Was tun gegen den Ärztemangel?

17. Oktober 2014
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Auf dem Land fehlen Deutschland in naher Zukunft bis zu 13.000 Hausärzte. Und: Mehr als jeder dritte Hausarzt erreicht in den kommenden drei Jahren das Rentenalter.

Befragung der KBV, dass ein Viertel der Fach- und Hausärzte in Deutschland in den kommenden fünf Jahren ihre Praxis aufgeben werden. Ein Nachfolger ist häufig nicht in Sicht. Eine eigene Praxis in einer von Arbeitslosigkeit, Überalterung und Abwanderung geprägten Region – das wollen sich viele junge Mediziner nicht antun. Eine gefährliche Abwärtsspirale, die sich in zahlreichen strukturschwachen Regionen Deutschlands längst in Gang gesetzt hat.

Können private Anbieter helfen?

Nun ist kompetente regionale Entwicklung gefragt mit potenten Partnern. Einer der solche Lösungen finden muss, ist Dr. Michael Philippi, Vorstandsvorsitzender der Sana Kliniken AG. Im Gespräch mit KOMMUNAL fordert er eine ganzheitlichere Gestaltung der medizinischen Versorgung, vor allem in ländlichen Regionen. Der politische Druck sei immens. „Wer löffelt die Suppe denn aus, wenn es um das Schliessen oder das grundlegende Umstrukturieren von Krankenhäusern in ländlichen Regionen geht? Es sind die Bürgermeister und Landräte vor Ort, die sich gegenüber der Bevölkerung rechtfertigen müssen“, so Philippi. Also will er mit ihnen zusammenarbeiten und gemeinsam Konzepte umsetzen. Wie es gehen kann, zeigen erfolgreiche Vorhaben im Allgäu, im Landkreis Biberach, im Bayerischen Wald, in Schleswig-Holstein oder Brandenburg.

Mangel an ärztlicher Versorgung ist in manchen Gebieten bereits eklatant

Das ambulante System wird in naher Zukunft die Bevölkerung nicht mehr angemessen versorgen können“, so der Klinikmanager. Die Krankenhäuser rücken damit immer stärker in den Mittelpunkt. "Aber nicht nur die Landärzte, sondern auch die Kliniken in den strukturschwächeren Regionen haben das Problem, trotz stagnierender oder rückläufiger Fallzahlen eine Versorgung aufrechtzuerhalten, die qualitativ hochwertig ist und dabei auch noch wirtschaftlich ist und Investitionen ermöglicht“, so Philippi.

Gesundheitsversorgung als interdisziplinäre Aufgabe

Ob stationär oder ambulant: Facharzt, Hausarzt, Somatik, Psychosomatik, Akutversorgung, Pflege und Rehabilitation – alle müssen nach Philippis Überzeugung zusammenwirken: „Wenn die Landkreise aus eigener Kraft Lösungen finden wollen – und nicht über zusätzliche Finanzmittel verfügen – bedarf es aber auch einer konsequenten Anpassung der Versorgungsstruktur. Nur durch gezielte Schwerpunktbildung gelingt es, langfristig gute Medizin finanzierbar anzubieten“, sagt der Sana-Manager. Vor allem für die ländlichen Einrichtungen hieße dass, durch Zusammenlegen und Zentralisierung von Fachbereichen das Problem der ausgedünnten Versorgung zu meistern.

Lokale Ärztenetze

Als praktische Möglichkeit nennt Philippi zudem die Bildung lokaler Ärztenetze. „Dabei können auch Kliniken die Bildung eines Versorgungsnetzwerkes übernehmen. Das Ziel ist, die regionalen Gesundheitsstrukturen zu stärken“. Gerade in den Flächenregionen sei auch die Notwendigkeit neuer Technologien, wie Telediabetes, Home-Telemonitoring, gefragt: „In der Fläche werden sich die unterschiedlichen Akteure des Gesundheitswesens daher in Zukunft schneller als bislang aufeinander zu bewegen. „Das bewährte System aus Hausarzt, Facharzt und Krankenhaus ist in zahlreichen Regionen Deutschlands nicht mehr in der bisherigen Form aufrecht zu erhalten – ohne einen Wandel wird es nicht gehen.“

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