Tolle Aktion
Diesen Bürgermeister kann man mieten
Ein Bürgermeister blickt hinter die Kulissen: Timur Özcan lässt sich mieten. Über die von ihm bald nach seinem Amtsantritt 2019 gestartete Aktion "Rent a Bürgermeister" gewinnt er nicht nur wertvolle Einblicke in den Alltag der Bürger, Vereine, örtlichen Unternehmen und kommunalen Einrichtungen, er packt dabei auch noch mit an. "Ich will, dass die Menschen nicht nur zu mir in die Sprechstunde kommen, sie können mich auch zu sich holen", sagt er. Und das zahle sich aus - für beide Seiten. Ein Beispiel: Zuletzt war er für den gemeindlichen Bauhof mit dem Presslufthammer im Einsatz, einen Kanal-Kontrollschacht auf der Straße erneuern. "Ich lernte dabei nicht nur das Team kennen, sondern weiß nun auch, was da geleistet wird, wie hart eine solche körperliche Arbeit ist" erzählt Özcan. Der Bürgermeister erläutert den Effekt mit dem Beispiel: "Jemand kann mir zwar erklären, wie Fahrradfahren funktioniert, ich lerne es aber nur, wenn ich es selbst ausprobiere und übe."
Bürgermeister sammelt Altpapier
Sein Credo: "Als Rathauschef und Entscheidungsträger will ich wissen, wie Entscheidungen sich auswirken, vor welchen Herausforderungen und Alltagssituationen die Menschen stehen." So half er zum Beispiel im Seniorenzentrum "Haus am Losenberg" im Ortsteil Wössingen mit. Gemeinsam mit den Mitgliedern des TV Wössingen, TSV Jöhlingen, FV Wössingen und FC Jöhlingen sammelte er Altpapier ein, der komplette Erlös der Aktion kam der Jugendarbeit zugute.
Beim Senioren-Treffen des christlichen Krankenpflegevereins spendete der Bürgermeister aus seiner Privat-Kasse den Kaffee und erfuhr in der Runde, wie es allen so geht. "Wir kommen auf solchen Wegen wunderbar ins Gespräch", sagt er. Auch örtliche Unternehmen können ihn auf Wunsch mieten - allerdings nur gegen Spenden für einen guten Zweck. Beim örtlichen Getränkefachhandel in Jöhlingen lieferte er Wasser-, Saft- und Bierkästen an die Haustür der Kunden.
"Ich habe mir von Anfang an mehr Bürgernähe auf die Fahnen geschrieben", so Özcan. Weitere Einsätze seien schon geplant, so will er beispielsweise den Alltag im Kindergarten kennenlernen. Er zieht ein durchwegs positives Fazit - und kann das bürgernahe Projekt anderen Bürgermeistern nur empfehlen. "Zeit hat man nicht, Zeit muss man sich nehmen", sagt er. "Die so wertvollen und gleichzeitig nützlichen Einblicke, die ich seit dem Start der Aktion erhalten habe, sind Gold wert für mich - und die Bürger freuen sich über den ungezwungenen Kontakt."