Ausweis könnte durch Messenger ersetzt werden
Der Ausweis wird digital - nach analoger Freischaltung
So ganz digital ist es aber dann doch noch nicht. Zunächst wurde der We-Chat Ausweis in der Hafenstadt Guangzhou im Süden Chinas bereits seit dem Herbst getestet. Die Stadt hat über 14 Millionen Einwohner. Zur Region gehören aber auch andere Städte auf einer Fläche, so groß wie Baden-Württemberg, mit mehr als 100 Millionen Einwohnern. Seit dieser Woche nun gilt der Test offiziell als "bestanden" und die neue Ausweis - Technik ist in ganz China (1,4 Milliarden Einwohner) erlaubt. So ganz und gar digital geht das aber noch nicht ab, was in diesen Tagen in China passiert. Vor der "schönen, neuen Technik" steht nämlich auch für die Chinesen noch der Gang zum Amt.
Ausweis muss vom Amt freigeschaltet werden
Um alle Funktionen nutzen zu können, muss sich der Nutzer zunächst in ein Amt in seiner Stadt begeben. Dort wird der physische Ausweis vor der Freischaltung des digitalen Ausweises gescannt. Dann können die Nutzer aber in der Tat alle Funktionen nutzen, also etwa auch eine Firma gründen.
Wer den Gang zum Amt scheut, kann den "digitalen Ausweis" aber trotzdem - wenn auch eingeschränkt - nutzen. Die Gesichtserkennung per App reicht aus, um sich etwa für Dienstleistungen freizuschalten. Der Ausweis wird in dem stark überwachenden China für viele Aktionen benötigt, etwa beim Check-In in ein Hotel, für Zugreservierungen oder bei vielen Vergünstigungen etwa beim Theaterbesuch.
Besonders beliebt ist in China auch, sich damit in Internetcafes freizuschalten. Denn anders als in Deutschland ist das Internet in dem kommunistischen Land streng überwacht und massiv eingeschränkt. Sämtliche Bewegungsdaten der Nutzer werden erfasst und im Zweifel gelöscht oder geahndet, vor allem politische Kommentare.
Registrierung über We Chat ist kein Zufall
Die chinesische Führung setzt bei der modernen Technik ganz bewusst auf nur einen einzigen Messenger. We Chat ist eng mit der kommunistischen Partei Chinas verknüpft und unterliegt somit einer besonders strengen Überwachung und Zensur durch den Staat. Die App zensiert politisch sensible Nachrichten und teilt auf Nachfrage schon jetzt die Identität des Nutzers der Polizei oder anderen Behörden mit.
Ausweis ist in Deutschland noch nicht denkbar
Auch in demokratischen Ländern wird an der Digitalisierung des Personalausweises gearbeitet. Hier spielt aber der Datenschutz eine große Rolle, was die Sache mitunter auch komplizierter macht. Zahlreiche Projekte gibt es aber bereits - etwa in den USA - dort haben einige Bundesstaaten das sogenannte Wallet für den Personalausweis geschaffen. In einem Wallet können Smartphone Besitzer sonst Tickets - etwa das Flug- oder Bahnticket oder auch die Konzertkarte aufbewahren und dann beim Check In beziehungsweise an der Kasse einscannen lassen. Einige Bundesstaaten in den USA bieten den Führerschein fürs Wallet als offizielles Legitimationsmittel an - denn in den USA ist der Führerschein das Dokument, mit dem sich die meisten ausweisen.
Auch in Großbritannien gibt es bereits ähnliche Versuche. In Pilotversuchen können einige Kunden ebenfalls ihren Führerschein digital nutzen. Dafür hat die Regierung eine eigene App erstellt. Wer einen neuen Führerschein beantragt kann nun wählen, ob er ihn digital oder analog haben möchte.
Auch andere europäische Länder sind bereits auf dem Weg. Der digitale Vorreiter Estland bietet den Ausweis schon seit Jahren elektronisch an. Allerdings kam es hier im vergangenen Sommer (2017) erstmals zu einem Datenleck. Laut Financial Times sind Hacker im vergangenen Jahr an die Daten von 750.000 ID-Cards gelangt. inzwischen ist das Leck nach Angaben der Regierung geschlossen, es habe keine nennenswerten Probleme durch den Hack gegeben, beteuert sie.
In Deutschland hat der Personalausweis seit einiger Zeit eine "elektronische Funktion" - theoretisch können so zumindest mit dem analogen Ausweis rechtssicher Geschäfte getätigt werden oder auch Behördengänge online erledigt werden. Etwa das Stillegen des Fahrzeugs oder das Einreichen von Unterlagen bei Behörden ist theoretisch möglich. Das Angebot ist aber noch extrem klein, die große Mehrheit der Deutschen lässt weiter die Finger von der Freischaltung der Online-Funktion.