Kommunalfinanzen
Kreisumlage steigt 2026 in vielen Regionen deutlich
Die Rechnung ist einfach, die Folgen dramatisch. Wenn der Kreis Segeberg in Schleswig-Holstein die Kreisumlage um 2,5 Prozentpunkte anhebt, kostet das die Gemeinde Sülfeld mit ihren 3.500 Einwohnerinnen und Einwohnern zusätzlich 131.430 Euro pro Jahr, wie Bürgermeister Marek Krysiak gegenüber den Kieler Nachrichten berichtet. Geld, das der Kommune für dringend benötigte Feuerwehrprojekte fehlt.
Sülfeld steht damit nicht allein da. Überall in Deutschland schlagen kommunale Vertreterinnen und Vertreter Alarm. Im Landkreis Starnberg steigt der Kreisumlagehebesatz auf 55,8 Prozent, im Kreis Karlsruhe auf über 39,75 Prozent, in der Grafschaft Bentheim um 4,5 Prozentpunkte. Die Liste ließe sich fortsetzen. Einige Kommunen reißt die Kreisumlage in die Haushaltssicherung. Auch deshalb kommt es immer häufiger zu Klagen, wie aktuell zum Beispiel in den Landkreisen Börde und Bitterfeld. KOMMUNAL berichtet.
Kreisumlage: Landkreise unter Druck
Die Landkreise haben kaum eine Alternative. Anders als Städte und Gemeinden können sie keine eigenen Steuern erheben. Die Kreisumlage ist ihre wichtigste Einnahmequelle. Sie wird als Prozentsatz der Umlagegrundlage festgelegt, die auf der Steuerkraft und den Schlüsselzuweisungen der Städte und Gemeinden basiert.
Stark gestiegene Kosten im Sozialbereich, besonders in der Jugendhilfe, sowie höhere Personalkosten und Anteile an der Bezirksumlage belasten die Kreishaushalte. Im Landkreis Starnberg macht die Bezirksumlage bereits 30 Prozent des Verwaltungshaushalts aus. Hinzu kommen hohe Kosten für den öffentlichen Nahverkehr und die Unterbringung von Flüchtlingen. Genau wie die Städte und Gemeinden leiden die Landkreise unter immer weiterwachsenden Aufgabenbergen ohne auskömmliche Gegenfinanzierung durch Bund oder Länder.
Städte und Gemeinden am Limit
Für die Städte und Gemeinden bedeutet die höhere Kreisumlage eine zusätzliche Belastung, die sie kaum stemmen können. Henstedt-Ulzburg weist bereits ein Defizit von drei Millionen Euro aus. Eine Erhöhung der Kreisumlage um 2,5 Prozentpunkte würde weitere 1,4 Millionen Euro kosten, erklärt Bürgermeisterin Ulrike Schmidt gegenüber den Lübecker Nachrichten. Das sei für die Gemeinde nicht leistbar.
In Balve werden Kreis- und Schulumlage ab 2026 rund 60 Prozent des gesamten Haushaltsvolumens ausmachen, erklärt die Stadt gegenüber dem Märkischen Zeitungsverlag. Trotzdem möchte die Stadt die Mehrkosten nicht an die Bürgerinnen und Bürger weitergeben. Deshalb hat sie sich gegen die Erhöhung der Hebesätze für Gewerbe- und Grundsteuer entschieden.
Die finanzielle Situation zwingt viele Kommunen zu drastischen Einschnitten. In Sülfeld stehen Investitionen von über vier Millionen Euro für drei Feuerwehrhäuser an. Die Gebäude entsprechen nicht mehr den Vorgaben der Feuerwehrunfallkasse. Förderanträge ans Land Schleswig-Holstein in Höhe von bis zu 600.000 Euro pro Maßnahme wurden abgelehnt.
Appelle an Bund und Länder
Die Bürgermeister im Werra-Meißner-Kreis haben parteiübergreifend eine klare Forderung formuliert: Sie verlangen den Verzicht auf die Erhöhung der Kreisumlage. Das soll auch ein Signal an Bund und Länder sein. Dauerhaft steigende Kosten würden immer häufiger an die Kommunen durchgereicht. Am Ende müssen ehrenamtliche Mandatsträgerinnen und Mandatsträger vor Ort steigende Steuern und Gebühren erklären und geraten dabei zunehmend in Erklärungsnot.
Kommunen bundesweit in Haushaltskrise
Finanzdezernenten sprechen bereits von einer „historischen Haushaltskrise", die Städte und Gemeinden in ganz Deutschland betrifft. Die Ursachen sind vielfältig: Investitionsrückstau bei der Infrastruktur, sinkende Steuereinnahmen und Inflation verschärfen die Lage. Die Präsidenten der kommunalen Spitzenverbände fordern eine grundlegende Reform: Kommunen sollten einen größeren Anteil an den Gemeinschaftssteuern erhalten. Nur so könne die strukturelle Unterfinanzierung behoben werden. Derzeit haben Städte und Gemeinden einen Anteil von nur etwa 14 Prozent an allen öffentlichen Steuereinnahmen, sollen aber über 25 Prozent aller öffentlichen Ausgaben tätigen.
Schwierige Entscheidungen stehen an
In den kommenden Wochen werden die Kreistage in ganz Deutschland über ihre Haushalte 2026 entscheiden. Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker stehen vor einem Dilemma: Erhöhen sie die Kreisumlage, bringen sie die Städte und Gemeinden in noch größere Not. Verzichten sie darauf, können die Landkreise ihre Pflichtaufgaben nicht mehr erfüllen.