Netzwerk
Acht Kommunen sparen gemeinsam Energie
Einsparpotenziale bei eigenen Liegenschaften kennenlernen und nachjustieren, innovative Technologiekonzepte einsetzen und die öffentliche Mobilität voranbringen- dafür steht das 2019 gegründete „Kommunale Energieeffizienz- und Ressourceneffizienz-Netzwerk“ (KERN) im Märkischen Kreis. Seine weiteren Ziele: Gebäude ressourcenschonend sanieren und das Potenzial Erneuerbarer Energiegewinnung ausschöpfen.
Netzwerk spart Energie
Bis 2023 wird das Netzwerk als eines der ersten dieser Art vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle finanziell gefördert. Wegen der Pandemie wurde die Laufzeit um ein Jahr verlängert. Innerhalb von vier Jahren wollen die Gemeinden Hagen, Halver, Kierspe, Lüdenscheid, Meinerzhagen, Neuenrade, Herscheid und Schalksmühle gemeinsam eine CO2-Einsparung von mindestens 15 Prozent für jede kommunale Liegenschaft erreichen. Für die Netzwerkarbeit bringt jede Kommune 8.000 Euro Eigenanteil pro Jahr auf. Als Netzwerkmanager fungiert der regionale Energieversorger Enervie.
Plattform für Wissensaustausch
Auf der „KERN-Plattform“ werden konkrete Maßnahmen im Bereich Energie- und Ressourceneffizienz gesammelt, die CO2-Einsparung sowie Kostensenkungen ermittelt, ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch dokumentiert und ein Monitoring zur gegenseitigen Erfolgskontrolle genutzt. Dirk Depping von Enervie organisiert die regelmäßigen Arbeitstreffen, sorgt für externe Expertise und hilft bei der Beantragung von staatlichen Fördermitteln für alle teilnehmenden Kommunen. „Unser Netzwerk hat 2019 sehr, sehr klein angefangen“, erinnert sich Dirk Depping. „Es stand zunächst der Verdacht im Raum, wir seien so eine Art Kaffeekränzchen. Tatsächlich haben die Kommunen aber schnell erkannt, dass die Zusammenarbeit und besonders die Einbindung externer Fachleute echte Chancen auf innovative Lösungen bietet und dass der Wettbewerb untereinander alle Kommunen schneller voranbringt.“
Fehlende Energieeffizienz
Eine dieser externen Experten ist Kornelia Drees von der Fachhochschule des Mittelstandes in Frechen. Die Professorin nennt ein Beispiel für die häufig noch fehlende Energieeffizienz in kommunalen Liegenschaften: Eine der teilnehmenden Kommunen hat einen Schachtwasserrohrbruch nicht frühzeitig bemerkt, da diese in großen Zeiträumen nur manuell kontrolliert werden können. „Durch diese Schäden geht der zuständigen Kommune jedes Jahr viel Geld verloren. Durch eine digitale Erfassung sollen diese Störungen zukünftig zeitnah ermittelt und durch den Einsatz neuester Technologie, hier LoRaWAN, zügig Abhilfe geschaffen werden.“
Netzwerkmanager Dirk Depping berichtet von einer völlig veralteten Mess- und Regeltechnik aus den 1960er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die dafür sorgte, dass die Heizungsanlage einer kommunalen Liegenschaft ständig unter Volllast betrieben wurde. „Es musste nicht einmal die Heizungsanlage selbst ausgetauscht werden, sondern nur die veraltete Mess- und Regeltechnik. Das Ergebnis: eine drastisch gesunkene Energierechnung.“ Kornelia Drees pflichtet ihm bei. „Solche Mängel aufzuzeigen ist aber nur eine Kompetenz des Netzwerks. Die jetzt schon erkennbare Knappheit der Ressourcen wird uns mehr und mehr dazu zwingen, Gebäudematerialien zu bilanzieren und – soweit machbar – alle verwendeten Materialien einer neuen Nutzung zuzuführen. Deshalb wollen wir auch dafür sensibilisieren, neben der Digitalisierung auch die Kreislaufwirtschaft voranzubringen. Welche Dynamik in beidem liegt, das erkennen wir in unserem Netzwerk sehr deutlich.“
