Grenzoeffnung-Frankfurt an der Oder-Corona
Wieder verbunden über die Stadtbrücke: Frankfurt an der Oder und Slubice.
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Corona-Krise

Grenzöffnung: Bürgermeister zeigt sich selbst an

Die Grenzen zwischen Deutschland und den Nachbarländern sind wieder offen. In den Kommunen herrscht Erleichterung. In Frankfurt an der Oder hat die Eröffnung noch ganz andere Konsquenzen. Der Bürgermeister zeigte sich nach der Feier selbst an.

Die Freude war grenzenlos: Als um 0 Uhr in der Nacht zum Sonnabend nach drei Monaten die Stadtbrücke zwischen Frankfurt an der Oder und Slubice wieder überquert werden könnte, feierten Hunderte von Bürgern die lang ersehnte Grenzöffnung in der Corona-Krise. Die beiden Bürgermeister der deutsch-polnischen Doppelstadt,  René Wilke und Mariusz Olejniczak, fielen sich spontan in die Arme. Wie ein Sprecher der Stadtverwaltung Frankfurt an der Oder auf Anfrage von KOMMUNAL sagte, blieb dieser schöne Moment nicht ohne Konsequenzen: "Herr Wilke zeigte sich danach selbst an, da er gegen die Kontaktbeschränkung verstoßen hatte." Er wird nun ein Bußgeld zahlen müssen.

Grenzöffnung: Appell an Warschau und Berlin

"Man darf Frankfurt und Slubice genauso wenig an der Oder trennen, wie man die Weichsel oder die Spree an den Ufern trennen darf", sagte Bürgermeister Wilke  in dieser Nacht dem rbb. "Ich hoffe ganz stark, dass wir hier heute auch das Signal aussenden: Das dürft ihr uns nicht nochmal antun. Ich hoffe, dass das in Warschau und Berlin ankommt."

Die Grenze war vom 13. März bis zum 13. Juni zeitweise ganz geschlossen gewesen. "Die Grenzschließung aus Schutz vor der Ausbreitung des Corona-Virus  war ein Fehler und hat schweren Schaden angerichtet ", sagt der Sprecher." Nicht nur einen wirtschaftlichen Schaden. "Es wurden Familien zerrissen, man hat Menschen vor die Frage gestellt: Willst du weiter deinem Beruf nachgehen oder bei deiner Familie bleiben."

Berufspender starten Petition

In Brandenburg  hatten Berufspendler deshalb eine Petition im Internet gestartet, die eine Öffnung der Grenzen für deutsch-polnische Arbeitnehmer forderte. Aber nicht nur Berufspendler waren in dieser Zeit von der Familie getrennt, Schüler, die jenseits der Grenze zur Schule gehen, mussten in einem Internat untergebracht werden. Die Europa-Universität Viadrina musste auf digitale Vorlesungen setzen. Vor allem der Handel auf beiden Seiten hat gelitten.

Umsatzeinbußen  in Grenznähe

"Auf unserer Seite verbuchen manche Betriebe in Grenznähe 40 Prozent ihres Umsatzes durch polnischen Kunden", erläutert der Stadtsprecher. Vor allem Drogerieartikel seien gefragt. Umgekehrt können nun auch die Frankfurter wieder zu ihrem Frisör oder auf den Wochenmarkt ins polnische Slubice fahren.

Grenzen fallen in Nachbarländern

Auch das Nachbarland Frankreich hob die Beschränkungen für EU-Reisende am 15 Juni weitgehend auf.  Die Forderungen nach einer vollständigen Grenzöffnung waren auch dort immer lauter geworden. Zwischen Tschechien und Deutschland sind die Grenzen ebenfalls wieder offen. Alle Bürgermeister der Grenz-Kommunen sind erleichtert und froh.

Thomas Kirsten, Bürgermeister der Stadt Altenberg nahe der tschechischen Grenze, sagt: " Für unseren Wirtschaftraum ist es von nicht zu unterschätzender Bedeutung, dass die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen offen ist." Einige Unternehmen lassen in Böhmen produzieren, viele Arbeitskräfte aus Tschechien arbeiten in Altenberg - nicht nur im Pflegedienst, sondern auch im medizinischen Dienst, in der Gastronomie und Geschäften. Auch in Bayern herrscht Erleichterung.