Insektenfreundlich
Aufruf zu mehr Schottergärten

Schottergärten können wertvolle ökologische Flächen sein
Denn mit ein wenig Veränderung geht es auch anders. Während tote Schotterflächen kaum die Bezeichnung Garten verdient haben, können lebendige Stein- oder Schottergärten bei gleich geringem Pflegeaufwand ökologisch sehr wertvolle Flächen sein. Denn ein weiterer Faktor für das beobachtete Artensterben in Deutschland ist der hohe Eintrag von Nährstoffen, zum Beispiel durch Düngung und Abgase, in vielen Bereichen unserer Landschaft. Auf sehr nährstoffreichen Flächen können sich nur einige wenige, durchsetzungsstarke Arten wie etwa der Löwenzahn etablieren, die andere Arten verdrängen. In Bezug auf Artenreichtum gilt oft: Weniger Nährstoffe bedeutet mehr Vielfalt! Die vielen Wildpflanzenarten, die sich nur auf nährstoffarmen Böden etablieren können, sind in unserer überdüngten Landschaft selten geworden und mit ihnen alle Insekten, die auf diese spezialisierten Pflanzen angewiesen sind.
Und aus genau diesem Grund bieten Schottergärten große Chancen. Schotter, Split und Sand, können ein gutes Substrat sein, um einer großen Vielfalt an heimischen Wildpflanzen einen nährstoffarmen Lebensraum zu bieten, ohne dass diese durch nährstoffliebende Beikräuter verdrängt werden. Integriert man auch Sandhügel, offene Bodenstellen oder Totholz in das Beet, finden viele Insekten nicht nur Nahrung, sondern auch Lebensraum für sich und ihre Nachkommen. Sollen bereits bestehende sterile Schotterflächen in blühende Gärten umgewandelt werden, reicht es, die Plastikbarriere zu entfernen, den Schotter stellenweise beiseitezuschieben und die entstehenden Pflanzlöcher mit heimischen, hitzetoleranten Wildblumen zu besetzen. So werden aus ökologisch toten Schotterflächen ohne großen finanziellen oder zeitlichen Aufwand neue wertvolle Lebensräume, die wenig Pflegeaufwand bedürfen. Wird dabei ein Großteil der Fläche mit heimischen Wildpflanzen bepflanzt, lassen auch die Bauordnungen, die eine Begrünung von unüberbauten Flächen fordern, diese insektenfreundlichen Schottergärten zu.
Was die Politik zur Förderung ökologisch sinnvoller Schottergärten tun kann
Die Fläche der privaten Gärten in Deutschland ist ähnlich groß wie die Fläche aller unserer Naturschutzgebiete zusammen. Oft sind in Landesbauordnungen und Bebauungsplänen ökologisch sinnvolle Elemente für private Gärten, wie z.B. heimische Gehölze vorgeschrieben. Leider wird in der Praxis jedoch wenig kontrolliert, ob diese Vorschriften auch umgesetzt werden. So entstehen noch immer viele „pflegeleichte“ Schotterflächen. Um dem Artensterben entgegenzuwirken, sollte auch ein Rück- oder Umbau bereits bestehender Schotterflächen in Erwägung gezogen werden, als einfacher, wegweisender Schritt. Jede mit Wildkräutern renaturierte Fläche leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Artenvielfalt. Jede Blume zählt.
