Kommunalwahlen Hessen 2026 - Wahlunterlagen
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Überblick für die Wahlen 2026

Kommunalwahlen in Hessen: Wahlrechtsreform vor Gericht

Rund 4,7 Millionen Wahlberechtigte entscheiden am 15. März über die Zusammensetzung kommunaler Parlamente. Eine umstrittene Wahlrechtsreform beschäftigt den Staatsgerichtshof, Städte suchen händeringend Wahlhelfer und Kandidaten.

Am 15. März 2026 finden in Hessen die Kommunalwahlen statt. Rund 4,7 Millionen Wahlberechtigte entscheiden über die Zusammensetzung von 421 Gemeindevertretungen, 21 Kreistagen sowie Orts- und Ausländerbeiräten. Dabei stehen die Wahlen unter besonderen Vorzeichen: Eine umstrittene Wahlrechtsreform beschäftigt den Staatsgerichtshof, Kommunen suchen händeringend nach Wahlhelfern und Parteien kämpfen mit der Kandidatenakquise.

Staatsgerichtshof prüft Wahlrechtsreform: d'Hondt statt Hare-Niemeyer

Am 17. Dezember eröffnete der Hessische Staatsgerichtshof in Wiesbaden die Verhandlung über die von CDU und SPD beschlossene Änderung des Auszählverfahrens. Die Koalition will vom Hare-Niemeyer-Verfahren zum d'Hondt-Verfahren zurückkehren. Ziel ist die Vermeidung von Zersplitterung in kommunalen Parlamenten. Die FDP-Landtagsfraktion hatte im Juli Klage eingereicht. Sie sieht darin einen „Angriff auf die demokratische Vielfalt“. Nach FDP-Berechnungen hätten sich bei den Kommunalwahlen 2021 mit dem neuen Verfahren 272 Mandate verschoben. CDU und SPD hätten 94 beziehungsweise 68 Mandate mehr erhalten.

Innenminister Roman Poseck verteidigte die Reform. „Extreme Kräfte nehmen immer mehr zu“, erklärte er vor Gericht. Im Frankfurter Stadtparlament säßen 16 Gruppierungen. Lange Sitzungen bis tief in die Nacht seien eine „starke Belastung“ für ehrenamtliche Politikerinnen und Politiker. Die FDP hielt dem entgegen, nirgendwo seien Funktionsstörungen durch Zersplitterung bekannt geworden. Der innenpolitische Sprecher Moritz Promny bekräftigte: „Die Zusammensetzung eines Parlaments muss nach dem Willen der Wählerinnen und Wähler erfolgen – nicht nach dem Willen der Landesregierung.“

Beide Seiten hatten Mathematikprofessoren als Sachverständige mitgebracht. Klar wurde: Bei allen Auszählverfahren ergeben sich zwangsläufig Bruchteilergebnisse. Eine perfekte Methode gibt es nicht. Landesanwältin Monika Böhm stufte die Klage als unbegründet ein. Sie sieht zwar eine Benachteiligung kleinerer Parteien. „Dies ist meines Erachtens aber gerechtfertigt“, sagte die Marburger Juraprofessorin.

Wann der Staatsgerichtshof entscheidet, ist offen. Gerichtspräsident Wilhelm Wolf sagte, der Termin werde noch bestimmt. Die Entscheidung über die Wahlrechtsreform für die Kommunalwahlen Hessen wird jedoch vor den Wahlen im März erwartet. Neben der FDP haben auch Die Partei und die Klimaliste Hessen Verfassungsbeschwerde eingelegt. Grüne, AfD und FDP hatten im Landtag gegen die Reform gestimmt.

Lokal-O-Mat für Kommunalwahlen Hessen 2026 startet im Februar

Erstmals können Wählerinnen und Wähler bei den Kommunalwahlen Hessen 2026 in vier Städten den Lokal-O-Mat nutzen. Die Hessische Landeszentrale für politische Bildung entwickelt gemeinsam mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Versionen für Frankfurt, Fulda, Marburg und Kassel. Das Tool funktioniert ähnlich wie der Wahl-O-Mat bei Bundestags- und Landtagswahlen.

Ab Mitte Februar können Bürgerinnen und Bürger ihre Positionen zu 30 kommunalpolitischen Thesen mit denen der antretenden Parteien und Wählergruppen vergleichen. Jede Version enthält neben allgemeinen Themen städtespezifische Thesen zum lokalen politischen Geschehen.

