Die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Hessen
Die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Hessen
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CDU bleibt vorne

Kommunalwahlen in Hessen - das sind die Erkenntnisse

Die hessische Kommunalwahl gilt als eine der umständlichsten Wahlsysteme in Deutschland. Schon bei einer Forsa-Umfrage vor den letzten Kommunalwahlen meinten 71 Prozent der Hessen, das Wahlsystem sei zu kompliziert und unübersichtlich. Ein Grund dafür, dass die Wahlbeteiligung mit rund 50 Prozent auf niedrigem Niveau geblieben ist. Ein Überblick:

422 Kommunen hat Hessen und 21 Landkreise - überall standen die Kommunalverteter auf dem Prüfstand und mussten sich neu wählen lassen. Dazu kamen noch Bezirksversammlungen, Ortsbeiräte und eine Reihe von Bürgermeister- und Landratswahlen. Zunächst eine grobe Einordnung: Trotz der sogenannten Masken-Raffkes, der Affäre innerhalb der CDU wenige Tage vor der Wahl, blieb die Union faktisch unverändert stärkste Kraft mit gut 28 Prozent. Bei der letzten Wahl lag die CDU damit hauchdünn vor der SPD, die damals ebenfalls gut 28 Prozent der Stimmen bekam. Bei dieser Wahl jedoch wurde sie landesweit abgestraft, verlor rund 5 Prozent der Stimmen auf gut 23 Prozent. Profitieren konnten vor allem die Grünen, die auf 19 Prozent zulegten. Wenig Veränderung bei der FDP mit knapp 7 Prozent und leichte Verluste bei der AfD mit gut 8 Prozent. Die Linke spielt bei den Kommunalwahlen in Hessen nur in einigen Großstädten eine ernstzunehmende Rolle, kam landesweit auf 4 Prozent. 

Gute Kommunalwahlergebnisse: Landräte können mit ihrer Arbeit meist überzeugen 

Es ist in der Kommunalpolitik eher selten der Fall, dass amtierende Bürgermeister und Landräte abgewählt werden. So war es auch bei diesen Wahlen. Der seit 2015 im Kreis Bergstraße amtierende Landrat, Christian Engelhardt etwa setzte sich mit gut 63 Prozent der Stimmen erneut durch - seine beiden Kontrahenten hatten keine Chance. Ganz anders aber im Kreis Hersfeld-Rotenburg. Hier siegte überraschend deutlich Torsten Warnecke von der SPD gegen den CDU-Amtsinhaber mit 62 Prozent der Stimmen. Im Kreis Kassel hingegen, einer roten Hochburg, bleibt Andreas Siebert Landrat, holte gegen 3 Mitbewerber knapp 59 Prozent. Im Odenwaldkreis ein ähnliches Bild: Amtsinhaber Frank Matiaske gewann mit 67 Prozent deutlich gegen drei Kandidaten. Und auch im Schwalm-Eder Kreis ändert sich nichts, Winfried Becker bleibt hier im Amt. 

Auf Bürgermeisterebene haben sich einige recht junge Kandidaten durchgesetzt. So gewann in Ottrau im Schwalm-Eder Kreis der 28 jährige Jonas Korell. Neuer Rathauschef in Birkenau (Kreis Bergstraße) wird der 30 jährige Milan Mapplassary. In Michelstadt im Odenwald hat die 31 jährige Sandra Allmann gute Chancen, die Stichwahlen zu gewinnen. 

In den Städten holen die Grünen hervorragende Ergebnisse 

Während die CDU vor allem in den ländlichen Kommunen weiter starke Ergebnisse einfuhr, musste die SPD nahezu flächendeckend Federn lassen. Vor allem in den Städten verloren sie an die Grünen. In Darmstadt etwa holten die Grünen mit 28 Prozent das mit Abstand beste Ergebnis, CDU und SPD kamen auf jeweils rund 16 Prozent. In der Landeshauptstadt Wiesbaden hingegen bleibt die CDU stärkste Kraft vor den Grünen und der SPD, die FDP wurde hier mit 11 Prozent viertstärkste Kraft. Auffallend in vielen Städten: Die Ergebnisse der AfD sind durchwachsen, in der Landeshauptstadt etwa kamen sie auf 8 Prozent, in Frankfurt am Main auf ein 5 Komma Ergebnis. In der größten Stadt des Landes überholten die Grünen zudem die CDU knapp bei der Stadtverordnetenwahl. Auch in Kassel landete die AfD mit 6,7 Prozent deutlich abgeschlagen hinter dem Wahlsieger, der Grünen vor der SPD und der CDU.

In den Kreistagen hingegen gewann fast überall die CDU. Ob im Kreis Fulda mit 43 Prozent, in Gießen mit 25 Prozent oder im Hochtaunuskreis mit 34 Prozent. Ähnlich die Ergebnisse im Lahn-Dill Kreis oder im Kreis Limburg-Weilburg. Die SPD hat weiter im Schwalm-Eder Kreis und im Werra-Meißner-Kreis die Nase vorn. 

Das Wahlsystem bleibt kompliziert 

Immer wieder wird in Hessen über das komplizierte Wahlsystem diskutiert. Nach Umfragen will eine große Mehrheit der Bürger eine Reform der Wahlrechts. Bei den Kommunalwahlen können die Wähler ihre Stimmen auf die Listen verteilen. Somit ist es möglich, Bewerber von mehr als nur einer Partei zu wählen. Wähler können ihre Stimmen aber auch auf einen Kandidaten häufen, das sogenannte kumulieren. Allerdings kann jeder Kandidat maximal drei Stimmen bekommen. Vergibt ein Wähler auf eine Person mehr Stimmen, ist der gesamte Stimmzettel ungültig. Außerdem können Wähler eine ganze Liste wählen oder auch streichen. Dazu können sie ein Kreuz in den Kreis oben neben der Partei machen. So bekommt jeder Wähler der Liste eine Stimme. Ist die Liste nicht voll besetzt, werden die übrigen Stimmen von oben nach unten verteilt, bis alle abgegeben sind. Jeder Wähler hat insgesamt so viele Stimmen, wie Sitze im Kommunalparlament zu vergeben sind. In Frankfurt sind das etwa 93 Sitze, jeder Wähler hat also 93 Stimmen. Der Wahlzettel wirkte entsprechend eher wie eine Tapete. Mehr als 1100 Personen stellten sich zur Wahl, 28 Parteien und Listen fanden sich. Dazu brauchte es einen Wahlzettel, der mehr als Einen Meter 80 breit war. 0,88 Quadratmeter um genau zu sein.