
Kleidung im Restmüll
Altkleider-Alarm: Warum unsere Container verschwinden
Früher bekamen die Sammler bis zu 600 Euro pro Tonne Altkleider. Heute gibt’s teilweise nicht einmal 30 Euro. Die Sortierbetriebe stöhnen über Übermengen, Textilrecycler winken ab. Und viele soziale Träger – vom Roten Kreuz bis zur Aktion Hoffnung – steigen komplett aus.
Wenn der Pullover zum Problem wird
Was einst als Spende gedacht war, wird zur teuren Last. Immer mehr Bürger werfen kaputte Jeans, verschmutzte T-Shirts oder Billigware aus Fernost in die Container. Fast-Fashion-Schrott dominiert inzwischen den Sammelstrom.
Bis zu 40 Prozent der abgegebenen Kleidung ist unbrauchbar und landet direkt in der Müllverbrennung.
Entsorgungskosten: bis zu 200 Euro pro Tonne!
Hinzu kommen wilde Müllablagerungen. Manche Containerplätze sehen eher aus wie Deponien – mit Hausmüllsäcken, Matratzen und Elektroschrott. Kein Wunder also, dass immer mehr Kommunen sagen: Weg mit dem Dreck!
Der Markt ist kaputt – und die Kommunen zahlen drauf
Das System war lange auf Gewinn getrimmt: Händler verkauften gut erhaltene Kleidung nach Osteuropa, Afrika oder Asien. Doch dort wird längst genug getragen – und Billigmode überschwemmt die Märkte. Folge: Die Textilberge wachsen, der Bedarf sinkt.
Kommunen, die ihre Container behalten, bleiben oft auf den Entsorgungskosten sitzen.
Einige Städte wie Magdeburg oder Reutlingen haben deshalb alle Sammelstellen abgebaut.
Soziale Organisationen beklagen, dass ihnen damit auch Einnahmen für Projekte verloren gehen – etwa für Tafeln oder Kleiderkammern.
Was Kommunen jetzt tun können
Ganz abschaffen? Keine gute Idee. Denn ohne Container landet die Kleidung einfach im Restmüll. Besser: neu denken statt abschaffen.
1. Kooperationen statt Chaos:
Kommunen können Containerstandorte gemeinnützigen Organisationen überlassen, wenn diese Reinigung und Entsorgung übernehmen.
2. Sammelstellen an Wertstoffhöfen:
Wer Müll vermeiden will, verlagert die Container dorthin, wo Bürger ohnehin hinfahren.
3. Eigenbetrieb oder Zweckverband:
Einige Städte betreiben eigene Sammelsysteme über Bauhöfe – das kostet, aber sichert Kontrolle.
4. Öffentlichkeitsarbeit:
Plakataktionen oder Onlinekampagnen („Nur Gutes in den Container“) verbessern das Spendenverhalten.
Checkliste für den Wiedereinstieg
✔ Standort prüfen: Wo gab es Beschwerden oder Vermüllung?
✔ Anbieter anfragen: Gibt es soziale oder gewerbliche Sammler, die übernehmen würden?
✔ Wirtschaftlichkeit kalkulieren: Lohnt sich der Aufwand bei den aktuellen Marktpreisen?
✔ Verträge sichern: Klare Vereinbarungen zu Leerung, Reinigung, Haftung.
✔ Bürger informieren: Nur saubere, tragbare Kleidung abgeben!
Rechtliche Lage: Keine Pflicht, aber Verantwortung
Die Sammlung von Altkleidern gehört nicht zu den Pflichtaufgaben der Kommune.
Aber sobald eine Stadt Container duldet oder aufstellt, gilt sie als Mitverantwortliche.
Das heißt: Sie muss die Standorte kontrollieren, illegale Container entfernen und Sicherheitsauflagen beachten.
Zudem dürfen Container auf öffentlichen Flächen nur mit Sondernutzungsgenehmigung stehen.
Wer fremde Container entdeckt, sollte sie dokumentieren und das Ordnungsamt informieren – illegale Sammler sind bundesweit ein wachsendes Problem.
Warum sich der Aufwand lohnt
Jede Tonne wiederverwerteter Kleidung spart rund 3,5 Tonnen CO₂, entlastet Deponien und schafft Arbeitsplätze in sozialen Betrieben.
Ohne Sammelsystem landen Millionen Kleidungsstücke einfach im Müll – ein ökologischer Rückschritt.
Deshalb gilt: Auch wenn der Markt schwächelt – Kommunen dürfen die Verantwortung nicht einfach ablegen. Die Altkleidersammlung ist Teil kommunaler Daseinsvorsorge, nur eben in moderner, sauberer und transparenter Form.