„Vielen Menschen fällt der Zugang zu Kommunalwahlen schwer, weil sich die Informationsbeschaffung oft schwieriger gestaltet als auf anderen Ebenen“, sagte Projektleiter Stefan Marschall. „Das wollen wir mit unserem Tool ändern.“

Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2025 nutzten rund 420.000 Menschen den Lokal-O-Mat. Weitere Informationen zum Lokal-O-Mat Hessen 2026 gibt es ab Mitte Februar online.

Hessische Kommunen suchen Wahlhelfer

Hessens Städte und Gemeinden werben intensiv um ehrenamtliche Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. Wiesbaden sucht rund 2.500 Helfer, Rüsselsheim benötigt etwa 500, Oestrich-Winkel zwischen 150 und 180. Selbst kleinere Gemeinden wie Nauheim brauchen 75 Wahlhelfer.

Die Anforderungen sind einheitlich: Wahlhelferinnen und Wahlhelfer müssen am Wahltag 18 Jahre alt sein und die deutsche Staatsangehörigkeit oder die eines anderen EU-Mitgliedstaats besitzen. Als Aufwandsentschädigung zahlen die Kommunen ein Erfrischungsgeld zwischen 35 und 80 Euro, je nach Funktion und Stadt.

Der Einsatz beginnt am 15. März um 7:30 Uhr in den Wahllokalen beziehungsweise um 14.30 Uhr im Rathaus für die Briefwahlbezirke. Aufgrund der Möglichkeit zum Kumulieren und Panaschieren wird ein Großteil der Stimmzettel erst an den Tagen nach dem Wahltag ausgezählt. Für die Auszählungswahlvorstände werden von Montag, 16. März, bis Mittwoch, 18. März, zusätzliche Helferinnen und Helfer benötigt.

Die Kommunalwahlen 2026 in Hessen erfordern einen außergewöhnlich hohen Personaleinsatz. Viele Kommunen appellieren an Freiwillige, sich zu melden. Nur so könne vermieden werden, dass wahlberechtigte Bürger zum Dienst verpflichtet werden müssen.

Kandidatensuche für Kommunalwahl: Parteien kämpfen um Listen

Parallel zur Wahlhelfersuche kämpfen Parteien und Wählergruppen mit der Kandidatenakquise. Viele Ortsverbände haben Schwierigkeiten, ihre Listen zu füllen. Das politische Klima ist rauer geworden. Laut Befragungen berichten 64 Prozent der Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker von Beschimpfungen oder Bedrohungen. In Großstädten liegt der Anteil noch höher.

Die Frist zur Einreichung von Wahlvorschlägen endete am 5. Januar 2026 um 18 Uhr – 69 Tage vor der Wahl. Damit bleiben den Parteien und Wählergemeinschaften noch zweieinhalb Wochen. Wobei sich während der Weihnachtszeit vermutlich nur noch wenig auf die Beine stellen lässt.

4,7 Millionen Wahlberechtigte bei Kommunalwahlen in Hessen 2026

Bei den Kommunalwahlen 2026 sind etwa 4,7 Millionen Hessinnen und Hessen wahlberechtigt. Das sind rund 100.000 weniger als bei den letzten Kommunalwahlen 2021. Unter den Wahlberechtigten befinden sich etwa 4,2 Millionen Deutsche und rund 430.000 Bürgerinnen und Bürger aus anderen EU-Mitgliedstaaten.

Knapp 260.000 junge Bundesbürger sind erstmals zur Wahl kommunaler Parlamente aufgerufen. Eine Besonderheit: Es gibt diesmal keine Erstwähler. Da bei der Europawahl 2024 bereits 16-Jährige wählen durften, haben alle Jungwähler zumindest potenziell bereits Wahlerfahrung.

Wahlalter bei Kommunalwahlen in Hessen bleibt bei 18 Jahren

Anders als in vielen anderen Bundesländern hält Hessen bei den Kommunalwahlen am Wahlalter ab 18 Jahren fest. Im Oktober lehnte der Landtag einen Antrag der Grünen ab, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken. Innenminister Poseck begründete dies mit der notwendigen Reife für Wahlentscheidungen. Die Mehrheit der Bundesländer erlaubt bei Kommunalwahlen bereits das Wählen ab 16 Jahren.