnahmen, Kosten, Sicherheit - eine nüchterne Bilanz für Städte und Gemeinden

Ein neuer Rekord-Blitzer in Hamburg sorgt für Aufsehen. Doch auch kleinere Kommunen verdienen kräftig mit Radarfallen. Doch wo bringen Blitzeranlagen wirklich mehr Sicherheit, wie sollte eine Strategie für kleinere Städte und Gemeinden aussehen? Wo macht eine Geschwindigkeitsreduzierung wirklich Sinn, und wann liegt der Vorwurf der "Abzocke" nahe? Alles zum Thema: Was steckt hinter dem Blitz-Boom?

Blitzer sind längst mehr als Tempowächter – sie sind in vielen Städten auch Einnahmequelle. Doch die Beträge unterscheiden sich stark:

  • Hamburg: Über 44 Mio. Euro jährlich – Spitzenreiter in Deutschland.

  • München: Rund 1,5 Mio. Euro durch Geschwindigkeitskontrollen.

  • Landkreis Lippe: Über 1,3 Mio. Euro im Halbjahr mit mobilen Blitzern.

  • Kirchseeon (Bayern)100.000 Euro in elf Tagen – ein Rekord für eine 9.000-Einwohner-Gemeinde.

Diese Beispiele zeigen: Auch kleinere Kommunen können durch gezielte Überwachung hohe Einnahmen erzielen – wenn auch mit großem Medienecho. Seltener wird jedoch über die Kosten gesprochen - sowohl für die Anschaffung der Geräte als auch für das benötigte Personal. 

Was Blitzer kosten – und wann sie sich lohnen

Wer Einnahmen erwartet, muss vorher investieren. Das sollten Sie wissen, bevor Sie als Kommune investieren:

  • Stationäre Blitzer kosten zwischen 20.000 und 250.000 Euro.

  • Mobile Anlagen liegen bei rund 160.000 Euro inklusive Technik.

  • Hinzu kommen Wartung, Kalibrierung, Personal und Verwaltung.

Fazit: Die Geräte sind teuer – rechnen sich aber oft schon nach kurzer Zeit. Voraussetzung: Sie stehen an den richtigen Stellen.Doch was sind die richtigen Stellen? Es geht schließlich nicht um Abzocke, sondern um ein Mehr an Sicherheit. 

Blitzen – zum Schutz, nicht zur Abzocke

Kommunen stehen in der Kritik, „Radarfallen zur Kasse“ zu nutzen. Doch die Fakten sprechen für Geschwindigkeitsüberwachungen – wenn sie richtig eingesetzt werden: 

  • 25 % der Unfälle mit Personenschäden entstehen durch zu schnelles Fahren.

  • 50 % der Verkehrstoten sind auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen.

  • Blitzer verringern Unfallzahlen nachweislich, wenn sie transparent und sichtbar sind.

Kommunale Verantwortung heißt also: Schutz durch Kontrolle – nicht Einnahme um jeden Preis.

Checkliste: Hier machen Blitzer Sinn

Nicht jeder Laternenmast ist ein Blitzerstandort. Kommunen sollten gezielt und nachvollziehbar handeln. Diese Standorte sind sinnvoll:

✅ Gefahrenstellen für Kinder

Standorte: Schulwege, Kitas, Spielplätze

Warum: Besonders schutzbedürftige Verkehrsteilnehmer

✅ Unfallhäufungspunkte

Standorte: Kreuzungen, Kurven, Ausfallstraßen

Warum: Reduktion von Personenschäden

✅ Temporäre Baustellen

Standorte: Straßenarbeiten, Umleitungen

Warum: Schutz von Arbeitern und Verkehrsteilnehmern

✅ Bereiche mit vielen Fußgängern und Radfahrern

Standorte: Einkaufszonen, Bahnhöfe, Radwegekreuzungen

Warum: Minimierung von schweren Unfällen

So gelingt die Umsetzung – Schritt für Schritt

Viele Kommunen tun sich schwer mit der praktischen Umsetzung. Dabei kann man mit klarer Strategie viel erreichen:

  1. Gefahrenanalyse starten: Unfallstatistiken und Bürgerhinweise auswerten

  2. Wenige, aber gezielte Maßnahmen: Konzentration auf echte Brennpunkte - das bedeutet auch: Geschwindigkeitsreduktion nur dann, wenn auch kontrolliert werden kann

  3. Mobile Blitzer kombinieren: Günstiger, flexibler, abschreckend

  4. Klare Beschilderung & Kommunikation: Keine Abzocke, sondern Prävention

  5. Überschüsse reinvestieren: Verkehrssicherheit, Aufklärung, Infrastruktur

  6. Erfolgskontrolle durchführen: Unfallentwicklung und Beschwerden prüfen

Fazit: Blitzer als Sicherheitsinstrument, nicht als Kasse

Blitzer sind kein Goldesel – sie sind Teil kommunaler Verantwortung. Wer Gefahren kennt, gezielt handelt und Einnahmen sinnvoll nutzt, der schützt Bürger und bleibt glaubwürdig.

Der Schlüssel: Weniger ist mehr. Nicht überall blitzen – sondern dort, wo es wirklich zählt.