Hier ist das Stadtsäckel noch gut gefüllt: Ohlsbach im Ortenau-Kreis
Viele Kommunen ächzen unter ihren Schulden. Nicht so die kleine Gemeinde Ohlsbach im Ortenau-Kreis.
© Gemeinde Ohlsbach

Ungewöhnliche Gemeinde

Finanzen: Mit Gemeinsinn gegen Haushaltslöcher

Die Gemeinden im Ortenau-Kreis schreiben rote bis tiefrote Zahlen. Nicht so die kleine Gemeinde Ohlsbach. KOMMUNAL wollte wissen, was der Grund dafür ist. Der Bürgermeister erläutert, wie es gelungen ist, dass die Kommune so gut gewirtschaftet hat und sagt auch, warum Schuldenfreiheit nicht immer bedeutet, einen guten Job gemacht zu haben.

Auf einer speziellen Karte betrachtet, ist die Gemeinde Ohlsbach im baden-württembergischen Ortenau-Kreis eine kleine grüne Insel. Alle anderen Kommunen im Kreis sind mehr oder weniger rot eingefärbt. Je dunkler das Rot, desto tiefer verschuldet ist die Kommune. Besonders dunkel leuchten Oppenau und Gengenbach: Erstere ist mit stolzen 6.302 Euro pro Kopf verschuldet, letztere mit immerhin noch 3.958 Euro pro Kopf. Nur Ohlsbach wirtschaftet ohne Kredite.

Kommunale Finanzen: Nur anpacken, was man schultern kann - um Haushaltslöcher zu vermeiden 

Bürgermeister Bernd Bruder hat das Amt seit 12 Jahren inne und er ist sichtlich stolz auf seinen Ort. "Unsere Bürgerinnen und Bürger pflegen ein großes Maß an Gemeinschaftssinn. Wer hier Hilfe braucht, der bekommt sie auch", sagt der Bürgermeister über die etwas mehr als 3.300 Menschen zählende Gemeinde. Finanziell stand Ohlsbach schon bei seinem Amtsantritt ganz gut da: Der letzte Kredit wurde bereits 2008 abgelöst. 1 Million Euro standen damals als Rücklage in den Büchern. Und das trotz Millionen-Investitionen in die Dorfmitte, in das Rathaus, in Schulen und Kitas.

Schon damals ließ sich die Kommune von Werten leiten, die auch Bürgermeister Bernd Bruder vertritt. Zum Beispiel: Nur das anpacken, was man auch finanziell gut schultern kann. "Weil wir immer gut gewirtschaftet haben, fällt es uns natürlich jetzt leichter, an Fördermittel zu gelangen. Weil wir den geforderten Eigenanteil aufbringen können", erklärt der Bürgermeister. Außerdem, sagt er, profitiere die Gemeinde von einem finanziell und personell gut aufgestellten Bauhof: "Wir haben viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit unterschiedlichen beruflichen Schwerpunkten. Deshalb machen wir vieles selbst und kaufen nur das Notwendige ein. Das macht den Leuten auch viel mehr Spaß, als wenn sie nur mit dem Besen kehren dürften", sagt Bernd Bruder.

Haushaltslöcher entstehen langfristig: Einrichtungen sanieren, bevor es zu spät ist

Allerdings räumt er auch ein, dass Ohlsbach, verglichen mit anderen Kommunen im Ortenau-Kreis, das Glück habe, ein großes Unternehmen im kleinen Ort zu haben. "Wenn es dem gut geht, geht es der Kommune auch gut. Wenn das Unternehmen mal husten sollte, dann hustet Ohlsbach auch." 1999, während des großen Sturms namens Lothar, habe man in Ohlsbach viel Wald verloren und das betroffene Gebiet kurzerhand als Bauplätze veräußert. "Diese Maßnahme habe der Gemeinde damals aus den Krediten geholfen. Dass die anderen Ortenau-Kommunen so viel schlechter dastünden, habe allerdings noch andere Gründe: "Ich kenne keinen Kollegen im Kreis, der das Geld auf den Kopf haut. Manche Kommunen liegen zum Beispiel in engen Tälern, wenn sie dort eine neue Kanalisation verlegen müssen, dann müssen sie viele Kilometer Leitungen ohne Anschlüsse legen. Das kostet einfach mehr Geld, als es das bei uns kosten würde." Allerdings: "Zu unseren Grundsätzen gehört aber auch, unsere öffentlichen Einrichtungen richtig gut in Schuss zu halten. Frühzeitiges Sanieren ist zumeist kostengünstiger, als später neu bauen zu müssen."  

Altes Haus mit schmuckem Anbau: Das Rathaus der Gemeinde Ohlsbach.

Schuldenfrei bedeutet nicht: Einen guten Job gemacht

Ohnehin sieht der erfolgreiche Bürgermeister Schuldenfreiheit nicht als Wert an sich. Investitionen in die Zukunft seien durchaus wünschenswert. Wer nichts mache und deshalb schuldenfrei sei, habe noch lange keinen guten Job gemacht. Obwohl seine Gemeinde so gut dasteht, macht sich der Bürgermeister Sorgen. Etwa um die Finanzierbarkeit des Ganztagsangebots an Schulen und Kitas. Eine Millionen-Investition. Zudem wird demnächst ein Rückhaltebecken als Hochwasserschutzmaßnahme vier Millionen verschlingen. Auch die Personalknappheit lässt Bernd Bruder skeptisch in die Zukunft schauen: "Die Personalkosten sind mit den gestiegenen Ansprüchen ja ohnehin schon stark gestiegen und werden weiter steigen. Ganz davon abgesehen, dass es immer schwieriger wird, gutes Personal zu finden."

Mehr Planungssicherheit notwendig

Von Bund und Land erwartet sich Bernd Bruder eigentlich nur eines: mehr Planungssicherheit. Gerade die Ganztagsbetreuung sei vom Bund in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entschieden worden. Ein Thema, von dem viele Kommunen nicht wissen, wie sie es händeln sollen. Erfolgsrezepte, wie die finanzielle Misere vieler Kommunen verbessert werden könnte, hat der Bürgermeister in Ohlsbach auch nicht. "Klar ist, dass wir von unserem immer größeren Anspruchsdenken heruntermüssen und das Wort Eigenverantwortung wieder größer schreiben sollten. Einfach immer mehr Geld ins System zu pumpen, ist nämlich auch keine Lösung."  

Fotocredits: Gemeinde Ohlsbach