Zahlreiche Beispiele für die Vorteile kommunaler Zusammenarbeit und gleichzeitiger Kreislaufwirtschaft kann der Projektleiter anführen. Dirk Depping berichtet von einer Kommune, in der gerade eine alte Schule abgerissen wird. Wohin mit den Heizkörpern, den Stühlen, den Tischen? „Eine Umfrage in den anderen Kommunen ergab: Woanders wird gerade eine Schule gebaut und 500 Stühle und 100 Tische werden dort schon bald gebraucht. Also können die Einrichtungsgegenstände eingelagert werden, bis sie in der neuen Schule wieder eingesetzt werden können.“
Ausgetauschtes Material lässt sich häufig wieder verwerten.“
Holzhäuser werden versetzt
Ein anderes Beispiel einer gelungenen Wiederverwendung nennt Kornelia Drees: „In Schalksmühle wurden vor sechs Jahren 16 Holzhäuser für Flüchtlinge gebaut und nie bezogen. Zwischenzeitlich – vor dem Ukraine-Krieg – wurde erwogen, die Häuser an einen anderen Ort zu versetzen, wo sie gebraucht werden. Trotz relativ hoher Transportkosten hätte nicht nur die Kommune finanziell profitiert. Auch das im Holz gespeicherte CO2 wäre gebunden geblieben. Ein gutes Beispiel für eine gelungene Kreislaufwirtschaft.“
Letztendlich, so stellt der Projektleiter fest, fehle es Kommunen häufig nicht nur an interkommunaler Zusammenarbeit, sondern auch an fachlicher Beratung. Die Kommunen der Netzwerkteilnehmer haben diese bekommen. Im ersten Jahr konnten 20 Beratertage pro Kommune abgerufen werden, im zweiten Jahr zehn. In der letzten Phase der offiziellen Zusammenarbeit geht es aktuell um die begleitete Umsetzung noch anstehender Projekte. Dazu gehören auch Schulungen – zum Beispiel von Hausmeistern in öffentlichen Gebäuden.
Messgeräte für Hausmeister
Dabei wird jeder Hausmeister mit einem Messgerät für Licht-, Temperatur- und Strommessungen ausgestattet.Besichtigt und untersucht werden in einer Schule etwa Schwimmhalle, Mensa oder Technik räume. Besonders beeindruckt waren die ersten Teilnehmer von in einigen Klassenräumen installierten intelligenten Heizkörper-Sensoren. Diese können erkennen, wann Personen im Raum sind oder ein Fenster offensteht. Die Temperatur wird entsprechend geregelt. Die Teilnehmer der ersten Schulungen sollen nun in ihrer eigenen Kommune als eine Art „Botschafter“ neue Ideen und Impulse zur Energie- und Ressourceneinsparung einbringen.
Internetauftritt des Netzwerkes
Anfang Mai 2022 schaltete das Netzwerk eine neu konzipierte Website frei. Dirk Depping erläutert: „Nachdem wir alle unsere Hausaufgaben weitgehend erledigt haben, wollen wir nun auch nach außen sichtbarer werden und eine Vorbildfunktion für die Bürgerschaft, die Wohnungswirtschaft sowie Gewerbe und Industrie einnehmen.“ Über Erfolg oder Misserfolg wird man dann schon nicht mehr diskutieren müssen. Dirk Depping lacht: „Zu Beginn unserer Zusammenarbeit hielt manche Kommune schon das Ziel, 15 Prozent Einsparung von Strom, Gas und Wasser für kommunale Liegenschaften, für nicht erreichbar. Nach einem Jahr intensiver Zusammenarbeit aller Beteiligten waren es schon 21 Prozent. Und das ist sicherlich noch nicht das Endergebnis.“
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