Tun wir was gegen das Sterben der Innenstädte, fordert Christian Erhardt

Daseinsvorsorge: Was tun, wenn der Bankautomat abgebaut wird?

Ob Bankautomaten, die abgebaut werden - oder Geschäfte, die ihre Pforten dicht machen: Das Sterben der Innenstädte darf die Politik beklagen – sie kann aber auch aktiv etwas dagegen tun, meint Christian Erhardt.

Daseinsvorsorge: Handel heißt auch Wandel

Zugegeben: Alles keine langfristigen Zukunftsmodelle. Aber langfristig wird sich – die Prognose wage ich – das mobile Bezahlen per Smartphone durchsetzen. Wir tun also gut daran, die Digitalisierung vor Ort voranzutreiben. Bis dahin müssen wir als Verantwortliche vor Ort sicherstellen, dass für eine überschaubare Zeit noch die Bargeldversorgung sicher gestellt ist. Denn noch ist das digitale Bezahlen oft an Mindesteinkaufswerte gebunden. Erstaunlich, sind es doch gerade die kleinen Geschäfte, die häufig in den Fußgängerzonen unserer Kommunen dicht machen. Sind sie nur nicht flexibel genug? Die für Händler zu entrichtenden Kartengebühren jedenfalls sind meist geringer als die Kosten der Bargeldversorgung – Umtausch, Vorhalten von Münzen und so weiter kosten eben auch viel Geld. Aber: Es gibt halt auch viele – vor allem ältere Menschen- , die sich mit Kartenzahlungen noch schwer tun.

Daseinsvorsorge: Kann eine lokale Währung Kunden zurückholen?

Daseinsvorsorge ganz praktisch: Werbung für den

46 deutsche Städte begegnen den beiden Problemen wie ich finde sehr klug. Sie habe eine „Regionalwährung“ eingeführt. Na gut, selbst das Spielzeuggeld aus manchem Kaufmannsladen aus meiner Kindheit sieht echter aus, als viele der bedruckten bunten Zettelchen – Entschuldigung: Geldscheine – vor Ort. Darum geht es aber nicht. Die Idee ist, das Geld im Dorf zu lassen. Die „Sterntaler“, „Talente“ oder „Altstadttaler“ wie sie heißen können vor Ort gekauft werden und sind nur bei den regionalen Händlern im Ort einsetzbar. Jedes Vierteljahr verliert das Regionalgeld zwei Prozent an Wert – der Anreiz ist also hoch, zuerst diese Geldscheine vor Ort auszugeben. Was
Daseinsvorsorge: So sehen die regionalen Geldstücke aus...

wiederum die Wirtschaft vor Ort ankurbelt, es profitieren die kleinen Einzelhändler. Natürlich ist die Währung zu 100 Prozent durch Euros gedeckt, die als Sicherheit auf einem Konto liegen. Dass die Verbreitung funktioniert, zeigt das Beispiel Chiemgau. Im Jahr 2003 als Projekt der 10. Klasse der Waldorfschule gestartet, wuchs die Währung schnell. Inzwischen sind über 500.000 „Chiemgauer“ im Umlauf, 620 Unternehmen in der Umgebung akzeptieren ihn als Zahlungsmittel.

Das Patentrezept gibt es leider nicht

Keine Frage: Diese und andere Ideen vor Ort lösen die Probleme im ländlichen Raum nicht grundsätzlich. Sie sind aber ein Signal dafür, dass Menschen mit Kreativität und Einsatz vor Ort eine Menge erreichen können. Und das ist allemal besser, als das dauernde Wehklagen über Konkurrenz durch Online-Handel oder über die Erhöhung von Kontoführungsgebühren. Trauen wir uns in unseren Städten und Gemeinden einfach mal, neue, „spinnerte“ Ideen auszuprobieren!

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